Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schmotz, Karl; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Die vorgeschichtliche Besiedlung im Isarmündungsgebiet — Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Band 58: Kallmünz/​Opf.: Verlag Michael Lassleben, 1989

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73523#0031
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
lagen gewonnenen Erkenntnisse ergab sich im Wir-
kungsbereich von H. Neubauer an der Donau sowie
in der Gegend zwischen Wallersdorf und Plattling.
Er führte seit 1929 bis zum Anfang der siebziger
Jahre insgesamt zehn Tagebücher von unschätzba-
rem Wert. Im Gegensatz zu den Tagebüchern des
langjährigen Straubinger Museumsleiters J. Keim
sind bei H. Neubauer alle vermerkten Fundvorgän-
ge nachvollziehbar. Teilweise wurden die Funde be-
reits im Tagebuch skizziert und nachträglich mit den
Inventarnummern des Deggendorfer Museums ver-
sehen. Von höchster Wichtigkeit ist eine Plansamm-
lung, die alle von Neubauer entdeckten Fundplätze
enthält und in die darüber hinaus auch ältere Fund-
plätze eingetragen sind. Für die Schwerpunkte sei-
ner Tätigkeit, vor allem das Gebiet des heutigen
Landkreises Deggendorf sowie die Gegend von Wal-
lersdorf und Mariaposching, schaffte Neubauer so-
mit ein Inventar, dessen Veröffentlichung sich be-
reits vor 15 Jahren gelohnt hätte. Die Dokumenta-
tion der 1928 einsetzenden Sammel- und Grabungs-
tätigkeit Neubauers ist für einen ehrenamtlich täti-
gen Mitarbeiter des LfD. beispielhaft.

Problemlos war auch die Fundplatzfestlegung der
erst vor wenigen Jahren aktiv gewordenen Sammler
F. Weinschenk (Deggendorf) und M. Schlaipfer
(Oberpöring), die bereitwillig Angaben machten.
Zum Glück konnten die durch W. Torbrügge publi-
zierten Altfunde von Oberpöring vor allem mit Hilfe
der Neubegehungen A. Hochleitners besser im Ge-
lände fixiert werden.
Zuletzt seien noch die Aktivitäten von L. Kreiner
(Landau) und E. Hafner (München) erwähnt, die
ebenfalls gut nachvollziehbar sind.
Nach dem Durcharbeiten und dem Zusammenfassen
(viele Fundplätze erscheinen an mehreren Literatur-
stellen) der in den schriftlichen Unterlagen und Plä-
nen vorhandenen Informationen und nach deren
einheitlicher Kartierung mußte den so gewonnenen
Fundplätzen das entsprechende Fundmaterial zuge-
wiesen werden. Hierbei zeigte sich, daß vor allem
die älteren Funde — so z. B. aus den Grabungen
Maurers zwischen 1909 und 1924 — trotz allgemein
bekannter Grabungsplätze nur mit erheblichem
Aufwand wieder auf Karten projiziert und zu Fund-
komplexen zusammengefaßt werden konnten.

2. MATERIELLE QUELLEN UND IHRE DATIERBARKEIT

Um die nach dem oben beschriebenen Vorgehen
lokalisierten Fundplätze unabhängig von den Fund-
berichten datieren zu können, mußte das Fundmate-
rial gesichtet und nach Bedarf zeichnerisch aufge-
nommen werden (vgl. S. 131 f.). Dazu waren Besu-
che der Prähistorischen Staatssammlung München,
der Museen Deggendorf, Landau a. d. Isar, Lands-
hut und Straubing, des LfD., Außenstelle Landshut,
und der privaten Sammlungen nötig. Hinzu kam
noch die Dokumentation der von mir geborgenen
Funde.
Bei der Fundaufnahme zeigte sich, daß die vor allem
in den älteren Fundberichten angegebenen Datie-
rungen nicht sehr genau sind. So war des öfteren
festzustellen, daß aus einer Fundstelle ein Fundplatz
mit mehreren Fundstellen wurde, d. h. also, daß
unter dem Fundmaterial nicht nur eine im Fundbe-
richt erwähnte Periode vertreten war, sondern meh-
rere. Diese Erfahrung soll davor warnen, siedlungs-
archäologische Untersuchungen allein auf Literatur-
basis durchzuführen. Leider war eine Reihe von
Fundstellen nicht mit Material zu belegen, weshalb
nach den Angaben des Fundberichts datiert werden
mußte. Dies trifft vor allem auf Funde nach 1976 zu,
die teilweise im Landshuter Amt nicht aufgefunden

werden konnten. Allerdings ist davon auszugehen,
daß die den Akten entnommenen Datierungen weit-
gehend zutreffen. Daß einige ältere Funde im Strau-
binger Museum ebenfalls nicht zu finden waren,
macht nur wenig aus, da sie von weitgehend nicht
lokalisierbaren Stellen stammen.
Ein grundsätzliches Problem bei der Materialauf-
nahme stellt sich mit der Datierbarkeit der Funde,
die wesentlich von der Erfahrung des Bearbeiters
abhängt. Solange es sich um formenkundlich eindeu-
tig faßbare Funde handelt — dies ist vor allem bei
Bronzen, zu größeren Teilen erhaltenen Gefäßen
und charakteristisch verzierten Scherben der Fall —
halten sich die Datierungsprobleme noch in Gren-
zen. Bei kleinteiligen Scherben ohne typische Ver-
zierung oder Ränder — das umfangreiche Lesefund-
material enthält leider sehr viel davon — bleibt meist
nur die Machart als Datierungskriterium übrig. In
einer frühen und noch sehr optimistischen Phase der
Fundaufnahme herrschte die Meinung vor, zu jeder
auch noch so unscheinbaren Scherbe etwas sagen zu
müssen, was sich aber im Laufe der Zeit als wenig
sinnvoll herausstellte. Gespräche mit Fachleuten,
die bereits viele Jahre Feldforschung betreiben oder
inventarisieren und große Erfahrung besitzen, sind

- 27 -
 
Annotationen