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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0086
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32

Einleitung.

Erklärung jenem Allumfassenden desshalb eine grössere Wichtigkeit als allen anderen Welt-

Substanzen zukomme, weil ja diese nicht ohne jenes, wohl aber jenes ohne diese bestehen könnte.
Nichts desto weniger aber sinkt dann bei beiden Schriftstellern diese umfassende Natur zu jener
untergeordneten Stellung herab, in welcher sie nur die Apotelesmata der in höchster Instanz ent-
scheidenden Gestirne den niederen Sphären zukommen lässt. Noch schlimmer ergeht es ihr bei
Manilius, welcher den Menschen in allen seinen Verhältnissen zu einer leidigen Maschine Herab-
würdigt, die gleich einer Uhr nur so geht, wie das aus den alles in allem wirkenden Sternen her-
vorgehende Verhängniss sie aufzieht und stellt, der sich aber dennoch freut, dass gerade das Ver-
mögen, dieses unvermeidliche Verhängniss einzusehen, dem Sterblichen Bürgschaft gebe von dem
in ihm wohnenden Geiste und seiner Aehnlichkeit mit dem über alles erhabenen Geiste der Gott-
heit 2). Mit noch prächtigeren Worten weiss auch der Schatzgräber aller Astrologie, Julius Fir-
micus, hin und wieder von einem Gotte zu sprechen, der Sonne, Mond und die Gestirne schuf, der
den Weltlauf ordnete, mit unaussprechlicher Weisheit jegliches Daseiende baute und in hoher Maje-
stät über allem thront, und ermahnt uns sogar, alle Kräfte aufzubieten, um unsern Geist so viel
als möglicli unbefleckt seinem göttlichen Urbilde einst zurückzugeben3}, während er doch zugleich
der Prediger des bis zur äussersten Spitze getriebenen und einzig und allein durch das Zusammen-
wirken der Sterne verursachten Fatalismus ist, welcher eben so das Sein des Halmes bedingt, wie
er den Menschen unwiderstehlich zur Tugend und zum Laster zwingt 4). Indem endlich der Her-
metiker dem Verhängnisse, dessen unabwendbare Waffen die Gestirne sind, die unbeschränkteste
Macht zugesteht, alle Erscheinungen des Natur- und Menschenlebens von ihm ableitet ist er
doch voll von dem überhimmlischen Nous der Neu-Platoniker und pflegt selbst häufig von seiner
Vorsehung zu reden, die sich eben in der Notwendigkeit des Fatums kund geben soll.

1) Schöliast. in Ptolemaei Tetrablbton. I. ed. uasu. 15S9. p. 8. EneiSij eme ro ffcQis/ov taxvqorcqov eivat row
a).).o>v, aTTnd'eixvvnt vvv, unoiq to/vqoTeqov cotiy , uri ta pev a'/.la avev zov IIcQiczorTog ov/ vcptarijx • to de IleQie/ov avev
tovTOiv avviOTurai xaö-1 avro.

3) Maniui Astronom. IV, c. t. (Ich bediene mich für eine» Tlieil der astronomischen und astrologischen Schriften
der seltenen Ausgabe von Ai.nus fetiet. Mll)., iii welcher Lohne Angabe der Seitenzahl] beisammeuge'dr'uck't sind: Jut".
i.i'iiiMin Astronom. 1. 1., Manii.ii Astronom. I. 1., Abati l'haemtm. Gkiuiami.'o Httenpr'ete cum commentt., Aham Phaenotil.
Frayinent. .Cickbox. Interpret., Auvn JPhaetwm. Kuio Eksto AvieNo partiphr., Lkoxtii Mkciiaxici Ileqi xara-
axevt]<; At>ar. a tj>aiQu<;y Ahati <l>aivo fi eva mm commentt. Gruec. Thkoxis, Pkoct.i Diad. Sphaera Graece . PitO'cm
Spluiera, Th. Linacbo interpr.)

Fata rcgimt orbem, cerla staut omnia lege Tunc et opes et regna flmint et saepius orta

Longaque per certos signantur tempora cursus. Paupertas artesque datae moresque creati

Nascentes inorimur finisque ab origine pendet; Et vitia et clades, damna et compendia vitac.

Natürlich Messt alles dieses aus den Constellationen. Ob dieser tröstlichen Erkenntniss erhebt sich des Manilius Gemüth in
folgenden Versen, denen wir in Par'enthesis die Recensio Hentehh (1- I- IV, SSG. fgg.) beifügen:

An dubium est, häbjtäre Deum sub pectore uostro? Sic esse in (el) nobis terrenae corpora sortis

In cpelum fque) redire animas eoeloque venire? Sanguineasque animas, animi qoj cuneta gubernat

Dtque sit (est) ex omni constrtictus corpore mundus (Aelheriasque auras animo, qui euueta gubernat)

Aetheris atque ignis summi terraeque marisque Dispensatque hominem. (?) Quid mirum, noscere mundtim

Spiritum et in toto rapidum qui jussa gubernat, Si possunt homines, quibns est et mundus in ipsis?

(Spiritus el toto rapido quae jnssa gubernansj Exemplum (que) dei quisque est in imagine parva?

3) Jur.. Fjuwuci Astronom. Praefatt. in lib. VIT. et VUI.

4) Jul. Fibmici Astronom. I, 3. (zu Ende).

5) IIkbm. Tüismeg. Ex xmv rtqoq A/i/io)i>a Ou Patmc. Nov. de, uniuers. philos. p. 38., des ganzen Werkes 475.)
.Tovxa öe yivnai qiVQsi xat clßaQ/icptj. Kai ovx £OTf TOTIoq eQijfioq ngovoiac. ljqovoia, nonv avTOTtXrji Xoyoq tov ercovQa-
 
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