Viertes Kapitel. Die Aeta auf den Philippinen.
Der Charakter.
Die Aeta, auch Negritos wegen ihrer negerähnlichen Gestalt
genannt, sind ein kleinwüchsiges Volk auf den Philippinen, das
gleich den übrigen Zwergvölkern nomadisierend hauptsächlich
von Sammelwirtschaft und Jagd lebt \ Auch sie besitzen die
starke Beharrlichkeit der Primitiven1 2 3. A. B. Meyer nennt
sie faul wie die Tiere. Sie schlafen viel. Stundenlang konnten
sie dasitzen und Dr. Meyer zuschauen. Sie sind wenig fremdem
Einfluß zugänglich und haben sich selbst der Beeinflussung
durch die spanischen Priester entzogen, die sonst alles bändigen8.
Sie sind scheu und treten dem Fremden oft feindselig gegen-
über. Gewöhnlich sind sie aber friedlich, gutmütig und ehr-
lich4. Sie denken wenig an die Zukunft. Was sie momentan
an Nahrung besitzen, genügt ihnen. Ihre Kenntnis von den
Dingen außerhalb ihrer Umgebung ist sehr beschränkt5. Für
Naturerscheinungen haben sie keine erklärende Mythologie.
Auch bei den Negritos ist die Beharrung in der Bewegung,
eine geringe psychische Gehemmtheit, in hohem Maße vor-
handen. Sie schwatzen fortwährend6. Haben sie Überfluß an
Lebensmitteln, so sind sie sehr unmäßig7. Im Vergleich zu
1 Wundt 490. Semper 51. Worcester, Rep. Phil. C. 389 ff. Mon-
tan o 313.
2 Meyer 34. Semper 50. Rep. Phil. C. 391.
3 Meyer 34. Reed 68 ff. Worcester 812. Pichler 198.
4 Reed 61 ff. W o r c e s t e r 808. Densmore 615. Barrow s, C. I. 532.
Rep. Phil. C. 389. Blumentritt, Gl. 75. Pichler 198. Semper 50 f.
Semper (10) 255. Montano 310. Montano, T. M. 108.
5 Reed 64. 6 Meyer 34. Wundt 458. 7 Wundt 478.