gebenden Stimmungsfaktor einzubüßen, und die Einzelheiten
werden ungenauer. In dem Greifswalder Gemälde mit dem
Riesengebirge als Hintergrund schließlich nimmt die Ruine
nur mehr einen winzigen Raum ein, und ihre Darstellung ist
schemenhaft flüchtig geworden. Aber dank der zentralen Stel-
lung in der Mitte des Mittelgrundes spricht sie stimmungs-
mäßig auch hier das vernehmlichste Wort. Zugleich jedoch
kündigt sich eine Hinwendung zu neuen, für die Folgezeit
höchst bedeutsamen Idealen an. Der Nachdruck wird, wenig-
stens vom Eldenamotiv aus gesehen, endgültig und ausschließ-
lich auf die L a n d s c h a f t verlegt. — Außer in Zeichnungen,
Sepien und Gemälden hat sich Friedrich auch in Aquarellen
mit Eldena befaßt. Diese ihrem innersten Wesen nach den
Zeichnungen eng verwandten, durch keinerlei tragische Stim-
mung beschwerten Darstellungen von liebenswürdiger Frische
setzen in dem Augenblick ein, in dem die großen pathetischen
Bilder aufhören, und reichen bis zum Lebensende des Meisters,
eine sinnvolle Entwicklung, wobei aber die Möglichkeit weiterer
Funde nicht außer acht gelassen werden darf.
Otto Schmitt, Caspar David Friedrich und die Klosterruine Eldena.
Festschrift für Victor Schultze, Stettin 1930, S. 167 ff. Wichtige Er-
gänzungen bei Herbert v. Einem, Caspar David Friedrich, Berlin 1938.
IV. ' •
Oybin; erdachte Ruinen.
Eldena ist nicht die einzige Ruine, die Friedrichs Aufmerk-
samkeit erregt und Niederschlag in seinem Werk gefunden
hat. Man übertreibt kaum, wenn man sagt, daß Friedriche fast
jede Ruine, die er auf seinen Wanderungen kennenlernte, sei es
Kirche oder Burg, gezeichnet hat. Dementsprechend ist die
Zahl der nachweisbaren Ruinendarstellungen beträchtlich, aber
nur ein kleiner Teil konnte bisher identifiziert werden. Wir
kennen Zeichnungen nach der Burg Stargard in Mecklenburg,
unweit Neubrandenburg, wo sich Friedrich im Frühjahr und
25
werden ungenauer. In dem Greifswalder Gemälde mit dem
Riesengebirge als Hintergrund schließlich nimmt die Ruine
nur mehr einen winzigen Raum ein, und ihre Darstellung ist
schemenhaft flüchtig geworden. Aber dank der zentralen Stel-
lung in der Mitte des Mittelgrundes spricht sie stimmungs-
mäßig auch hier das vernehmlichste Wort. Zugleich jedoch
kündigt sich eine Hinwendung zu neuen, für die Folgezeit
höchst bedeutsamen Idealen an. Der Nachdruck wird, wenig-
stens vom Eldenamotiv aus gesehen, endgültig und ausschließ-
lich auf die L a n d s c h a f t verlegt. — Außer in Zeichnungen,
Sepien und Gemälden hat sich Friedrich auch in Aquarellen
mit Eldena befaßt. Diese ihrem innersten Wesen nach den
Zeichnungen eng verwandten, durch keinerlei tragische Stim-
mung beschwerten Darstellungen von liebenswürdiger Frische
setzen in dem Augenblick ein, in dem die großen pathetischen
Bilder aufhören, und reichen bis zum Lebensende des Meisters,
eine sinnvolle Entwicklung, wobei aber die Möglichkeit weiterer
Funde nicht außer acht gelassen werden darf.
Otto Schmitt, Caspar David Friedrich und die Klosterruine Eldena.
Festschrift für Victor Schultze, Stettin 1930, S. 167 ff. Wichtige Er-
gänzungen bei Herbert v. Einem, Caspar David Friedrich, Berlin 1938.
IV. ' •
Oybin; erdachte Ruinen.
Eldena ist nicht die einzige Ruine, die Friedrichs Aufmerk-
samkeit erregt und Niederschlag in seinem Werk gefunden
hat. Man übertreibt kaum, wenn man sagt, daß Friedriche fast
jede Ruine, die er auf seinen Wanderungen kennenlernte, sei es
Kirche oder Burg, gezeichnet hat. Dementsprechend ist die
Zahl der nachweisbaren Ruinendarstellungen beträchtlich, aber
nur ein kleiner Teil konnte bisher identifiziert werden. Wir
kennen Zeichnungen nach der Burg Stargard in Mecklenburg,
unweit Neubrandenburg, wo sich Friedrich im Frühjahr und
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