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Kunsthandlung Friedr. Schwarz <Wien> [Hrsg.]; Kunsthandlung Eduard Schulte <Berlin> [Hrsg.]
Katalog der Sammlung Baron Königswarter in Wien (Band 2): Katalog der Sammlung Baron Königswarter in Wien: II. Abteilung : Gemälde alter Meister ; Versteigerung in Berlin ..., 20. November 1906 — Berlin, [1906]

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https://doi.org/10.11588/diglit.17056#0007
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ie Galerie Königswarter gehört nicht zu den alten, den historischen
Sammlungen Österreichs, sondern ist erst in den letzten Jahrzehnten des
19. Jahrhunderts geschaffen worden. Moriz Freiherr von Königswarter,
der im gesellschaftlichen, im öffentlichen Leben Wiens eine außer-
ordentliche Position inne hatte, war ein eifriger und einsichtsvoller Bilderfreund.
Während er beim Sammeln der modernen Gemälde (die vor einigen Monaten in Wien
versteigert worden sind) hauptsächlich der österreichischen Kunst seine Neigung zu-
wandte und die Gelegenheiten des heimischen Marktes wahrnahm, zeigt seine Galerie
älterer Bilder internationales Gepräge. Der Pariser Kunstmarkt hat ihr das meiste
zugeführt. Baron Königswarter hielt sich in enger Verbindung mit Charles Sedel-
meyer, der, von Wien nach Paris übersiedelt, bei steigendem Ansehen und wachsender
Kennerschaft dem treuen Kunden in der alten Heimat die reichsten Kaufgelegenheiten
bieten konnte.

Mit ihren 100 Nummern, hätte diese Sammlung alter Bilder, wo und wann sie
auf dem Kunstmarkt erschienen wäre, durch Umfang und Qualität sich stattlich
ausgenommen; wie die Verhältnisse sich aber in neuerer Zeit gestaltet haben, wird
solches Angebot in öffentlicher Versteigerung Aufsehen erregen. Die Zeit der großen
Auktionen scheint vorbei zu sein. Von dem deutschen Versteigerungswesen zu
schweigen, auch Paris und London haben in den letzten Jahren bedeutende Bilder-
auktionen kaum erlebt. Zweifellos und naturgemäß wird das Angebot überhaupt
geringer von Jahr zu Jahr. Aber damit allein wird der Rückgang des Auktions-
betriebes nicht erklärt. Für die jüngste Phase des Kunsthandels ist der frei-
händige Verkauf großer und wertvoller Sammlungen charakteristisch. Die hoch
gestiegene Finanzkraft einzelner Händler, die Vereinigung der Firmen im modernen
Trustsystem und die gigantische Sammelleidenschaft gewisser Amerikaner haben

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