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Schulz, Johann Christoph Friedrich; Gebauer, Johann Jakob [Bearb.]; Michaelis, Johann David [Bearb.]
Joh. Christoph Friedr. Schulz, ordentl. Professors der Theologie, Consistorialraths, Superintendenten, Definitors, und ersten Predigers an der Burgkirche zu Gießen, Anmerkungen über die vier Evangelisten, vornehmlich in Beziehung auf die Michaelischen Anmerkungen zu seiner Uebersetzung des Neuen Testaments — Halle: bey Johann Jacob Gebauer, 1794 [VD18 12791024]

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https://doi.org/10.11588/diglit.49563#0302
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LIL Ioh. I.
mit den Gnostikern und JohannisChristen, oder, wie ich glaube, bloß mit
letztem, sey nun alles im ganzen Evangelia Johannis cmfs Reine gebracht,
wenn wir vielleicht durch sie die erste Hälfte des ersten Capitels erklären kön-
nen. Ich habe es schon gesagt, daß selbst bey dieser Voraussetzung noch
vieles dunkel und zweydeutig bleibt. Aber mehreres steht noch zur Zeit,
nach allen Versuchen und Conjecturen, ganz unabsichtlich in diesem Evan-
gelia, so laut auch die öftere Wiederholung desselben Gedankens für eine sehr
bestimmte und Johanni nahegelegene Absicht spricht. Ich will nur ein paar
Beyfpiele, die ich hieher rechne, anführen. In die Augen fallt jedem mit
Nachdenken lesenden Leser die vorsätzlich öftere Wiederholung der Lehre von
allgemeiner Gnade Gottes, und die aus jener fließende von der Be-
stimmung des LhristeNthums für Alle Mensche», die keiner der übri-
gen Lebensbeschreiber so oft und so stark vorträgt. Adahm gehört Johan-
nis des Täufers Versicherung, daß Jesus das Lamm sey, das der Welt
Sünde trägt, Cap. 1,29. Ferner der Unterricht, den Jesus dem Nico-
demus Cap. z. giebt, und die Versicherung, daß alle, die seine Reli-
gion annehmey, V. ib. ewig glücklich werden sollen; und daß er nicht da-
zu auf unsere Erde gekommen sey, um die Heiden unglücklich, sondern viel-
mehr, um sie glücklich zu machen, V. 17. Dahin gehört die Versicherung,
die er der Samaritischen Frau Cap. 4. giebt, er sey der Beglücker der
Welt, Cap. 4, >2. f. Dahin gehört der Unterricht, den er den Juden
rrtheilt, daß nicht sie allein, sondern alle seine Schüler, die die Wahrheit
annehmen, Kinder Abrahams seyen, Cap. 8/ 32. f. Dahin die Versiche-
rung Cap. io, 16. f., daß er noch andere Schaafe, außer den Juden, ha-
be, die er jetzt herbeyzuholen, und aus denen er mit den Juden Eine
Heerde zu machen beschlossen habe. Und noch mehr der merkwürdige Aus-
spruch Cap. 11,15., daß er -für die Sammlung aller zerstreuten Kinder
Gottes sein Leben aufopfern würde. Und wie wichtig ist nicht eben auch
hierzu die Erscheinung, die nach Cap. 12,20. eigentlich blos um der Hellenen
willen geschieht. Und dies sind nur Beyfpiele aus der ersten Hälfte des
Buchs, unter diesen einzigen Gesichtspunct gebracht, den ich noch zur Zeit
weder durch Hülfe der Gnostiker, noch der Johannisschüler befriedigend,
weder von andern erklärt gesehen habe, noch selbst zu erklären im Stands
gewesen bin. Eben dahin rechne ich auch, was eigentlich Folge dieser Vor-
stellung war, die so absichtlich öftere Erwähnung der Wahrheit, daß Je-
sus Eriösee der welk, d. h. Urheber der Glückseligkeit aller Menschen,
beides nach Seele und Leib, in der künftigen Welt, und stm Tod das
ein-
 
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