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Schuster, Johann Martin; Böllmann, Hieronymus [Editor]; Bieling, Lorenz [Oth.]; Michelangelo [Oth.]
Zeichen-Buch (Anderer Theil) — Nürnberg: gedruckt bey Lorenz Bieling, 1732

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https://doi.org/10.11588/diglit.51174#0004
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Jedoch es gcdencket Wekllel AnZelo noch/ was massen die Figur auch
durch eines, zwey und drey mukiplicm / oder vervielfältiget werden soll/ und
darinnen findet sich alle Ausrechnung der Proportion.
Es wird hie zum Grund gesetzet, daß dre Proportion eines Menschlichen
Leibs von io. Gesichten in die Länge und Breite die allerschönste sey, welche
dann vorzustellen der kürtzeste Weg ist/ wofernemanvon der Höhe des Kopf»
fes an biß an das Ohr einen Theil, von dar biß an das Hals-Grüblein den
zweyten / wiederum von da an biß aufdie Mitte des Hertz- Grübleins den drit-
ten / ferner biß 2. oder z. Finger breit über den Nabel den dierdten, endlich vom
Nabel biß zu Ende des Bauchs den fünfften Theil rechnet / so ist die Helffte des
Menschlichen Leibes in seine rechte Proportion abgethcilt. Und so hält die
übrige Helffte von dem Kropf des Schenckel-Beins biß auf die Fuß-Sohlen
ebenfalls ihre z.Theile, nemlich 2. derselbigen vom erstgedachtcm Anfang biß an
das Knie/ von dar z. biß aufdie Fuß-Sohlen, welche 5 Theil mit den vorigen
zusammen io. ausmachen.
Wann nun mehrmalen best-gemeldter ^ficlräcl^n^elo, vom vervielfälti-
gen durch 1.2. Und z. redet, so meynct er hiedurch der Theile Gegeneinander-
haltung: So ist zum Exempel von der Höhe des Kopfs biß zu den Anfang
derNase,der Länge nach,ein Theil; der anderevon dar biß an das Kien; vom
Kien biß an das HalS-Grüblein der dritte, und so fort in den übrigen Thei-
len allen.
Um aber auchdie BreitenichtwegzulaffeN/hat man einen Theil, wann
der Schenckel genommen wird, wo er am subtilesten ist: den andern bey der
Wade, wo er dicker wird. Den dritten oben, wo er am dickesten ist. Und
so kommt der Schenckel in einfach-gedoppelt-und dreyfacher Proportion,
wie solches die 11. Figur weiset. In Summa, Angelo wil so viel sagen:
Junge Leutk/so erst-beschrirbene Gegeneinanderhaltung-er Theile wolinnen
haben, würden nicht so leichtlich grobe Fehler begehen können ,wobey äusser
Zweiffel bleibt, daß eben diese Regul auch im Mahlen Platz finde, wann man
nemlich die Farben der Gewänder gegeneinander Wt, und solche gegen dem
Nackenden ansiehet, so wird sich daraus eine feine ttarmonia, und vernünff-
tiges Wesen ergeben, welches, wie man es nun, ein scharfes juckcium, oder ein
gutes Augen-Maaß zu nennen beliebt,aufeineö hinauslauft.
Zum Beschluß diene noch statt einer Regul, daß einige Dinge, ob sie
schon der Proportion nach Fehler sind, nichts destoweniger um des Wol-
stands willen gedultet werden können; So mache man lieber etwas längere
Hände und Finger als kurtze, lieber einen kleinen Kopf als grossen, die
Brust lieber breit als enge und schmal, die Schenckel lang, sonderlich vom
Knie biß an den Fuß, und abermal die Füsse lieber etwas länger als
kurtz, wobky wir es dermalen im Nahmen GOttes be-
wenden lassen.
 
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