DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.49921#0157
r43
wir kaum ihren Donner mehr vernahmen. Wir ka-
men über einige gräßliche Lavinentrümmer, die die
Brücken überschüttet, und den ganzen Abgrund aus-
gefüllt hatten. Sicher wandelten wir hinüber. Wo
eine Lavine sank, da sinkt keine wieder ohne neuen
Schnee. Immer gieng es unter gestürzten, zer-
schmetterten Tannen und Felsen, neben brausenden
Waldströmen und zerstörten Wohnungen fort; es war
dicke schwarze Nacht; Lavinen donnerten in der Ferne;
wir giengen wieder bergab, ohne den Weg zu sehen.
Das Thal scheint mit einem Male geschlossen. Eine höl-
zerne Brücke führt über den tiefen Abgrund. Endlich
nach vielem Steigen bergab kamen wir glücklich nach Am
Steg. Es liegt an einem reißenden Waldstrom , der
dieses Dörfchen schon mehrmals verheert, aber die dreisten
Bewohner nicht verhindert hat, sich immer auf's neue
wieder anzubauen und der zerstörenden Natur zu troz-
zen. Wir fanden die Reiter schon drei Stunden un-
serer harrend, denn wir waren sehr langsam gegan-
gen. Der Menschenschlag ist hier groß und schön;
reizende, große, wohlgewachsene Schweizermadchen.
Welch ein Abstand zwischen den gelben, Hagern, halb-
verdorrten , schmutzigen Landmädche-n der Lombardei!
Blond, blauäugig, von weißer, zarter Haut und
blühender Farbe, waren von Airolo an fast alle
wir kaum ihren Donner mehr vernahmen. Wir ka-
men über einige gräßliche Lavinentrümmer, die die
Brücken überschüttet, und den ganzen Abgrund aus-
gefüllt hatten. Sicher wandelten wir hinüber. Wo
eine Lavine sank, da sinkt keine wieder ohne neuen
Schnee. Immer gieng es unter gestürzten, zer-
schmetterten Tannen und Felsen, neben brausenden
Waldströmen und zerstörten Wohnungen fort; es war
dicke schwarze Nacht; Lavinen donnerten in der Ferne;
wir giengen wieder bergab, ohne den Weg zu sehen.
Das Thal scheint mit einem Male geschlossen. Eine höl-
zerne Brücke führt über den tiefen Abgrund. Endlich
nach vielem Steigen bergab kamen wir glücklich nach Am
Steg. Es liegt an einem reißenden Waldstrom , der
dieses Dörfchen schon mehrmals verheert, aber die dreisten
Bewohner nicht verhindert hat, sich immer auf's neue
wieder anzubauen und der zerstörenden Natur zu troz-
zen. Wir fanden die Reiter schon drei Stunden un-
serer harrend, denn wir waren sehr langsam gegan-
gen. Der Menschenschlag ist hier groß und schön;
reizende, große, wohlgewachsene Schweizermadchen.
Welch ein Abstand zwischen den gelben, Hagern, halb-
verdorrten , schmutzigen Landmädche-n der Lombardei!
Blond, blauäugig, von weißer, zarter Haut und
blühender Farbe, waren von Airolo an fast alle