BERTOLD I. VON ZAEHRINGEN.
Gestorben 1078.
Man muss die Wiege unsrer alten Geschlechter da suchen, wo ihre Stammgüter lagen. Die Zähringer hatten ihre
ersten Besitzungen grösstentheils auf der Baar, im Thurgau und Brisgau. Erst von Guntram dem Reichen an, den
Tschudi einen Grafen von Altenburg und Windisch nennt, beginnt die ununterbrochene Nachfolge des berühmten
Geschlechts. Bertold der Bärtige war ein Sohn Bezelins, eines Grafen im Thurgau, Brisgau und von Villingen und
ein Enkel Birthilo's und der Bertha von Büren.
In Urkunden kommt Bertold als Landgraf im Brisgau und Graf von Villingen vor. Im Jahr io5z gibt ihm
König Heinrich III. die Anwartschaft auf das Herzogthum Allemannien und seinen Ring als Unterpfand des Verspre-
chens. Seitdem führt er den Namen eines Herzogs. Als aber (bald nach des Königs Tod) jenes Herzogthum ledig
wurde, und Bertold mit seinem Anspruch zur Königin trat, welche Vormünderin ihres Sohnes war, da hatte sie
Allemannien bereits an ihren Schwiegersohn Rudolph von Rheinfelden vergeben, und verlieh jenem dafür das Her-
zogthum Kärnthen nebst der Mark Verona, auch behielt er die Landgrafschaft im Brisgau, und alles dieses erblich.
Heinrich IV. liess sicli durch schlimme Rathgeber gegen Herzog Bertold und Rudolph von Rheinfelden
einnehmen, und als jener vom Hoflager des Königs in Bamberg wegblieb, weil er Heinrichs Umgebung misstraute,
entzog man ihm das Herzogthum und die Markgrafschaft ohne Urtheil und Recht. Bertold verband sich jetzt mit
Rudolph und beide verbündeten sich mit Herzog Welf in Baiern (1073).
Damals waren die Sachsen schwierig; sie schlossen den König, welcher die Fürsten und die Völker zu unter-
drücken suchte, auf der Harzburg ein. Bertold kam dahin, man weiss nicht, aus welcher Ursache. Heinrich wollte
sein Benehmen gegen ihn beschönigen mit falschen Worten, und Bertold war edelsinnig genug, einen Vertrag mit
den Sachsen zu versuchens Als diess aber misslang, so führte er den König in nächtlicher Dunkelheit aus der Harz-
burg. Drei Tage lang wanderten sie durch die furchtbaren thüringischen Wälder im Geleit eines Jägers, und erreich-
ten am fünften Tage Heersfeld.
Es wurde jetzt ein Fürstentag gehalten wegen des Aufstandes der Sachsen. Ihre Gesandten machten eine solche
Erzälilung von Heinrichs Gewaltthaten, dass die Fürsten sieli von ihm abwendeten, nur Bertold und Rudolph hielten
nocli an ihrem Eide, bis einer der Anwesenden schwur, dass er vom König gedungen sey, beide zu ermorden. Sie
hielten sich nun ihrer Pflicht ledig, und liessen Heinrich wissen, wenn er sich von dieser Schuld nicht reinige, so
habe er sie als Feinde zu betrachten. Der König wusste sie in der Folge zu beschwichtigen, und versprach ihnen
sogar die Länder der Thüringer und Sachsen. Sie zogen mit ihm gegen die letztern, und erkämpften den Sieg an
der Unstrutt. Aber die Schlacht war so blutig gewesen, dass Bertold und Rudolph schwuren, nie mehr gegen die
Sachsen zu streiten, sondern sich mit ihnen zu vertragen.
Heinrich bracli auch nachher sein Wort aufs neue, und da offenbar wurde, er habe Mörder gedungen, um
Bertold, Rudolph, Welf, so wie die übrigen Fürsten, denen er misstraute, aus dem Wege zu räumen, so wurde
er des Reichsregiments verlustig erklärt und an seiner Stelle Rudolph zum Könige gewählt. Es entstand jetzt ein
langer verheerender Krieg, in welchem sich Bertold und Welf am treuesten gegen Rudolpli bewährten, der ihrem
Schutze auch seinen minderjährigen Sohn vertraute. König Heinrich hielt einen Tag zu Ulm, auf welchem König
Rudolph, die Herzoge Bertold, Welf und ihre Anhänger, nach den allemannischen Gesetzen gerichtet und ihrer
Lehen und Würden entsetzt wurden. Die Landgrafscliaft Brisgau bekam der Bischof zu Strasburg, welcher das Klo-
ster Hirschau feindlich überfallen hatte. Heinrich zerstörte auch die Burgen seiner Gegner und wusste seiner verlor-
nen Sache durch Arglist aufzuhelfen. Bertold nahm in dieser Zeit die Schlösser Zimbern und Wisneck und die vielen
Güter, welche das Kloster St. Gallen im Brisgau und in andern Gauen besass, mit den Waffen in der Hand. Die
Gegenbischöfe von Basel und Strasburg riefen gegen ihn die Bauern auf, aber Bertolds Sohn, der König Rudolphs
Tochter geheirathet hatte, nahm an diesen grausame Rache. Alle bewaffnete Bauern, die in seine Gewalt fielen,
liess er entmannen. Lange tobte der Kampf noch fort und allenthalben wurden die Länder verheert, und grässliche
Thaten verübt.
