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Schramm, Albert; Möller, Maria [Hrsg.]
Der Bilderschmuck der Frühdrucke (Band 13): Die Drucker in Leipzig und Erfurt — Leipzig, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.12370#0009
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DIE LEIPZIGER DRUCKER

NEUN Druckereien sind für Leipzig in der Frühdruckzeit festzustellen1), keine aber bringt für unseren
„Bilderschmuck der Frühdrucke" hervorragende Holzschnitte. Das liegt schon an dem Stoff, der in den
Drucken behandelt ist. Keine Bibel, keine Heiligenlegenden, keine Plenarien, die zur Illustration geradezu
herausfordern, sind in Leipzig gedruckt worden, aber auch andere so oft gedruckte weltliche Bücher mit Holz-
schnitten treten nicht auf, und wo solche vorkommen, sind sie unbedeutend, meist sogar Entlehnungen aus
anderen Druckstädten; entlehnt ist auch das auf den ersten Blick so einnehmende Signet von Konrad Kachel-
ofen (siehe unten). Almanache, kleine Drucke der verschiedensten Art, die Lehrzwecken dienen, medizi-
nische und astronomische Dinge behandeln, stehen im Vordergrund bei den Leipziger illustrierten Drucken.

*

1. Marcus Brandis

Zeitlich an erster Stelle unter den Leipziger Frühdruckern steht Marcus Brandis. Der Druckername Bran-
dis ist in der Inkunabelzeit mehrfach vertreten. Inwieweit diese Drucker zusammenhängen, ist hier zu unter-
suchen nicht der richtige Ort2). Marcus Brandis kam von Merseburg3). Von dem, was er in Leipzig druckte,
kommt für unseren „Bilderschmuck" nur der deutsche Almanach vom Jahre 1485 in Frage, der aber nichts
von Bedeutung bringt (siehe Abb. 1).

*

2. Ronrad Rachelofen

Soviel Drucke von Konrad Kachelofen auch auf uns gekommen sind und soviel wir auch in der Zu-
sammenstellung seiner illustrierten Drucke aufführen müssen, ihr Bilderschmuck beschränkt sich vielfach auf
Titelholzschnitte oder erklärende Figuren. Sein Signet (Abb. 9), das sich übrigens in den illustrierten Drucken
nicht findet, ist viel abgebildet. Auch E. Voullieme in seinem trefflichen Buch „Die deutschen Drucker des
i5..Tahrhunderts" bildet es ohne weitere Bemerkung ab. Dieses Signet, das immer in der Reihe der Drucker-
signete aufgefallen ist und wegen seiner Schönheit Kachelofen einen gewissen Ruf eingebracht hat, ist nichts
anderes als eine Entlehnung von einem Kupferstich von Martin Schongauer4).

An der Spitze der Drucke Konrad Kachelofens mit Bildschmuck steht ein lateinischer Almanach auf
das Jahr 1487 (Abb. 6) mit einer von anderen Drucken übernommenen Initiale I und einem Holzschnitt: Die
Jungfrau mit dem Jesuskind. In dasselbe Jahr gehört ein Druck „Practica latina" mit dem Titelblatt
(Abb. 2): „Uenus Anni Domina", das unter dem Holzschnitt die Jahreszahl MCCCCLXXXVII aufweist. Am
Schluß des Druckes finden sich 12 Medaillons mit Tierkreisbildern (Abb. 3—5).

Der Almanach für das Jahr 1488 weicht gegenüber dem von 1487 in seinem Bildschmuck zwar etwas ab
— es liegt ein Neuschnitt vor —, die Abweichungen sind aber so unbedeutend, daß wir auf Wiedergabe verzich-
ten können. Auch der Titelholzschnitt des „puchlei wie man schreibe sol" (Abb. 7) vom Jahr 1488 ist
keine eigene Erfindung, sondern ein mäßiger Nachschnitt ähnlicher Darstellungen. Dieses Büchlein ist 1489
nochmals gedruckt worden, das erhaltene Fragment ist aber ohne den Titelholzschnitt.

Das Jahr 1489 bringt zwar zwei größere Drucke, ihr Bilderschmuck ist aber ohne wesentliche Bedeutung.
Theodolus: Ecloga hat einen Holzschnitt-Titel (Abb. 8). Widmans „Rechnung der Kaufmann-
schaft" mit dem Wappen Leipzigs auf dem Titelblatt (Abb. 9 a) enthält zwar eine größere Anzahl Abbildungen
(Abb. 1 o—41), sie alle sind aber klein und können keinen Anspruch auf künstlerischen Wert erheben.

Auf dem deutschen Almanach für 1491 (Abb.42) sehen wir Venus und Saturn, jene mit dem Stier, die-
sen mit der Sichel. Das Wappen Leipzigs ist in die Abbildung eingefügt. Viel gedruckt bat Kachelofen die
„Practica" des Virdung von Hasfurt teils lateinisch, teils deutsch. Die erste lateinische Ausgabe
stammt vom Jahre 1491 und zeigt den Holzschnitt (Abb. 43) auf dem Titel; die deutsche Ausgabe hingegen von
1492 ist mit dem Titelholzschnitt (Abb. 44) geschmückt.

*) Vergl. E. Voullieme, Die deutschen Drucker des fünfzehnten Jahrhunderts. 2. Aufl. Berlin 1922, S. 8of f.
2) Vergl. E. Voullieme a. a. O. S. 81 f. 3) Seine Drucke in Merseburg weisen keinen Bilderschmuck auf.

*) Siehe Schramm, Buchdrucker- u. Buchhändlersignete: „Das Plakat". Nov. 1919, S. 4oi—4i2.

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