Spätere Uebermalung. Linkes Seitencubiculum. 13
tionsmalerei auszeichnet. Noch mehr aber als das Colorit
bezeugt die so harmonische Anordnung des Ganzen, die
kunstvolle Theilung der Flächen, die fehlerlose, genaue,
und doch leichte und ungebundene Zeichnung, dass dieses
Werk einer Zeit angehört, die dem Verfalle der Kunst
noch fern stand.
Biese alte Malerei, die einen christlichen Ursprung
durch nichts andeutet ) ja vielmehr durch Aufnahme be-
liebter Objecte heidnischer Kunstthätigkeit offen zu ver-
läugnen scheint, ist später durch eine andere überdeckt
worden, die sich unzweideutiger als ein christliches Werk
documentirt. Bestimmt, das Aergerniss so ganz heidnisch
scheinender Bildwerke den Augen einer scrupulösen Nach-
welt zu entziehen, ist diese spätere Malerei — aus dem
8. Jahrh. — die schützende Decke für die ältere geworden,
und in dem Maasse, wie sie selbst der Zeit zum Opfer
fiel, traten die alten Farben mit gering geschwächter Frische
wieder hervor.
Links von diesem Vorsaal liegt ein nur wenig kleineres
Cubiculum, dessen Prüfung leider durch die Gebeine, die
dasselbe fast bis zur Decke füllen, beschwert und begrenzt
wird. Doch erkennt man noch deutlich denselben Deco-
rationsstil und dieselbe künstlerische Vollendung, welche
den Vorsaal auszeichnet-). Die zwei Thüren, welche die
') Die Taube mit dem Olivenzweige erscheint häufig auf antiken
Wandgemälden, ist also kein entscheidendes christliches Merkmal.
2) Dasselbe wurde im November 1838 eröffnet (de Jorio a. a. 0.
S. 73) und ist sammt dem grossen Seitencubiculum Bellermann unbe-
kannt geblieben. Die obere Reihe der Nischen hat die alte Decora-
tion — Blumen, Seepferdchen, Panther — noch bewahrt; dagegen sind
die unteren Nischen durch Einfügung von Loculi vielfach verändert
worden. In einer der rechten Seitenwand befindet sich eine Dar-
stellung des hl. Januarius und seiner Todesgenossen, und zwar auf
einer Schicht, die zwei verschiedene Malereien — ohne die alte klas-
sische, von welcher jetzt nichts mehr zu bemerken ist — überdeckt.
Das Bild gehört einer sehr späten Zeit an; die Kreuzesform
1CXC d. h. Acovs XoLOTOS
tionsmalerei auszeichnet. Noch mehr aber als das Colorit
bezeugt die so harmonische Anordnung des Ganzen, die
kunstvolle Theilung der Flächen, die fehlerlose, genaue,
und doch leichte und ungebundene Zeichnung, dass dieses
Werk einer Zeit angehört, die dem Verfalle der Kunst
noch fern stand.
Biese alte Malerei, die einen christlichen Ursprung
durch nichts andeutet ) ja vielmehr durch Aufnahme be-
liebter Objecte heidnischer Kunstthätigkeit offen zu ver-
läugnen scheint, ist später durch eine andere überdeckt
worden, die sich unzweideutiger als ein christliches Werk
documentirt. Bestimmt, das Aergerniss so ganz heidnisch
scheinender Bildwerke den Augen einer scrupulösen Nach-
welt zu entziehen, ist diese spätere Malerei — aus dem
8. Jahrh. — die schützende Decke für die ältere geworden,
und in dem Maasse, wie sie selbst der Zeit zum Opfer
fiel, traten die alten Farben mit gering geschwächter Frische
wieder hervor.
Links von diesem Vorsaal liegt ein nur wenig kleineres
Cubiculum, dessen Prüfung leider durch die Gebeine, die
dasselbe fast bis zur Decke füllen, beschwert und begrenzt
wird. Doch erkennt man noch deutlich denselben Deco-
rationsstil und dieselbe künstlerische Vollendung, welche
den Vorsaal auszeichnet-). Die zwei Thüren, welche die
') Die Taube mit dem Olivenzweige erscheint häufig auf antiken
Wandgemälden, ist also kein entscheidendes christliches Merkmal.
2) Dasselbe wurde im November 1838 eröffnet (de Jorio a. a. 0.
S. 73) und ist sammt dem grossen Seitencubiculum Bellermann unbe-
kannt geblieben. Die obere Reihe der Nischen hat die alte Decora-
tion — Blumen, Seepferdchen, Panther — noch bewahrt; dagegen sind
die unteren Nischen durch Einfügung von Loculi vielfach verändert
worden. In einer der rechten Seitenwand befindet sich eine Dar-
stellung des hl. Januarius und seiner Todesgenossen, und zwar auf
einer Schicht, die zwei verschiedene Malereien — ohne die alte klas-
sische, von welcher jetzt nichts mehr zu bemerken ist — überdeckt.
Das Bild gehört einer sehr späten Zeit an; die Kreuzesform
1CXC d. h. Acovs XoLOTOS