nächsten Geschlechte und im Wandel der Ideale aber-
mals von vorne zu beginnen. —r Da überkam mich
die Klarheit, daß erst im weitesten und gründlichsten
Überschauen die befreiende Genugtuung jeder For-
schung liegen könne — aber auch die Furcht, auf dieser
endlosen Wanderung zu ermatten und am Wege liegen
zu bleiben.
Einen eigenartigen und nicht geringen Antrieb zu
dem oft durch allerlei Hemmungen unterbrochenen Stu-
dium lieferten die Bedürfnisse, Wünsche und Zweifel
eines alltäglich erscheinenden, vielseitig interessierten
und immer wechselnden Besucherkreises. Gerade das
peinliche Verhör über hunderterlei Anliegen in Kunst-
dingen, über Echtes und Falsches, Gutes und Schlechtes,
dem sich ein junger Musealmann alle Morgen mitleid-
los ausgesetzt sieht, rief den schlummernden Ehrgeiz
wach, nicht zu erlahmen, sich praktisch und theo-
retisch umzutun, um auch unberechenbaren Anforde-
rungen einigermaßen genüge zu leisten und die Samm-
lung nicht in den Verruf zu bringen, als wüchse hier nur
leeres Stroh. Und mochte auch der Umgang mit wohl-
unterrichteten Laien, argwöhnischen, kritteligen Ge-
lehrten oder mit einem naiven und unerfahrenen Pu-
blikum viel Geduld und Zeit beansprucht haben, so
durfte doch nie übersehen werden, daß man ihnen
viele Anregungen schuldete, Gelegenheit fand, fremdes
Material zu sehen, und daß auch die Erörterungen kind-
lichster Fragen eine Antwort erheischten, die entweder
zu eigener Prüfung oder zu Äußerungen nachsichtiger
Menschenliebe Veranlassung gegeben haben. Es waren
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mals von vorne zu beginnen. —r Da überkam mich
die Klarheit, daß erst im weitesten und gründlichsten
Überschauen die befreiende Genugtuung jeder For-
schung liegen könne — aber auch die Furcht, auf dieser
endlosen Wanderung zu ermatten und am Wege liegen
zu bleiben.
Einen eigenartigen und nicht geringen Antrieb zu
dem oft durch allerlei Hemmungen unterbrochenen Stu-
dium lieferten die Bedürfnisse, Wünsche und Zweifel
eines alltäglich erscheinenden, vielseitig interessierten
und immer wechselnden Besucherkreises. Gerade das
peinliche Verhör über hunderterlei Anliegen in Kunst-
dingen, über Echtes und Falsches, Gutes und Schlechtes,
dem sich ein junger Musealmann alle Morgen mitleid-
los ausgesetzt sieht, rief den schlummernden Ehrgeiz
wach, nicht zu erlahmen, sich praktisch und theo-
retisch umzutun, um auch unberechenbaren Anforde-
rungen einigermaßen genüge zu leisten und die Samm-
lung nicht in den Verruf zu bringen, als wüchse hier nur
leeres Stroh. Und mochte auch der Umgang mit wohl-
unterrichteten Laien, argwöhnischen, kritteligen Ge-
lehrten oder mit einem naiven und unerfahrenen Pu-
blikum viel Geduld und Zeit beansprucht haben, so
durfte doch nie übersehen werden, daß man ihnen
viele Anregungen schuldete, Gelegenheit fand, fremdes
Material zu sehen, und daß auch die Erörterungen kind-
lichster Fragen eine Antwort erheischten, die entweder
zu eigener Prüfung oder zu Äußerungen nachsichtiger
Menschenliebe Veranlassung gegeben haben. Es waren
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