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Klosterhof von San Marco zu Florenz


FRA GIOVANNI ANGELICO DA FIESOLE
SEIN LEBEN UND SEIN WERK
Die Jahreszeiten Frühling, Sommer und Herbst erscheinen uns wie Wegestrecken
im Leben der Blumen, als Zeiten des Emporwachsens, des Blühens und Ver-
gehens. Und da wir diesen Werdegang in jedem Jahre neu erleben, ward er
uns unversehens zum Bilde für manche in Wahrheit andersartige Entwicklung; auch
für die Kunst, vielmehr die Phasen der großen Stilepochen. Man unterschied die Früh-
zeit vom „schönen Stil“ und der Verfallskunst und dachte nicht daran, daß solche
Teilung versehentlich zu einer Wertung wurde. Ja mehr als das, man kam dazu,
die ältere Kunstform für verbraucht zu halten, weil sie von einer andern verdrängt
ward; fast immer hat man ohne Zaudern mit dem jüngeren Eroberer sympathisiert.
Freilich, sein ringendes Schaffen galt früher keineswegs als Höhepunkt; der abgeklärte
Stil der sogenannten Blütezeiten ward vielmehr von den saturierten Geschlechtern der
früheren Jahrhunderte viel höher eingeschätzt. Dann änderte sich aber solche Wertung,
denn unter dem Einfluß der modernen Naturwissenschaften trat das Problem der Ent-
wicklung stark in den Vordergrund. Das Hauptinteresse wandte sich nun jenen Stil-
phasen zu, welche die Bildung neuer Ideen und neuer Formen zu ihrer Verbildlichung
erkennen lassen: Die Vorliebe für die altniederländischen Malerschulen, für italienische
Frührenaissance wie für die primitiven Kunstepochen begann.

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