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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0036
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xxxii

Vorrede.

Constructiv ist in Wahrheit keine Erweiterung des Subjectiv - Verhältnisses. Im Gegen-
theile nimmt er gleich dem Persischen Izaf'et nur die Stelle des aufgegebenen Subjectiv-
Suffixes ein. Die sogenannten Aethiopischen Casus sind in der That keine Casus, eben
so wenig die Arabischen. Nur erst in Verbindung mit dem vorgesetzten Artikel thuen die
letzteren dem logischen Bedürfnisse ein Genüge. In dieser Vereinigung erheben sie sich
aber so wenig zu einer organischen Wort-Gliederung als der ander weite Ausdruck des
Objectiv-Verhältnisses persönlicher Wörter vermittelst der Präpositionen. Bei alle dem beur-
kundet jene Vereinigung des Artikels als Subjectiv-Präfix mit dem von seinen casuellen
Merkmalen als Zeichen der Objectivität begleiteten Stamme, dass dem doppelten Verhält-
nisse des Subjectiven und Objectiven der persönlichen Wörter um Besten durch die Ver-
bindung zweier Pronominal-Stämme abgeholfen werden könne. Es ist ein grosser Triumph
für das Indo-Germanische, dass es da, wo das Semitische in seiner Wort-Bildung erschöpft
stehen blieb, mit ungeschWächter Krall weiter vorschritt, indem es in der That den
Ausdruck der subjectiven und objectiven Seite an den persönlichen Wörtern durch die
Vergesellschaftung des Stammes mit zwei Pronominal-Suffixen bewirkt hat. Das erste
Suffix begründete nämlich die Persönlichkeit des abstracten Stammes und erstreckte also
als Subjectiv - Suffix seine Wirksamkeit nach innen. Das zweite Suffix aber bezeichnete
die Stellung des persönlichen Wortes in seinem Verhältnisse zu anderen Wörtern, erstreckte
demnach seine Wirksamkeit nach aussen und ist desshalb von mir mit dem Namen des
Öbjecliv-Sujf'ixes benannt worden. Die organische Verbindung des Subjectiv- und Objec-
liv-Suffixes enthält das Wesen der Declination. Das Gesetz der logischen Sprachbildung
weiss nur von einer Declination. Durch die Verbindung der stärkeren und schwächeren
Subjectiv- und Objectiv-Suffixe, durch die im Laufe der Zeit eintretende Reibung (Friction)
der beiden Suffixe und durch das sich verschieden äussernde Streben nach der Form-Ver-
kürzung entstanden jedoch verschiedene Declinalions-Formen, welche man in den Gram-
matiken als eine Mehrheit von Declinatiouen neben einander gestellt hat.

Mit dieser Ansicht von der Sache entferne ich mich von der Lehre eines Mannes,
welchen die vergleichende Sprachforschung als ihren wahren Begründer verehrt; ich brauche
kaum den Namen Bopp zu nennen1). Da Hr. Bopp in der Declination eigentlich nur die
Nothwendigkeit eines (Objectiv-)Suffixes anerkannte, so konnten nach ihm die Stämme be-
liebig ein nicht zur Declination gehöriges Suffix führen oder auch desselben entbehren,
wodurch der Gegensatz eines grossen Theils seiner sogenannten vocalischen (z. B. £RT%
kavi) und consonantischen Stämme (z. B. ^CV% väk = Latein, vox für voc-s) bedingt

1) Um das Verdienst eines längst verstorbenen, wenig gekannten Mannes nicht zu schmälern, so
bemerke ich, dass Ruhig in seiner Litthauischen Grammatik die Ansicht aussprach, dass das Pronomen der
3t. Person jis (Lat. und Gotb. is) den Decliuations-Stamm bilde s. mein Buch i>. 772.
 
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