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Anton Schroll und Co. (Wien)
Almanach des Verlages Anton Schroll & Co: Kunst, Dichtung, Kunstgewerbe — Wien: Anton Schroll, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.68619#0177
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Wert in der Auslese bewährend. Aus den Bemühungen,
das künstlerische Vermächtnis der Monarchie wesentlich
zu erfassen und zu gruppieren, kristallisierte sich zu-
nächst eine museale Einheit besonderer Art: das Öster-
reichische Barockmuseum im Unteren Belvedere, die
Entfaltung der heimischen Kunst — amorph in der Ver-
teilung auf einzelne Sammlungen, verwahrlost in fremder
Umgebung, vergessen in Depots — in der Pracht der
Räume ihrer Zeit. Diese Kunst, ein jugendliches Spiel
der drei Geschwisterkünste, umfaßt kaum ein Jahr-
hundert und endet mit der maria-theresianischen Zeit.
Und für den weiteren Aufbau kehren wir zum Stand-
punkt vor i5o Jahren zurück, als der alten Belvedere-
galerie eine nationale, moderne Schule angegliedert
wurde. Denn die zeitliche Abgrenzung der klassierten
älteren von der neueren Kunst kam in den musealen Wand-
lungen fast unverrückt wieder zum Vorschein; die
Beschränkung auf die sogenannte nationale Schule
mußte wohl in seichter Fährte verebben, die Erkenntnis
aber wurde immer deutlicher, daß ihrer besonderen
Bevorzugung in diesen Zeiten ein tieferer Sinn inne-
wohnt. Nach den Orgelklängen der barocken Welt
ertönte die menschliche Stimme deutlicher — eine
eigenartige Kunst, vorherrschend in der Malerei, er-
wuchs zu ruhiger Bildung, umfriedet von einheitlich
bürgerlicher Kultur. Ihr Charakter ist darum wesentlich
anders geartet als der internationale Adel alter Meister-
werke; ihre Werke sind uns durch Zeit und Ort der
Entstehung zugänglicher und inniger verbunden. Die
Angliederung an jene verursachte eine ungleiche, un-

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