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Die Hypothese Scherillo's.
raume der ersten Katakombe — jegliche Spur eines
specifisch christlichen Merkmals, mit welchem der Künstler,
wenn auch nur verstohlen, seine Zugehörigkeit zur christ-
lichen Gemeinde oder das Besitzrecht der letzteren auf
sein Werk angedeutet hätte. Das links von dem Vorraume
der zweiten Katakombe sich abzweigende Cubiculum zeigt
unter seinen Namen keinen einzigen ausschliesslich christ-
lichen, wohl aber den gewöhnlichen heidnischen Grabes-
schmuck, den Granatapfel, die Muschel und den Mohn.
Da wo der Weinstock mit Reben erscheint, wird die Be-
ziehung auf Christus jedesmal durch das Ganze der Dar-
stellung, der er zugehört, negirt, und z. B. in die Figuren
des Steinbocks — mit gesuchter Beziehung auf Psalm 42,2 —
des Delphins und des Seepferdchens eine symbolische Be-
deutung zu legen, wie Bellermann thut, ist ein Verfahren
post festum, eine fruchtlose Cirkelbewegung. Es ist ein-
faclr anzuerkennen, dass der grössere Theil der Decorations-
figuren, die wir oben dem ersten Jahrhundert zuwiesen,
dem christlichen Ideenkreise fern liegt und eine nachträg-
liche Symbolik entschieden abweist.
Diesen Thatsachen gegenüber hat Scherillo die Be-
hauptung aufgestellt und zu begründen gesucht ) dass die
Vorräume sowohl der ersten als auch der zweiten Kata-
kombe ursprünglich heidnische Begräbnissstätten ge-
wesen seien, die später von den Christen in Besitz genom-
men wurden, und zwar der Vorsaal der unteren Galleries
als diese selbst angelegt wurde, derjenige der oberen Kata-
kombe, als diese schon existirte und in Gebrauch war. Als
die Christen im Innern des untern Vorraumes das erste Am-
bulacrum eröffneten, haben sie nach der Auffassung Sche-
rillo's zuerst die heidnischen bacchischen Decorationen,
welche ihnen Anstoss erregten, mit christlichen Malereien
überdeckt. Dann, als sie die zweite Katakombe construir-
die Vorstellung eines stets von neuem sterbenden und wieder erstehen-
den Gottes leicht anknüpfen konnte. Heilig waren dem Dionysos Luchs,
Esel, Panther, Tiger, Bock und Delphin, der Epheu und die Rebe.
9 A. a. 0. S. 31 ff.; vrgl. S. 25.
Die Hypothese Scherillo's.
raume der ersten Katakombe — jegliche Spur eines
specifisch christlichen Merkmals, mit welchem der Künstler,
wenn auch nur verstohlen, seine Zugehörigkeit zur christ-
lichen Gemeinde oder das Besitzrecht der letzteren auf
sein Werk angedeutet hätte. Das links von dem Vorraume
der zweiten Katakombe sich abzweigende Cubiculum zeigt
unter seinen Namen keinen einzigen ausschliesslich christ-
lichen, wohl aber den gewöhnlichen heidnischen Grabes-
schmuck, den Granatapfel, die Muschel und den Mohn.
Da wo der Weinstock mit Reben erscheint, wird die Be-
ziehung auf Christus jedesmal durch das Ganze der Dar-
stellung, der er zugehört, negirt, und z. B. in die Figuren
des Steinbocks — mit gesuchter Beziehung auf Psalm 42,2 —
des Delphins und des Seepferdchens eine symbolische Be-
deutung zu legen, wie Bellermann thut, ist ein Verfahren
post festum, eine fruchtlose Cirkelbewegung. Es ist ein-
faclr anzuerkennen, dass der grössere Theil der Decorations-
figuren, die wir oben dem ersten Jahrhundert zuwiesen,
dem christlichen Ideenkreise fern liegt und eine nachträg-
liche Symbolik entschieden abweist.
Diesen Thatsachen gegenüber hat Scherillo die Be-
hauptung aufgestellt und zu begründen gesucht ) dass die
Vorräume sowohl der ersten als auch der zweiten Kata-
kombe ursprünglich heidnische Begräbnissstätten ge-
wesen seien, die später von den Christen in Besitz genom-
men wurden, und zwar der Vorsaal der unteren Galleries
als diese selbst angelegt wurde, derjenige der oberen Kata-
kombe, als diese schon existirte und in Gebrauch war. Als
die Christen im Innern des untern Vorraumes das erste Am-
bulacrum eröffneten, haben sie nach der Auffassung Sche-
rillo's zuerst die heidnischen bacchischen Decorationen,
welche ihnen Anstoss erregten, mit christlichen Malereien
überdeckt. Dann, als sie die zweite Katakombe construir-
die Vorstellung eines stets von neuem sterbenden und wieder erstehen-
den Gottes leicht anknüpfen konnte. Heilig waren dem Dionysos Luchs,
Esel, Panther, Tiger, Bock und Delphin, der Epheu und die Rebe.
9 A. a. 0. S. 31 ff.; vrgl. S. 25.