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Schramm, Albert; Möller, Maria [Hrsg.]
Der Bilderschmuck der Frühdrucke (Band 3): Die Drucke von Johann Baemler in Augsburg — Leipzig, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.16393#0009
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^ M > ugsburgszweiterDrucker,IohannSchüssler,hatdenwenigenDrucken, dievonihmbekanntsind,keinenBilder-
M > schmuck angedeihen lajsen; der dritte Drucker Augsburgs erst, Iohann Bämler, ist in die Fußstapfen Günther
M Zainers getreten, indem er eine ganze Anzahl seiner Drucke mit zahlreichen Illustrationen schmückte.

Iohann Bämler hat etwas mehr als zwei Iahrzehnte in Augsburg gedruckt^. Das ftüheste Datum, das
wir in seinen Drucken sinden, ist der 22 April 1472. Daß er schon früher buchgewerblich tätig war, steht fest; ob er, nachdem
er mit Drucken begonnen, seine persönliche Arbeit auch aus die Illustrationen ausdehntes, ist nicht erwiesen; zweifellos hat er
aber auf Gestaltung und Inhalt seiner Drucke großen Einfluß ausgeübt.

Der Stoffkreis der Bämlerschen Drucke ist außerordentlich groß. IUuftriert sind vor allem seine volkstümlichen deutschen
Schriften. Die Illustrationen schließen sich zunreist eng an den Tert an. Die Zahl der Holzschnitte ist in einzelnen Werken
außerordentlich groß; ein Teil ist aus Werken anderer Drucker übernommen, wie die Bämlerschen Holzschnitte vielfach von
anderen Druckern benützt wurden.

Die frühesten Drucke Iohann Bämlers weisen keine eigentlichenIllustrationen auf, wohl aber gelegentlich vollseitigeHolz-
schnittblätter, die gewissermaßen als Einleitungs-Holzschnitte gelten können und als solche dann in verschiedenen Werken zur
Verwendung gelangen. Vielfach fehlen sie übrigens in den erhaltenen Eremplaren. Dies gilt gleich von der ersten in Frage
kommenden Veröffentlichung:

Johannes Friburgensis: äumina coutessorum, deutsch, die (Abb.2) „an freytag vor Michaelis" (25. September)
im Iahre 1472 fertig wurde. Unter demselben Datum haben wir drei Drucke, die voneinander wenn auch wenig — ab-
weichen. Ein Holzschnitt (Abb.1) findet sich nur in einzelnen Exemplaren, und zwar nach dem Register unmittelbar vor dem
Beginn des Tertes '. Er stellt die Iungfrau Maria auf dem Throne sitzend, mit einerKrone auf demHaupte, dar; dasChristus-
kind, dem sie einen Apfel reicht, sitzt auf ihren Knieen. Der Holzschnitt, der in späteren Drucken Bämlers noch mehrfach vor-
kommt, ist durch eine Doppellinie eingefaßt, in der die Worte stehen:

„O maria du gottes tempel. Welch' mensch dich taglich ereu tüt.

Aller tugent ein war exempel. Der würdet wrubel wol behüt.

Gar vil sünder wären verdorben. Darumb ich mein gebet zü dir send

HLttest du in nit gnad erworben. Maria hilff mir an meinc end Amen."

Nach dem Register und unmittelbar vor Beginn des Tertes findet sich ebenfalls ein blattgroßer Holzschnitt in dem Druck:

Nider, die 24 goldenen Harfen, der „AnFreytag vor weyhennächten" (Abb.4) (l8.Dezeurber) desselben Iahres1472
die Bämlersche Offizin verließ. Der Holzschnitt (Abb.Z) illustriert den nebenstehenden Tert:

„Sanctus Johannes sach eine keyscrliche tron/ darinne was ein künig-
clicher stül/ der was geziert mit alle dem das lust den augen pringt Got der
himlisch vater saß auff dem selben ftül/ vnd vier tierlin warcd an dem selbe
ftül/ das warend die vier evangelisten/ die sunget Sanctus Säctus Sane-
tus/ vn cin senstmütigs lemblinstünd vor got de himlischen vater Vn vier-
vndzweinczig alten/ hatten schneeweiffe kleyder an/ vn gnldin krone auff

iren hauptern/ vn hattend guldin harpffe in iren hende Sy saffend auff
ftülen bey de vater vn vielend für das lcmblin. Der himlisch vater hat syben
stern in der eine hand/ das seind die sybe gab des heyligen gcysts/ wem
die mit lewchte in diser zeyt/der kan nit vinden dcn rechten weg zü de cwigen
leben Der hymlisch vater hat ein büch in der andern hand/ das was ver-
sperret mit sybenin sigeln —"



*

„An sant valetins tag" (14.Februar) des Iahres 147Z (Abb.ö) erscheint zum erftenmal bei Iohann Bämler ein wirklich
illustrierter Druck, nämlich:

Jacobus de Theramo, Belial, deutsch; die Illustrationen sind aber zum größten Teil dieselben wie im „Belial", den
Günther Zainer gedruckt hat; die neugeschaffenen Holzschnitte unterscheiden sich im übrigen vielfach nur dadurch, daß Belial
bekleidet dargestellt ist.

Blatt 5v oben Holzschnitt —Zaincr Abb. 2Z7.

Blatt 6v unten Holzschnitt: öelisl 8tsn8 snte iniernum ünüenL co8Üium cum
comunitnts cl^sliolicu (Abb. 7).

Blatt 7v Mitte Holzschnitt —Zainer 2ZY.

Blatt 9r unten Holzschnitk: Uelinl venies ncl reZe Lnlomone pntnns 8il)i
litternm (Abb. 8).

Blatt IOv unten Holzschnitt —Zainer Abb. 241.

Blatt IZ v NNter der Mitte Holzschnitt: Lnlomon 8eclen8 in trürunnli. Uelisl
preponen8 8Ü)i csu^sm in pncin mo^8i (Abb. 9).

Blatt 1 5 V Mitte Holzschnitt: IVIoxse8 et öelisl corsm Lnlomone (Äbb. 10).
Blatt I8r über der Mittc Holzschnitt —Zainer Abb. 244.

Blatt 20v unten Holzschnitt — Zainer Abb. 245.

^ Voullisme, E., Die deutschen Drucker des 15.Jahrhunderts. Berlin 1916, Seite 2; siehe auch Thieme-Becker, Mlgemeines Lexikon der bildenden Künstler
von der Antike bis zur Gegenwart. Band II, Z40.

^Muther, R., Die deutscheBüchcrillustration derGothik und Frührcnaiffance. Münchcn undLeipzig 1884. Bandl, 12 ff.; Bacr, L., Die illuftricrtcnHistorien-
büchcr. Straßburg I9OZ, Seitc 29 ff.

b Es hat den Anschcin, als ob es tatsächlich nur zwei verschicdenc Drucke sind: ein Druck ohne Holzschnitt und cin späterer Druck mit korrigicrtem Text,
Holzschnitt und einer roten Randleiste zu Beginn des Texteö.

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