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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0106

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52

Einleitung.

und Vorstande des Herzens und der Vernunft *}? Daher denn auch das Symbol des wachenden
Thoth, der Hund, ein Symbol war vom irdischen Propheten und Hierogrammateus 2). Ausser dem
Hermes waltet aber auch noch die Venus, diese treue Genossin des Jupiter, bei den Astrologen
über das Priesterthum. Daher leiten die Apotelesmata Manethon's, welche Herr Seyffarth, wie wir
sehen werden, für ein reines Bild der Aegyptischen Astrologie hält, das Priesterthum und sogar
dessen höchste Ordnung aucli von diesem Planeten ab 3). So hätte denn nach der Seyffarthischen
Theorie der Aegyptische Priester nicht bloss als ein Geheiligter der Sonne, sondern auch der Pla-
neten Jupiter, Merkur und Venus aufgeführt und das Kaineel als angebliches Symbol des Priesters
eben so wohl auf die drei zuletzt genannten Planeten, als auf die Sonne bezogen werden sollen. —
Bei Erwähnung des Kameeies gedenkt Horapollon der Sonne auch nicht mit einer Sylbe, son-
dern sagt bloss, dass die Aegypter einen Menschen, welcher säumig ist, seine Füsse in Bewegung
zu setzen, durch ein Kamee] bezeichneten, weil dieses allein unter allen Thieren den Schenkel
beuge 4). Der Begriff „beim Gehen/-' welchen Herr Seyffarth in den Worten lindet, liegt nicht
nothwendig in ihnen, da man auch füglich die zaudernde, säumende Bewegung verstehen kann, die
ein langsam vom Sitze Aufstehender macht, ehe er sich des Gebrauches seiner Füsse zum Gehen
bedient 5). Welch unselige Geheimnisskrämerei aber würde man in die Erklärung der Aegyptischen
Hieroglyphen einführen, sobald es gestattet wäre, die ohnehin oft so abentheuerlichen Deutungen
Horapojlons mit einer solch eigenmächtigen Symbolik zu überladen, als es hier von Herrn Seyffarth
geschehen ist? Wichtiger als diese völlig unbegründete Deutung ist die Bemerkung, dass die
Aegypter der Sonne im Vergleiche mit Merkur und Venus Trägheit, das heisst, eine langsamere
Bewegung zugeschrieben hätten. Ohne Zweifel verstand Herr Seyffarth hierbei die von den Aegyp-
ten! angenommene jährliche Umlaufszeit dieser Himmelskörper. Nun lehrt er in seinem Systeme
der Aegyptischen Astronomie«), dass nach einigen die Zeit des jährlichen Umschwunges von Sonne,
Merkur und Venus 365 Tage, nach anderen aber die von Merkur und Venus 365, die der Sonne
aber 365 Vi Tage umfasst habe. Dass die Aegypter schon frühzeitig Kenntniss hatten von der jähr-
lichen Umlaufszeit der Sonne in 365 y4 Tagen, haben wir oben bemerkt Wer sagt uns aber
irgend etwas darüber, was die Aegypter von dem jährlichen Umschwünge von Merkur und Venus
lehrten? Soll uns nach Herrn Seyffarths Weise die Griechische und Römische Astronomie für die
Aegyptische einstehen, so war die erstere über den fraglichen Gegenstand von sehr verschiedener

1) ßOKAVOVUm. Hierogh/ph. I, 3R. Kaqdiav ßovXoficvOt yqetipeev , ißiv tvyqacpovoc To yaq {o>ov 'En/ty tuxuoixai, naaijs
xaqdiaq xai Xoyiofiov (Wor,.. Aeuan. de Anim. X, 29. Porphyr, in Euseiiii Praep. Ev. III, 11. p. 114.

2) Horai'OIJMX. Hieroglyph. I, :J9.

3) Manbthon. Apotelesm. I, 105. KvnQn ($<&0 7ioqvvqtoiaiv tv ti/iuoiv aqxuqyas. Eben so eine andere Seyffarthl-
sclie Quelle der Aegyptiscuen Astrologie Pauu Alexandrin. Isagog. in Apotelesmaüc. ed. ScnATO. Witebg. 1586 (ohne
Seitenzahlen) in dem Abschnitte Ileqc i/jq riov öudexa ronoiv 7tivaxixi\<i rxö-iaew;. — 0 rr^ $ i<T7ieqiaq araroX^i; dr/a r/;s
tüiv xaxanoiutv enif>en)Qia.q Xa^Ttqoßiovq aq/iEqciq, evTv/ea; rev>xoquvq x. t. X.

4) Horapoiain. Hieroglyph. II, 100. Avfrqumav oxrovvra rijv <1ia to>v nodwv xiv^aiv noitiaOai ßovlofiivoi arjfiTjvai,
XCt/tllXov yqaipovaiv, exeivr; yaq fiorr] roiv a).!.o)v Zomr rov fitjqov xa/urr», Sio xai xa/irjXot; (xa/itjqog) Xcytrai.

5) Die entgegengesetzte Bewegung scheint das Schot, des Etymolog, ev n, xaOe';ea&ai anzudeuten, s. HoEsCHKr, zn
m St. p. 208.

6) Sryffarth System. Astr. Aeg. Qiwdrip. p. 13. Man glaube ja nicht, dass Herr Seyffarth für seine Angaben
Aegypter 0(ler Griechen, welche über Aegyptische Astronomie berichten, habe sprechen lassen. Mit Ausnahme einer Ver-
weisung auf Pbocl. Diad. h, 10 stehen sie völlig nackt da.

7) s. uns. Buch p. 44.
 
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