Gestorben 1078.
Man muss die Wiege unsrer alten Geschlechter da suchen, wo ihre Stammgüter lagen. Die Zähringer hatten ihre
ersten Besitzungen grösstentheils auf der Baar, im Thurgau und Brisgau. Erst von Guntram dem Reichen an, den
Tschudi einen Grafen von Altenburg und Windisch nennt, beginnt die ununterbrochene Nachfolge des berühmten
Geschlechts. Bertold der Bärtige war ein Sohn Bezelins, eines Grafen im Thurgau, Brisgau und von Villingen und
ein Enkel Birthilo's und der Bertha von Büren.
In Urkunden kommt Bertold als Landgraf im Brisgau und Graf von Villingen vor. Im Jahr io5z gibt ihm
König Heinrich III. die Anwartschaft auf das Herzogthum Allemannien und seinen Ring als Unterpfand des Verspre-
chens. Seitdem führt er den Namen eines Herzogs. Als aber (bald nach des Königs Tod) jenes Herzogthum ledig
wurde, und Bertold mit seinem Anspruch zur Königin trat, welche Vormünderin ihres Sohnes war, da hatte sie
Allemannien bereits an ihren Schwiegersohn Rudolph von Rheinfelden vergeben, und verlieh jenem dafür das Her-
zogthum Kärnthen nebst der Mark Verona, auch behielt er die Landgrafschaft im Brisgau, und alles dieses erblich.
Heinrich IV. liess sicli durch schlimme Rathgeber gegen Herzog Bertold und Rudolph von Rheinfelden
einnehmen, und als jener vom Hoflager des Königs in Bamberg wegblieb, weil er Heinrichs Umgebung misstraute,
entzog man ihm das Herzogthum und die Markgrafschaft ohne Urtheil und Recht. Bertold verband sich jetzt mit
Rudolph und beide verbündeten sich mit Herzog Welf in Baiern (1073).
Damals waren die Sachsen schwierig; sie schlossen den König, welcher die Fürsten und die Völker zu unter-
drücken suchte, auf der Harzburg ein. Bertold kam dahin, man weiss nicht, aus welcher Ursache. Heinrich wollte
sein Benehmen gegen ihn beschönigen mit falschen Worten, und Bertold war edelsinnig genug, einen Vertrag mit
den Sachsen zu versuchens Als diess aber misslang, so führte er den König in nächtlicher Dunkelheit aus der Harz-
burg. Drei Tage lang wanderten sie durch die furchtbaren thüringischen Wälder im Geleit eines Jägers, und erreich-
ten am fünften Tage Heersfeld.
Es wurde jetzt ein Fürstentag gehalten wegen des Aufstandes der Sachsen. Ihre Gesandten machten eine solche
Erzälilung von Heinrichs Gewaltthaten, dass die Fürsten sieli von ihm abwendeten, nur Bertold und Rudolph hielten
nocli an ihrem Eide, bis einer der Anwesenden schwur, dass er vom König gedungen sey, beide zu ermorden. Sie
hielten sich nun ihrer Pflicht ledig, und liessen Heinrich wissen, wenn er sich von dieser Schuld nicht reinige, so
habe er sie als Feinde zu betrachten. Der König wusste sie in der Folge zu beschwichtigen, und versprach ihnen
sogar die Länder der Thüringer und Sachsen. Sie zogen mit ihm gegen die letztern, und erkämpften den Sieg an
der Unstrutt. Aber die Schlacht war so blutig gewesen, dass Bertold und Rudolph schwuren, nie mehr gegen die
Sachsen zu streiten, sondern sich mit ihnen zu vertragen.
Heinrich bracli auch nachher sein Wort aufs neue, und da offenbar wurde, er habe Mörder gedungen, um
Bertold, Rudolph, Welf, so wie die übrigen Fürsten, denen er misstraute, aus dem Wege zu räumen, so wurde
er des Reichsregiments verlustig erklärt und an seiner Stelle Rudolph zum Könige gewählt. Es entstand jetzt ein
langer verheerender Krieg, in welchem sich Bertold und Welf am treuesten gegen Rudolpli bewährten, der ihrem
Schutze auch seinen minderjährigen Sohn vertraute. König Heinrich hielt einen Tag zu Ulm, auf welchem König
Rudolph, die Herzoge Bertold, Welf und ihre Anhänger, nach den allemannischen Gesetzen gerichtet und ihrer
Lehen und Würden entsetzt wurden. Die Landgrafscliaft Brisgau bekam der Bischof zu Strasburg, welcher das Klo-
ster Hirschau feindlich überfallen hatte. Heinrich zerstörte auch die Burgen seiner Gegner und wusste seiner verlor-
nen Sache durch Arglist aufzuhelfen. Bertold nahm in dieser Zeit die Schlösser Zimbern und Wisneck und die vielen
Güter, welche das Kloster St. Gallen im Brisgau und in andern Gauen besass, mit den Waffen in der Hand. Die
Gegenbischöfe von Basel und Strasburg riefen gegen ihn die Bauern auf, aber Bertolds Sohn, der König Rudolphs
Tochter geheirathet hatte, nahm an diesen grausame Rache. Alle bewaffnete Bauern, die in seine Gewalt fielen,
liess er entmannen. Lange tobte der Kampf noch fort und allenthalben wurden die Länder verheert, und grässliche
Thaten verübt.