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Kleine Galerie Walter Schüler (Berlin); Granger, Patricia [Ill.]; Camaro, Alexander [Ill.]
Patricia Granger, Alexander Camaro: Ausstellung August - September 1947 : Malerei und Graphik — Berlin: Kleine Galerie Walter Schüler, 1947

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https://doi.org/10.11588/diglit.70685#0006
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in der Spanne, die zwischen jenen Bildern besteht, welche Camaro vor anderthalb Jahren
in Berlin zeigte, und denen, die wir heute sehen. Wem solche Früchte zufielen, dem wird
die Zukunft eine schöpferische Gewißheit sein dürfen.
PATRICIA GRANGE R. Hängt nicht die Zukunft alles künstlerischen Schaffens
— und nicht allein des künstlerischen Arbeitens — davon ab, ob wir fähig sein werden,
inmitten des historischen Wissens und unter den Lasten einer höchst zweifelhaft geworde-
nen Vergangenheit, zweifelhaft auch und gerade deshalb, weil sie ihre eigenen und gewiß
auch unbestreitbaren Werte besitzt, einen neuen Zugang zu den Realitäten unserer Welt
zu gewinnen, im Falle der Kunst also einer Welt, die wir mit unseren Augen tagtäglich
sehen? Der Mut zur Naivität mag dazu erforderlich sein, nicht weniger aber auch die
Gabe, sich wieder am Alltäglichen freuen zu können. Patricia Grangers Malereien sind
Stenogramme solchen Wagnisses. Es ist — und sie hat es wohl selbst erfahren — billig,
nach denen zu malen, die beispielsweise Matisse heißen oder Picasso oder wie sonst auch
immer. Die Überwindung des Rezeptes sozusagen ins eigene Fleisch und Blut, in die
eigene Sicht der Augen und des Geistes hinein, das ist das Anliegen dieser Malerin. Als
sie es mit ihren Farben zu realisieren begann, sah sie sich auf dem Wege der von Bild zu
Bild sich immer reiner entfaltenden Selbstentdeckung. Ihre Arbeiten bekunden in der oft
herb, oft zärtlich anmutenden Freude am Gegensatz und Einklang, am Ruf und Echo der
Farben die frauliche Hand, die die Blumen bindet und die Stoffe, in die ja auch unsere
Träume eingehen, liebt und hütet. Daß diese Liebe immer wieder sich angespornt fühlt,
die Welt recht zu erkennen, und daß sie frei ist von aller Sentimentalität, offenbaren die
Bilder auf eine klare und heitere Weise. Vielleicht ist die köstliche LInbekümmertheit um
alles Akademische ein nicht geringer Teil jener bildnerischen Potenz, die in allen bedeuten-
den künstlerischen Leistungen steckt, die Patricia Grangers Geburtsland hervorgebracht hat.
Gert H. Theunissen
 
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