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Schulz, Friedrich; Wever, Arnold [Oth.]
Albertine: Richardsons Clarissen nachgebildet und zu einem lehrreichen Lesebuche für deutsche Mädchen bestimmt (4) — Berlin: bei Arnold Wever, 1789 [VD18 90774930]

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https://doi.org/10.11588/diglit.48446#0210
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204'- _
50.
An Albertinen von ihrem altern Onkel.
Da Deine Mutter, undankbares Kind, weder
schreiben will, noch darf: so hat man mich ersucht,
es stakt ihrer zu thun, so wenig ich es auch Willens
war. Ich muß Dir also melden, daß Deine Briefe,
und die Veranlassung dazu uns allen fast das Herz
brechen. Wären wir gewiss, daß Du Deine Unbe-
sonnenheit aufrichtig bcrcuetest, und Dich so übel
befandest, wie Du schreibst: so weiß ich nicht, was
man für Dich thun würde. Aber wir kennen Alle
Dein Talent, Mitleid zu erwecken, wenn Du es
erwecken willst.
Wie elend hast Du, Unglückliche, uns alle ge-
macht! Sonst war unsre Familie beständig bey-
sammen und heiter und vergnügt, jetzt können wir
uns ohne Unruhe nicht ansehen. Bey hundert
Gelegenheiten mußt Du gesehen haben, wie lieb
Du uns sonst wärest, jetzt würdest Du es noch
deutlicher sehen, wenn Du ein Zeuge von der Zer-
rüttung scyn konntest, die Deine Unbesonnenheit
in unserer Familie angerichtet hat.
Du siehst nun, Unglückliche, was es für Folgen
hat, wenn man einen Wüstling einem ehrlichen und
wirthschaftlichen Manne vorzieht. Aber Du wä-
rest gegen alle Warnungen, gegen eigenes Gewissen
und
 
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