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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0098

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Einleitung.

nischen analoge Zeitrechnung, die man zum Unterschiede der altern Aegyptischen die Alexandrini-
sche nennt, weil sie unter den Griechen in Alexandrien entstanden, sich v;on dort zugleich mit der
christlichen Religion über das ganze Land verbreitet hat. Das Wesentliche dieser im Orient viel
und lange gebrauchten Zeitrechnung, an die der Kultus der Koptischen und Ahessinischen Christen
bis auf diesen Tag geknüpft ist, besteht in folgenden drei Punkten: i) Formen und Namen der
Monate sind die Aegyptischen, 2) zu den fünf Ergänzungstagen kommt alle vier Jahre ein sechster.
3) die Epoche des Jahres oder der lste Thoth ist der SO. August des Julianischen Kalenders.'-
— — „Zu Censorin's Zeit1} (in der ersten Hälfte des 3ten Jahrhunderts) scheint das beweg-
liche Jahr (Von Avelchem Geminos 1. I. spricht) wenigstens ausser Alexandrien, noch in Aegypten
vorgeherrscht zn haben, denn ohne das feste zu erwähnen, sagt er von den Aegyptern3), ihr bür-
gerliches Jahr habe nur 365 Tage ohne einen Schalttag. Das hewegliche musste sich in der That
so lange behaupten, als sich die christliche Religion noch nicht über das ganze Land verbreitet
hatte, weil es auf das innigste mit dem alten Kultus verknüpft war. Daher konnte auch das feste
Anfangs nur in dem von Griechen bewohnten Alexandrien Wurzel fassen. Mit dem Anfange des
5ten Jahrhunderts endlich scheint das bewegliche Jahr völlig in Aegypten erloschen zu sein, wenig-
stens kennt der damals lebende Makrobius schon kein anderes mehr als das feste 3)."

„Die Aegypter kannten nun zwar frühzeitig ein Jahr von 365 % Tag, allein ein Jahr von
365 Tagen 6 Stunden mit einer regelmässigen Einschaltung war bei ihnen vor August nicht im
bürgerlichen Gebrauche gewesen 4)."

„Trotz dem aber spricht Dio Cassius von Julius Casars Kalenderreform also 5): Sie war
eine Frucht seines Aufenthaltes in Alexandrien, nur dass man dort jedem Monate 30 Tage beilegt
und dann zum ganzen Jahr 5 Tage hinzurechnet, dahingegen Cäsar sowohl diese Tage, als auch
die beiden, die er dem einen Monat (Februar) abnahm, auf die Monate vertheilte. Den Tag aber,
der durch die 4 Viertel gebildet wird, schaltet er alle 4 Jahre gleichfalls ein e). Makrobius aber
lässt gar Cäsar bei seiner Verbesserung das Jahr der alten Aegypter vor Augen gehabt haben fy&

Dio also, welcher wahrscheinlich an Sosigenes dachte, liess Cäsar das Alexandrinische
Jähr copiren, während umgekehrt die Alexandriner mit einigen Aenderungen die von Cäsar einge-
führte Jahrform annahmen. Noch gröber aber ist der Irrthum des Macrobius, nach welchem Cäsar
sogar das altägyptische Jahr zum Vorbilde genommen hatte.

I) IDEF.KB 1. I. p. 150.

S) Cexsohin'. de Die Nat. 18. ed. Havercami\ p. 96. eorura anmis civilis solos habet dies CCC'LXV, sine ullo inter-
calari. Itaque (1nadriennuim apud eos uno circiter die miuiis est, quam naturale quadrienuium.

3) üeber die Einführung der piokletiapischen>Aera in Aegypten s. Idki.kh 1. 1. p. 161.

4) InKi.K» 1. 1. p. l74- vgl. Desselben histor. Untersuchungen ÖWr rf- ästronom. Beobachtungen der Alten. Herl.
1806. p. 96. Ueber das angebliche Suthis-Jahr der Aegyptischen Priester vergl. Salmas. IHinkin. Exercitt. in Soux.
Pot.vmsT. p. 389. 90. und IdKt.Eii Handbuch der Clironol, I. p. 173.

5) Idelkk. 1. I. p. 167.

6) IIion. Gass. XLIH, 26. rovxo de ex ri;g tv Ah^avS^iia diMTQifii)<; t).afie, ni.^v xa&onov exeivot /<tv rnmwiriir^ifQuvq
tovf /iijvaz koyi'QovTai, enara E7ti TtavTi roi erec raq nerTe Tjfieqaq enayavaiv u äe <fy Kaiaaq tq fiijvag te ravxaq re y.ai t«;
txeqaq dvo, äq ivoq fypmt- aytiXev, ttfrUptoet' t?/c /tevxoi, /aav rijy ix xtav xexrtQx^nnqitav avftni.iiqovniv^v diu tfaaaqtav xai
avroq exo>v eiqtjyayev.

7) Macromi Salum. I, 14. Imitatus Aegyptios solos divinaruin rerum omnitim conscios, ad uuinmim solis, qui
diebus singulis (recentis sexaginta qulnqne et qtiadrante cursuin conficit, annum diiigere conteudit. Vergl. 1. 1. i. p. 16.
siderum motus, tle quibus uon iudoctos libros reliquit, ab Aegypliis diseipliuis hausit (Caesar).
 
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