Sterngewölbe. ggg
nicht durch Pfosten getheilte Oeffnungen wünschen mochte, um
sich frei üher die Brüstung hinüberlehnen zu können*). Allein
dennoch ist die Wahl dieses Mittels sehr auffallend und lässt
sich nur durch eine Vorliebe für den Halbkreisbogen erklären,
in welcher man fast eine romanische Reminiscenz sehen möchte,
und die mit der Schlankheit und Weichheit der gleichzeitigen
englischen und französischen Formen eigenthümlich contrastirt.
Daher erklärt es sich denn auch, dass der Lancetbogen, der sich
doch als bequemste Ueberspannung zweier Arcaden sehr empfahl,
in Deutschland so selten vorkommt, selbst nicht in den Back-
steinbauten, obgleich man hier schon anfing, zur Ersparung
schwieriger Formsteine die Arcaden bis an den Einrahmungs-
bogen hinaufzuführen, wobei der Lancetbogen ein sehr natür-
liches Mittel der Gruppiruug geboten hätte. Uebrigens nöthigte
die grosse Höhe der Fenster in den Hallenkirchen unsere Archi-
tekten häufig dazu, eine Verbindung der Stäbe, den englischen
Transoms ähnlich, anzubringen, wie z. B. in der Wiesenkirche
zu Soest. Indessen zeigt sich auch nicht die mindeste Spur eines
Versuches, diese rechtwinkelige Anordnung auch auf das obere
Maasswerk anzuwenden.
Geht unsere Kunst bei dem Maasswerk fast in entgegenge-
setzter Richtung wie die englische, so giebt es andere Punkte,
wo beide sich nähern. Namentlich gehört hierher die Wölbung.
In Frankreich blieb man bei dem einfachen Kreuzgewölbe; in
Deutschland zeigt sich an kleineren Gebäuden schon im Anfange,
an grösseren doch etwa um die Mitte des vierzehnten Jahrhun-
derts die Vorliebe für Vermehrung der Gewölbrippen, nur da-
durch von der englischen Weise verschieden, dass die dort uner-
Iässliche Longitudinalrippe hier selten oder doch nur mit unter-
geordneter Bedeutung vorkommt. Zum Theil hing diese neue
Wölbungsart mit der Hallenform zusammen; in ihren weiten
Räumen, wo aller näher gelegene Schmuck fortfiel und der Blick
durch den Pfeiler sofort mit dem Gewölbe in Verbindung gesetzt
wurde, war es natürlich, dass man dem Auge gern ein reicheres,
*) Indessen fand diese Form sofort an dem Glockenhause von St. Katha-
rina ohne solchen Zweck Nachahmung. Kallenhach, Taf. 38.
nicht durch Pfosten getheilte Oeffnungen wünschen mochte, um
sich frei üher die Brüstung hinüberlehnen zu können*). Allein
dennoch ist die Wahl dieses Mittels sehr auffallend und lässt
sich nur durch eine Vorliebe für den Halbkreisbogen erklären,
in welcher man fast eine romanische Reminiscenz sehen möchte,
und die mit der Schlankheit und Weichheit der gleichzeitigen
englischen und französischen Formen eigenthümlich contrastirt.
Daher erklärt es sich denn auch, dass der Lancetbogen, der sich
doch als bequemste Ueberspannung zweier Arcaden sehr empfahl,
in Deutschland so selten vorkommt, selbst nicht in den Back-
steinbauten, obgleich man hier schon anfing, zur Ersparung
schwieriger Formsteine die Arcaden bis an den Einrahmungs-
bogen hinaufzuführen, wobei der Lancetbogen ein sehr natür-
liches Mittel der Gruppiruug geboten hätte. Uebrigens nöthigte
die grosse Höhe der Fenster in den Hallenkirchen unsere Archi-
tekten häufig dazu, eine Verbindung der Stäbe, den englischen
Transoms ähnlich, anzubringen, wie z. B. in der Wiesenkirche
zu Soest. Indessen zeigt sich auch nicht die mindeste Spur eines
Versuches, diese rechtwinkelige Anordnung auch auf das obere
Maasswerk anzuwenden.
Geht unsere Kunst bei dem Maasswerk fast in entgegenge-
setzter Richtung wie die englische, so giebt es andere Punkte,
wo beide sich nähern. Namentlich gehört hierher die Wölbung.
In Frankreich blieb man bei dem einfachen Kreuzgewölbe; in
Deutschland zeigt sich an kleineren Gebäuden schon im Anfange,
an grösseren doch etwa um die Mitte des vierzehnten Jahrhun-
derts die Vorliebe für Vermehrung der Gewölbrippen, nur da-
durch von der englischen Weise verschieden, dass die dort uner-
Iässliche Longitudinalrippe hier selten oder doch nur mit unter-
geordneter Bedeutung vorkommt. Zum Theil hing diese neue
Wölbungsart mit der Hallenform zusammen; in ihren weiten
Räumen, wo aller näher gelegene Schmuck fortfiel und der Blick
durch den Pfeiler sofort mit dem Gewölbe in Verbindung gesetzt
wurde, war es natürlich, dass man dem Auge gern ein reicheres,
*) Indessen fand diese Form sofort an dem Glockenhause von St. Katha-
rina ohne solchen Zweck Nachahmung. Kallenhach, Taf. 38.