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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0037
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Vorrede.

xxxiii

ward. Da nun bei dem Vergleiche der stammverwandten Wörter die Schwestern des
Sanskrit zwischen dem suffixlosen Stamme und dem (Objectiv)-Suffixe einen von den Sans-
krit-Wörtern nicht besessenen Vocal führen wie z. 13. Latein, can-i-s, Skr. 'svan (wo
aber das letztere im Nom. Sg. ¥TT 'svci selbst das stammhafte n, wie oben im ]Vom. Sg.
^TT^i das objective s von voc-s eingehüsst hat), so erklärte Hr. Bopp, um dem Sanskrit
den Rang eines allgemeinen Normativs zu sichern, diesen über die Sanskrit-Bildung hinaus zum
Vorscheine kommenden Laut für eine unorganische Erweiterung. Das Lateinische wie die
hierin Hand in Hand mit ihm gehenden Schwestern würden sich also einer Sprach-Ver-
irrung hingegeben haben. Der Zweifel gegen die Rechtmässigkeit dieser Anschuldigung
ward bei mir nicht erregt durch das schon vom Anfange au ergründete Verhältniss des
Subjectiv- und Objectiv-Suftixes, sondern durch die Wahrnehmung, dass das Lateinische,
trotz dem, dass es hinsichtlich der diplomatischen Beglaubigung die ältesten Sanskrit-Texte
um eine Beihe von Jahrhunderten überwiegt, bereits in seiner altern Sprache sich keines-
wegs zu erweitern, sondern nach der einmal erlangten Ausbildung wie die sämmtlichen
Zweige des Indo-Germanischen, des Semitischen, des Koptischen und wohl aller anderen
Sprachstämine sich zu verkürzen strebte, so dass im Latein, das voc-s ein voc-is, voc-es vor-
auszusetzen gebietet. In jenem Zweifel ward ich sodann bestärkt durch die Wahrnehmung,
dass Hr. Bopp die Sanskrit-Formen öfters nur an die jüngeren, nicht aber an die, durch
die Inschriften und Mittheilungen der alten Grammatiker verbürgten älteren, mehr oder we-
niger volleren Formen gehalten hat, so dass bei der dadurch bedingten Verschiedenheit der
Vergleichungs - Glieder sich nothwendig auch eine Verschiedenheit in dem Ergebnisse der
Vergleichung herausstellte. Also erst der Thatbestand und zwar der Thatbestand im Gro-
ssen hat mich von jener Annahme abgeführt und das Nachdenken über den Begriffs-
inhalt jener älteren, Aolleren Formen hat mich hierauf das nothwendige Ineinander-Greifen
jenes Subjectiv- und Objectiv-Suffixes erkennen lassen. Ich habe indess nicht bloss im
Vergleiche mit dem Lateinischen, sondern auch im Vergleiche mit sämmtlichen Zweigen
des Indo-Germanischen Stammes und natürlich vor allen auch im Vergleiche der Sanskrit-
Formen mit sich selbst dieses Grund-Verhältniss und die Stufenweis einreissende Form-
Verkürzung nachzuweisen mich bemühet. Bei dieser Form-Verkürzung hat aus angege-
benen Gründen der Singular eine grössere Beeinträchtigung erlitten als der Plural und wie-
derum ist der Nominativ Singul. unter allen Casus am Mehrsten in seinem ursprünglichen
ßesilzthume geschmälert worden. Es hat sich bei dem stufenweisen Verfalle der Formen
oft ereignet, dass der Nominativ Plural, hinsichtlich der Suffix-Bildung im Laufe der Zeit
die Stellung eingenommen hat, welche einstmals der Nominativ Singul. behauptet hatte. —
Der kyriologische oder begriffliche Plural (im Gegensatze gegen den symbolischen) ist in
den vorliegenden Sprach-Gebieten vermöge des Add'd'w-Principes durch die Pronominal-
Stamme auf in, n gebildet worden. Dieser wahre Plural - Charakter ward jedoch von der

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