Die Gegenden des Ziegelbaues. 397
einandergelegten und sich durchkreuzenden Bogenreihen
bildete. Dieselbe Form haben wir in England kennen ge-
lernt, sie findet sich aber auch in der lombardischen Ebene,
und ist gewiss nicht, wie man annehmen könnte, aus einer
dieser entfernten Gegenden in die andere übergegangen,
sondern überall selbstständig, aber aus gleicher Ursache
entstanden. Sie hatte überall den Zweck, den Mangel
kräftiger plastischer Ornamente durch reicher gebildete flache
zu ersetzen. In England war dieser Mangel eine Folge
des einheimischen Geschmackes, in der Lombardei aber
bediente man sich, wie in unserem deutschen Norden, der
Ziegel, welche freie Plastik versagten, dafür aber, sobald
man Formsteine zu bilden gelernt hatte, die Ausführung
reicherer Linienornamente ohne grosse Anstrengung ge-
statteten *).
Einige der Formen, welche in anderen Gegenden den
Uebergangsstyl charakterisiren und dem gothischen Style
vorarbeiteten, kamen hier ziemlich früh in Aufnahme. Die
Wölbung erregte schon dadurch geringe Schwierigkeiten,
dass man nicht, wie in den Gegenden des Steinbaues, ver-
schiedener Materialien, eines stärkeren und schwerereu
Steines zu den Mauern und eines leichteren zu den Ge-
wölben, bedurfte, und dieselben Ziegel hier wie dort ge-
nügten. Nachdem man an den senkrechten Mauern die
verbindende Kraft des Mörtels kennen gelernt hatte, lag es
nahe, darüber hinauszugehen und nach der gegenüberste-
henden Mauer hin eine ähnliche Arbeit zu versuchen. Gab
es doch, um die Thüröffnungen in Ziegeln zu decken, kein
anderes Mittel als die Wölbung; wie leicht wurde man
*) Ausser den unten näher beschriebenen Kirchen sind die St.
Marienkirche zu Salzwedel und die Klosterkirche zu Neu-Rappin
Beispiele früher Anwendung des sich kreuzenden Rundbogenfrieses,
v. Quast a. a. 0. S. 240.
einandergelegten und sich durchkreuzenden Bogenreihen
bildete. Dieselbe Form haben wir in England kennen ge-
lernt, sie findet sich aber auch in der lombardischen Ebene,
und ist gewiss nicht, wie man annehmen könnte, aus einer
dieser entfernten Gegenden in die andere übergegangen,
sondern überall selbstständig, aber aus gleicher Ursache
entstanden. Sie hatte überall den Zweck, den Mangel
kräftiger plastischer Ornamente durch reicher gebildete flache
zu ersetzen. In England war dieser Mangel eine Folge
des einheimischen Geschmackes, in der Lombardei aber
bediente man sich, wie in unserem deutschen Norden, der
Ziegel, welche freie Plastik versagten, dafür aber, sobald
man Formsteine zu bilden gelernt hatte, die Ausführung
reicherer Linienornamente ohne grosse Anstrengung ge-
statteten *).
Einige der Formen, welche in anderen Gegenden den
Uebergangsstyl charakterisiren und dem gothischen Style
vorarbeiteten, kamen hier ziemlich früh in Aufnahme. Die
Wölbung erregte schon dadurch geringe Schwierigkeiten,
dass man nicht, wie in den Gegenden des Steinbaues, ver-
schiedener Materialien, eines stärkeren und schwerereu
Steines zu den Mauern und eines leichteren zu den Ge-
wölben, bedurfte, und dieselben Ziegel hier wie dort ge-
nügten. Nachdem man an den senkrechten Mauern die
verbindende Kraft des Mörtels kennen gelernt hatte, lag es
nahe, darüber hinauszugehen und nach der gegenüberste-
henden Mauer hin eine ähnliche Arbeit zu versuchen. Gab
es doch, um die Thüröffnungen in Ziegeln zu decken, kein
anderes Mittel als die Wölbung; wie leicht wurde man
*) Ausser den unten näher beschriebenen Kirchen sind die St.
Marienkirche zu Salzwedel und die Klosterkirche zu Neu-Rappin
Beispiele früher Anwendung des sich kreuzenden Rundbogenfrieses,
v. Quast a. a. 0. S. 240.