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Schnaase, Carl
Geschichte der bildenden Künste (Band 5): Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter (Band 3): Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls — Düsseldorf, 1856

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https://doi.org/10.11588/diglit.1294#0388
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Gelnhausen. 373

Gelnhausen*). Die kleine Reichsstadt erfreute sich,
seitdem Friedrich I. in ihrer Nähe seinen oben erwähnten
Palast erbaut hatte, der Gunst des Hohenstaunschen Hauses.
Zahlreiche, von diesem Schlosse datirte Urkunden bewei-
sen, dass Friedrich selbst, Heinrich VI., Philipp von
Schwaben und König Heinrich, Friedrich's II. Sohn, hier
häufig Hof hielten. Dies wurde die Grundlage zunehmen-
der Wohlhabenheit, von welcher die für eine blosse Pfarr-
kirche ungewöhnlich reiche Ausstattung dieses Gebäudes
Zeugrdss ablegt. Das Langhaus, ohne Zweifel der älteste
Theil, ist ziemlich einfach, sogar noch, was bei rheini-
schen Kirchen ähnlichen Umfanges in dieser Zeit nicht
mehr leicht vorkam, mit einer Balkendecke versehen. Die
Fenster sind rundbogig und unverziert, die Scheidbögen
spitz, die viereckigen Pfeiler haben auf der Stirnseite eine
Ringsäule. Das Kreuzschiff und der ziemlich lang ge-
streckte, mit drei Seiten des Achtecks geschlossene Chor
sind dagegen durchweg gewölbt und in jeder Beziehung
reich gehalten. Auf der Vierung des Kreuzes öffnet sich
eine achteckige Kuppel, über welcher ein mächtiger Thurm
zwischen zwei anderen in den Winkeln des Kreuzschiffes
und der Chorvorlage angebrachten, ebenfalls achteckigen,
aber schlankeren Thürmen hervorragt. In der Decoration
ist das Motiv gebrochener Bögen fast im Uebermaasse ge-
braucht. Im Inneren sind die Doppelreihen von Blendar-
caden durch Kleeblattbögen verbunden, die Schildbögen an
den Polygonseiten des Chorschlusses fünffach ausgezackt,
endlich die Gewölbkappen von Rosenfenstern mit innerem
Vierpasse durchbrochen. Das Aeussere der Chornische hat

•) Moller Denkmäler Taf. 19 — 25. Kallenbach a. a. 0. Taf. 22
nnd 23. Mertens, In seinen Tabellen, setzt diese Kirche, wohl nur
vermöge seines allgemeinen Princips später Datirung, nicht auf Grund
specieller Nachrichten, um 1250.


 
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