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Schramm, Albert; Möller, Maria [Hrsg.]
Der Bilderschmuck der Frühdrucke (Band 18): Die Drucker in Nürnberg (Ausser Koberger) — Leipzig, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.19186#0009
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Johann Sensenschmidt

VON den Nürnberger Druckern haben wir in Band 17 Anton Koberger seiner umfangreichen Tätigkeit halber
vorweggenommen. Zeitlich an erster Stelle steht für den Bilderschmuck der Frühdrucke eine Offizin, die später
ihre Tätigkeit in Bamberg fortsetzte: Johann S ensenschmidt, der zunächst allein arbeitete, später aber Mit-
arbeiter, so vor allem Andreas Frisner, zuzog1).

Der früheste illustrierte Druck der Offizin in Nürnberg, der am Schluß mit der Druckermarke (Abb. 11)
versehen ist, ist datiert „die vicesimoquarto Iunij" — 24. Juni des Jahres 1475. Es ist eine Ausgabe des Codex
Justinianus mit 1 o kleinen Holzschnitten:

„Imperator Justinian9 Augustus ad Senatum" zu Beginn des Werkes (Abb. 1), dann Holzschnitt Abb. 2 vor
dem l.Buch mit ähnlicher Darstellung, nur daß an Stelle der „Senatoren" junge Männer getreten sind. Der Holz-
schnitt vor dem 2. Buch (Abb. 3) zeigt einen Laien, einen Mönch und zwei Frauen, die vor dem Kaiser stehen. Beim
Holzschnitt vor dem 3. Buch (Abb. 4) ist die Zahl der Personen, die vor dem Kaiser erschienen sind, noch größer,
während sie beim Holzschnitt vor dem 4. Buch = Abb. 5 wieder in geringerer Zahl abgebildet sind. Vor dem
5. Buch sehen wir einen Bischof, der zwei Personen vermählt (Abb. 6). Der Kaiser mit mehr oder weniger Personen
findet sich dann wieder bei Buch 6—9 (Abb. 7—10).

Außer dem Codex Justinianus sind noch zwei große Druckwerke aus der Sensenschmidtschen Offizin, so-
lange sie in Nürnberg arbeitete, hervorgegangen: Die „Heiligenleben" und eine deutsche Bibel.

Jacobus de Voragines „heyligen leben" sind „freytag nach Jacobi" — 28. Juli 1475 fertig geworden. Das
Sommerteil enthält 127 (Abb. 12—117), das Winterteil 130 (Abb. 118—237) Holzschnitte, die später in derselben
Ausführung, zum Teil allerdings sehr abgebraucht, in Lübeck zum Druck von „Heiligenleben" benutzt wurden2).
Wie bei anderen Ausgaben der „Heiligenleben" finden sich auch hier in den Holzschnitten eine ganze Anzahl von
Wiederholungen. Da wir bei der Günther Zainerschen Ausgabe von 14713) über den Inhalt genauere Angaben
gemacht haben, erübrigt sich die Mitteilung des Textes zu den Bildern.

Die deutsche Bibel von Sensenschmidt ist die dritte deutsche Bibel mit Bildern in der Frühdruckzeit4).
Sie ist wie die Günther Zainerschen Bibeln in Augsburg mit großen Bildinitialen geschmückt. Die Zahl der
Initialen ist geringer als bei Zainer, ihre Größe ist 78:83 gegen 90: 74 bei Günther Zainer. Über sie, die wir unter
Nr. 239—295 abbilden, vergleiche Paul Knoblauch: Die Bildinitialen der Augsburger Zainer-Bibel und der Sensen-
schmidt-Bibel, Greifswald 1916. Außer den Initialen findet sich in der Bibel am Anfang ein Holzschnitt, der über
die ganze Breite der Seite geht und das Jüngste Gericht, darunter das Paradies (Abb. 238) darstellt. Der Text ist
derselbe wie bei Günther Zainer.

Viel und vielerlei Drucke sind aus der Offizin von Friedrich Creußner hervorgegangen, zumeist kleinere
Schriften und Einblattdrucke, die, soweit sie Bilderschmuck aufweisen, keine besondere Bedeutung haben.

Der erste Druck mit Holzschnitten ist „Ars et modus contemplativae vitae" mit 5 Holzschnitten:
4 runde Figuren und 1 xylographischer Stammbaum, deren Wiedergabe sich erübrigt, da sie keinen Anspruch
auf wirkliche Illustration machen.

Nicht weniger wie 14 Ausgaben des „Arbor" von Johannes Andreae hat Friedrich Creußner auf den
Markt gebracht, alle mit denselben schematischen Darstellungen von Stammbäumen, wie wir sie schon aus Drucken
von Augsburg, Köln und Leipzig kennen. Die datierten Ausgaben enthalten drei, die undatierten Ausgaben zwei
solcher Stammbäume, die in der Darstellung gegenüber den Abbildungen bei anderen Druckern nichts Beson-
deres bieten, also hier ohne weiteres weggelassen werden können.

*

Friedrich Creußner

*) Vergleiche: E. Voullieme, Die deutschen Drucker des 15. Jahrhunderts. Berlin 1922. 2. Auflage. S. 122.

2) Vergleiche: Bilderschmuck der Frühdrucke Band X, S. 6.

3) Vergleiche: Bilderschmuck der Frühdrucke Band II, S. 1 ff.

4) Vergleiche: Albert Schramm, Die illustrierten Bibeln der deutschen Inkunabel-Drucker. Leipzig 1922. S. 7ff.

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