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Schramm, Albert; Möller, Maria [Editor]
Der Bilderschmuck der Frühdrucke (Band 17): Die Drucker in Nürnberg: 1. Anton Koberger — Leipzig, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.19185#0009
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Anton Koberger

DIE Offizin von Anton Koberger in Nürnberg1) ist die erfolgreichste der Frühdruckzeit. Man kann nur staunen,

was Anton Koberger als Drucker geleistet hat und steht bewundernd vor seinen gewaltigen Folianten. Aber
auch als Herausgeber von illustrierten Werken spielt er eine große Rolle. In den ersten Jahren seiner Drucker-
tätigkeit hat er freilich keine bedeutenderen Werke mit Holzschnitten herausgegeben, aber in den späteren
Jahren hat er Bücher von allergrößter Bedeutung für den Bilderschmuck auf den Markt gebracht, die seinen
Namen weithin bekannt machten und ihm eine hervorragende Stellung unter seinen Berufskollegen für immer
sichern. Der „Schatzbehalter" und Schedels „Weltchronik" sind Leistungen, die auch uns heute noch mit Be-
wunderung erfüllen.

Der erste mit Holzschnitten versehene Druck der Kobergerschen Druckerei, die „P osti 11 a" von Nicolaus
de Lyra, erschien am 22.Januar 1481. Das gewaltige mehrbändige Werk enthält 43 Holzschnitte, freilich von
künstlerischer Bedeutung sind sie nicht, aber sie wirken noch lange nach, vor allem in der Lutherzeit2). Es sind
schematische Zeichnungen (siehe Abb. 1—43). Was sie darstellen sollen, ist ohne weiteres klar: die Arche Noah,
die Bundeslade, den großen Leuchter, die Gesetzestafeln, den Tempel des Salomo, Pläne und Grundrisse der
verschiedensten Art usw; nur die Abbildung des Hohepriesters fällt etwas in die Augen.

Ebenso schematisch in der Abbildung ist der einzige Holzschnitt des am 28. Februar 1482 ausgegebenen
Druckes „Practica nova iudicialis" von Johannes Petrus de Ferrariis = Abb.44; er stellt einen Verwandt-
schaftsbaum dar, der sich in den späteren Ausgaben des Nürnberger Druckers Friedrich Creußner mehrfach
wiederfindet.

So bekannt und oft genannt auch die Kobergersche Deutsche Bibel vom 17.Februar 148g ist, so ist sie
doch für den „Bilderschmuck der Frühdrucke" wenig von Bedeutung. Ihre Holzschnitte sind nichts Neues gegen-
über dem, was in illustrierten Bibeln vor Koberger an Abbildungen geboten wurde; die Holzschnitte der Kölner
Bibel von Heinrich Quentell haben als Vorlage gedient (vergleiche „Bilderschmuck" Band VIII).

„An dem heiligen pfingstabend" = 5. Juni des Jahres 1484 wurde das Werk „Reformation der Stadt
Nürnberg" fertig. Auf der Rückseite des Blattes 1 findet sich der bemerkenswerte Holzschnitt Abb. 46 mit
den Heiligen Sebald und Lorenz rechts und links von dem Reichswappen, darunter die beiden Nürnberger
Wappen.

In demselben Jahr 1484 kam noch am 31. August ein Missale Strigoniense mit dem Holzschnitt
„Christus am Kreuz" (Abb. 45) in der Presse Anton Kobergers zum Abschluß.

Nicht weniger als viermal haben wir eine Ausgabe der „Biblia cumpostillis" bei Koberger zu ver-
zeichnen: 7. Mai 1485, 3. Dezember 1487, 12. April 1493 und 6. September 1497. Alle 4 haben dieselben 38 Holz-
schnitte, die nur verkleinerte Abbildungen der Postilla von Nicolaus de Lyra 1481 enthalten.

Der „Codex Justini anus" vom 30. Januar 1488 enthält 9 kleine Holzschnitte, die ohne besondere
künstlerische Bedeutung sind — Abb. 47 bis Abb. 55.

„Der hochen vnteylbern heylige Triualtigkeit zu lob. Marie d'wirdigsten iunckfrawen vnd muter Jesu cristi
zu eren . allen tugentlichen cristen menschen zu einer heylsame anweysung Ist gedruckt diß Passion al. das ist
der heyligen leben . durch Anthoniü Koberger . vn geendet auff freytag den nechsten vor sant Niclas tag. In der
keyserlichen stat Nüreinberg. Im iar vnser erlösung . da man zalt Tausent vierhundert vi! im achtvndachtzi-
gisten . nach cristi vnsers lieben herre geburt", d. h. also am g. Dezember 1488, ein Werk, das der Offizin von
Anton Koberger alle Ehre macht, sowohl was den Druck als den Bilderschmuck betrifft. Die Blätter sind nume-
riert mit römischen Zahlen, die Holzschnitte gehen über beide Spalten weg. Blatt Ir beginnt „das summer tayl'S
auf dem der erste Holzschnitt (Abb. 56), der als Einleitungsholzschnitt die doppelte Größe der sonstigen Holz-
schnitte hat, abgebildet ist. Das „winterteyl" fängt Blatt CLXXIIIr an. Auch hier steht zu Beginn ein doppelt
großer Holzschnitt zur Einleitung (Abb. 184). Der Text zu den Holzschnitten (Abb. 56 bis Abb. 314) ist dem der
„Heiligenlegenden" des ersten Augsburger Druckers Günther Zainer (siehe Band 2 des „Bilderschmucks" Seite 1 ff.)
inhaltlich gleich, so daß er hier wegbleiben kann.

*

*) Vergleiche über sie: Voullieme, Die deutschen Drucker des 15. Jahrhunderts. 2. Aufl. Berlin 1922. S. 122 ff. und vor allem Oskar Hase, Die Koberger,
2. Aufl. Leipzig 1885.

2) Siehe Schramm, Die Illustration der Lutherbibel, Leipzig 1923.

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