Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0099
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Einleitung.

45

Eben so würde man sich sehr täuschen, wollte man die Nachricht des Censorin l), dass die
Aegypter die Nabonasarische Aera angenommen hatten, von den Nationalägyptern verstehen. Die
unmittelbar vorhergehenden Worte, zusammengehalten mit Censorins oben angeführter Mittheilung
über das bewegliche Jahr der Aegypter, zeigen offenbar, dass er die Alexandriner im Auge hatte,
Welche auch wahrscheinlich schon vor Ptolemäos sich dieser Aera bedienten 2).

Fragt man aber, warum in je weiterm Zeitabstande von dem Altägyptischen die Angaben
über dasselbe um so häufiger werden, so diene zur Antwort, dass in dieser spätem Zeit die Zahl
der untergeschobenen Schriften und deren unkritischer Gebrauch wie Unkraut emporschoss, dass
man zu Diodor's Zeit allerhand Erinnerungen an Orpheus in Aegypten nachzuweisen wusste, in
des Firmicus Tagen eine Orphische Bibliothek aufstellte, während noch ein Aristoteles das Leben
des Orpheus in Zw eifel gezogen hatte. Man schliesse daher vorläufig auf die Glaubwürdigkeit der
Mittheilungen, welche uns Firmicus aus den Schriften Aeskulap's und Nekepso's macht. Sollten
wir jedoch auch manches aus diesen späteren Schriften für die Aegyptische Astronomie und Astrolo-
gie gelten lassen, so werden wir uns doch gewaltig hüten, dergleichen Aeusserungen sofort für den
Ausdruck der älteren Aegypter aufzustellen.

Wenn wir nun bei einer solchen Ansicht von der Sache noch von Verschiedenheiten der
Aegyptischen Astronomie und Astrologie sprechen wollen, so dürfen wir natürlich eben so Wenig
die zahlreichen Abweichungen der Tetrabiblos von dem Aegyptischen und die Abweichungen dieses
Werkes von den gleichartigen Schriften eines A'alens und Firmicus, als auch die Verschiedenheiten
dieser letzteren Schriftsteller unter einander selbst als solche angeben, weil der Verfasser der erstem
Schrift gar kein Schüler und Anhänger der Aegyptischen Astronomie ist, die letzteren, überaus
unkritischen Schriftsteller aber ihre Compilationeu nicht bloss aus Aegyptischen, sondern zugleich
auch aus ganz anderen Quellen geschöpft haben wollen. Bei alle dem fehlt es jedoch nicht an
wirklichen Verschiedenheiten der Aegyptischen Lehre. So z. B. werden wir ein Planetensystem
kennen lernen, welches nach aller Wahrscheinlichkeit den Aegyptern schon vor Riatön und Eudoxos
eigen war, in der Folgezeit wird ihnen aber auch noch ein von diesem verschiedenes beigelegt und
A on Makrobius endlich erfahren wir für die späteste Zeit ein drittes. Eine Abweichung des Nckcpso
und Petosiris von der sogenannten Schule des Aeskulap ersieht man aus Plinius $). Die anapho-
rischen Bestimmungen der älteren Aegypter (unter Nekepso's und Petosiris einzigem Klima} erlit-
ten späterhin bedeutende Veränderungen, obschon man sie noch zu Plinius Zeit nicht ganz
aufgegeben hatte. Ptolemäos tadelt die jüngeren Aegypter wegen ihres Abweichens von den älte-
ren in der Annahme mehrerer xh)Qmv (ausser dem allein von ihm gebilligten xkqQOt rW Ti'/.vs)-
Die Begrenzung der Zodiakalzeichen blieb sich nicht gleich. Der Beginn des Aegyptiscll^n Tages
wird Verschieden angegeben. Die Muniuces der Dekane und wahrscheinlich diese selbst sind eine

1) Cknsokin. de Die Xat. 21. p. 114. Sed Aegvplii , qnod bienpio anle in pbteisfatein äitföliemqne popnli Homani
veueruut, liabent lmnc Augustunim anutim CCl'XVIl. Main, ut a noslris, i(a ab AegjfpHfe <l"i(li"» anni iu Hieras relali
Sl"it, ut fjlIOs Nabonazaru Dominant, quod a primo imperii ejus anno consurgunt, quonun liic DCCCCLXXXYI.

8) Idkler Handb. der Chronol. I, p. 103.

3) Pi.imi Hht. Not. VII, 50. Kpigenes CXII annos impleri negavit posse, Berbsus excedi OXVII. Dural et ea ratio,
quam Petosiris ac Necepsos tradidenmt et tetartemorion appellanl, a triruu signonim po'rtiune; qua posse in Maliae iracin
CXX1V annos vitae contiugere apparet. Negavere illi, quemqiiam XC partiuai exortiyam mensuram (quod anaplioras
voeanl) (rausgredi et has ipsas incidl occnrsu maleneoruin siderum aut etiam radiis eoriim, SoliSqiie. Scholl» rurM* Aescu-
»pii, quae stala vitae spatia a stellis accipi dicit, sed qnantom plurtmnm tribnal, incertinu est.
 
Annotationen