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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0085

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Einleitung.

31

dass die Aegyptische Religion alles auf physische und nichts auf absolut körperlose und absolut
lebende Substanzen zurückgeführt habe, so können wir ihm, für unsern Theil, nur Recht geben.
Denn wir wiederholen, wofern man nur das giebt, was in den Zeugnissen liegt und nicht über die-
selben hinaus hypothesirt und speculirt, so lässt sich der altern und eigenthümlichen Aegyptischen
Theologie nur eine materiale Ansicht beilegen, d. h. eine solche, welche dem Geiste, der Intelligenz,
gewisse, wenn auch noch so fein gedachte, Materien als Unterlage giebt. Die entgegengesetzte
ideale Ansicht tritt unverkennbar nur erst dann hervor, als die Aegyptische Lehre schon seit Jahr-
hunderten eine bedeutende Umbildung oder Ausbildung durch den Einfluss der Griechischen Phi-
losophie erlitten hatte. Diese Rehauptung würden, vorausgesetzt, dass sie überhaupt etwas als
Aegyptisches erweisen könnten, selbst diejenigen Rücher bestätigen, welche von mehreren Gelehr-
ten und zuletzt von Champollion für den sichersten Erweis des Aegyptischen Idealism angesehen
worden sind, wir meinen die sogenannten Hermetischen Schriften. Denn so sehr sich auch der
grösste Theil dieser Abhandlungen bemüht, zu der geistigen Höhe des Neu-Platonism emporzustreben,
so sinkt er doch, wenn man nicht den Schein für das Wesen nimmt und einzelne pomphafte Stellen
aus dem Zusammenhange aufgreift und ohne Rerücksichtigung der ihnen zum Grunde liegenden
Principien mittheilt, alle Augenblicke zu einem schlecht verhüllten und nicht selten eingestandenen
Materialism zurück.

Wir sind oben von der Voraussetzung ausgegangen, dass die Astrologen bei einer folgerech-
ten Durchführung des ihrer Wissenschaft zum Grunde liegenden Principes alle physiologischen und
ideologischen Grössen, welche eine frühere und spätere Philosophie über die Gestirngottheiten
gesetzt hatte, entweder aufgehoben, oder doch wenigstens diesen ihren höchsten Trägern der Welt-
regierung weit nachgestellt haben müssten. Allein sei es nun, dass die Angewöhnung an die von
früher Zeit an eingesogenen Regriffe zu mächtig widerstand, sei es, dass man geflissentlich den
obersten Glaubensartikeln der alten vaterländischen Religion nicht zu nahe treten wollte, genug,
die mehrsten der uns bekannten alten Astrologen lassen über den Gestirnen noch ein höheres Wesen
gelten, dessen Wirksamkeit freilich die einen in der besondern Entwickelung ihrer Wissenschaft
zu einem bloss dienenden Geiste herabsetzen, während die anderen ihm keinen grössern Spielraum
übrig lassen, als der Ruddhaist dem in Nirväna zur absoluten Ruhe versetzten göttlichen Wesen O-
So setzt der Verfasser der für die alte Astrologie so wichtigen, dem Ptolemäos beigelegten Tetra-
biblos s) die allgemeine Ueberzeugung von der aus einem ewigen, ätherischen, allumfassenden
Wesen hervorgehenden Wirksamkeit als ausgemacht voraus und der Scholiast giebt hierzu die

rata rrfi aimijqicn;. Zu welcher maferialen Ansicht EüSEBIOS die Worte setzt: oiqneo ctfuXij eigen xai vvv /)Je ticiq avroiq
xexQartjxev ■>) cJ'ofa. Vergl. die von Asklepiades und Heraiskos mitgetheilten Principien in Damascii de Princip. 15. in
Anecdat. Gf. a Wölk, ed. Vol. III. p. 258. und SiMi-r.icn Camment. in Amstotkl. Pht/tfc. Ausctdt. 1- ed, Ai.d. i'enet. 1526.
p. 51. A. 'YnoaraO-firj yaq v).rj OVTVi eanv aei ro eir/arov äio xai Aiyimrioi tijv t//? 7TQo>rt]i i'jv vtfo/Q axifißoi.ix(ug

exa'/.ovv, «$«ocer«*Ö¥*V* «J» iXtji/ e/.tyov, ulov ü.vv Tiva ovoar. Vergl. I. 1. IV. p. 150. A.

1) S. j. j. Scumidt Heber die Verwandtschaft der gnostisch- theosophischen Lehren mit den Jieligionssystemen des
Orients, vorzüglich dem Buddhttismus. Leipzig. 1828. p. 8. fgg.

2) Ptoi.kmaki Tetrabiblos I. ed Basil. 1559. p. 2. 'Ort fiev toivvv SmStioTtU xai ditxveiTat Tis; ttilva/ut an0 T0V
ai&cpwäovt; xai auJiov pvoeiOQ w nanav rijv TteQiyciav xai Si 6Xwv /leTaßXijTi>v, toiv vno r^v at).rjri]V ttqiotviv OTOiyeiMV nri'po?
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nurTU yijv xat vämn xai ra er avzoit; qvTa xai ^ma, naaiv av ereqyeoTaTov xai dt o).tywv $m>utj.
 
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