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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0035

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Vorrede.

XXXI

Masculiuum sein Subjecüv-Suffix ganz fallen Hess. Die real-schwächsten Begriffe haben
ihr starkes Subjecüv-Suffix am Beharrlichsten bewahrt. Auf diesem Puncte ist das Indo-
Germanische von der Vorstellungs-Weise des Semitischen abgegangen. Das letztere näm-
lich hörte nicht auf, der kindlichen Anschauungs-Weise gemäss, sämmtliche Nomina als
männliche und weibliche Diuge zu betrachten. Das erstere dagegen hob die real-schwäch-
sten oder abstractesten Dinge ganz aus der Sphäre der Geschlechtigkeit heraus und stellte
»sie als Ungeschlechüges, Neutrales, gewisser Maassen als Sächliches, Unbelebtes deai Ge-
schlechtigen und Belebten gegenüber. Dass nur noch ein kleiner Theil der ältesten Bild-
ungen als Neutrales das starke cT_ t, \ d an sich trägt, zeigt, wie weit schon das Indo-
Germanische die älteste Sprach-Periode hinter sieb gelassen hat. Die jüngere Zeit nahm
einen entgegengesetzten Stand-Punct ein, indem sie die Schwäche des Begriffs auch durch
die Schwäche der Form zu charakterisiren suchte. Das Indo-Germanische gab nun auch
die alte starke Neutral-Form auf und erhob die Accusativ-Form Qm, n) als den Hauptsitz
des Objectiven und Zuständlichen zu dem Merkmale des Neutralen.

Obschon die logisehe Nothwendigkeit der Begriffs-Bildung jedem Stamme nur die
Annahme eines einzigen Subjectiv-Affixes gestattet, so hat doch die Sprache öfters einem
Stamme eine Mehrheit von dergleichen Affixen zukommen lassen. Es geschah diess als-
dann, wenn das vorhandene Affix in der Vorstellung der Sprechenden als solches verdun-
kelt und für einen Bestandteil des Stammes selbst angesehen ward. Die Anfügung eines
neuen Affixes war daher eigentlich nur die Aufrechthaltung der von der Logik geheischten
Sprach-Bildung. Von dieser Verstärkung oder Erneuerung des alten Affixes hat man in-
dess die Zweiheit der Subjectiv-Suffixe bei abgeleiteten Begriffen zu unterscheiden. Da
hier im Grunde eine Zweiheit von Persönlichkeiten vereinigt war (Schema: der des), so
erscheint auch die Vereinigung zweier Pronominal-Stämme durch die Logik gerechtfertigt.

In den Ableitungs-Begriffen ist das Verbältniss der Selbständigkeit und Abhängig-
keit, der Subjectivität und Objectivität vergesellschaftet. Dasselbe Verbältniss tragen im
Grunde alle persönlichen Wörter an sich, sobald sie nicht abgerissen von einander, sondern
im sprachlichen Zusammenhange betrachtet werden. Die reine Subjectivität eines solchen
Wortes zeigt sich bloss in seiner Stellung als Subject des Satzes. Ungleich öfter trifft
man aber das persönliche Wort in der von einem Subject abhängigen und zwar wiederum
in der verschieden bestimmten Stellung als Object. Ja im Grunde spiegelt auch das Subject
des Satzes eine objective Seite ab. Neben seinem unmittelbaren für sich Sein ist es eben
vermöge des Zusammenhanges mittelbar auch ein Sein für andere. Wie in der gesammten
körperlichen Welt folgt auch hier dein Stosse Gegenstoss.

Wie sollte nun die Sprache das objective Verbältniss der persönlichen Wörter lie-
hen deren subjectivem Stellung ausdrücken? Dem Semitischen ist es nicht gelungen, diesen
doppelten Zweig des persönlichen Seins aus einem Wortstamme hervorzutreiben. Sein
 
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