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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0119

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Einleitung.

C5

statt sicli auf Aussprüche der Alten über die Aegyptische Mythologie za stützen, sogar die Grie-
chische Astrologie, welche uns für die unbekannten Theile der Aegyptischen Lehre gelten soll, zur
entschiedenen Gegnerin hat. Denn ihrem innersten Wesen nach theilt diese die sieben Wandel-
sterne ein in männliche, weibliche und einen mann-weiblichen Planeten. Dieses aus der Wesens-
eigenthümlichkeit der Planeten hervorgehende Geschlecht wird dadurch begründet, dass das Ueber-
gewicht des warmen und trocknen Elementes in dem Planeteil dessen männliches Geschlecht, das
Vorherrschen des feuchten hingegen dessen weibliches und das jetzt vorherrschend wanne, jetzt
vorherrschend feuchte Element dessen Mannweiblichkeit bedingte1). Dem zu Folge sind nun männ-
liche Planeten Sonne, Mars, Jupiter und Saturn, weibliche Mond und Venus, manuweiblich aber
allein Mercurius. Da nun, wie wir bald hören werden, in der ganzen occidentalischen Astrologie
die Natur des Mars dahin erklärt wurde, dass sie die feurigste unter allen Sternen sei, so musste
auch Mars vor allen anderen Planeten männlichen Geschlechtes sein und dieses Geschlecht behaupten,
so lange er diese feurige JVatur nicht ablegte. Der Planet konnte mithin im Geiste der occiden-
talischen Astrologie nicht zwei Personen verschiedenen Geschlechtes, nämlich Ares-Athene in sich
enthalten. Zwar sollen ([was Herr Seyffarth für sich hätte anführen können) auch in der Griechi-
schen Astrologie die Planeten je nach ihrem Auf- und Untergange und nach ihrer Stellung zum
Horizonte sich bald männlich, bald weiblich erweisen, allein man sieht augenblicklichst, dass die
letztere Bestimmung nur eine uneigentliche und übergetragene ist und dass, wenn etwas über das
Geschlecht der mythologischen Planetenbeherrscher gelten soll, die erstere Beziehung gelten muss.
Denn sollte die letztere Beziehung den Vorrang haben, so hätten alle Planeten zugleich, nicht aber
Mercur allein, als mann weibliche Wesen aufgeführt werden müssen. Die dem Mercur vorbehaltene
Benennung als Mannweib würde demnach einen inneren Widerspruch enthalten haben. Nun lassen
wir zwar jetzt dahin gestellt, ob die Aegypter sich nicht einige oder alle Planeten als mann-weib-
lich dachten, wir haben aber, falls ich nicht irre, gezeigt, dass diess aus ganz anderen Gründen
hervorgehen müsse, als aus der Griechischen Astrologie und aus dem Begriffe des Griechischen
Ares und der Griechischen Athene.

Wenn wir demnach die Bestimmung der Neith aus dem Begriffe eines angeblichen, weiblichen
Planeten Mars der Griechischen Astrologie geradezu verwerfen, so dürfte uns diess Herr Seyffarth
wohl nicht so übel nehmen, als wenn wir sogar das, was männiglich bekannt sein soll, die Einheit
der Neith und Athene noch gar sehr in Frage stellen. Denn einige wechselseitige Beziehungen,
die der Aegyptischen und Griechischen Göttin eigen gewesen sein mögen, begründen noch lange
nicht eine völlige Einheit beider Wesen, so dass man mit Sicherheit alle Bestimmungen des einen
auf das andere übertragen könne. Oder wollten wir etwa mit gleichem Bechte alle Eigenschaften
des Griechischen Herakles dem Aegyptischen aneignen? Und wenn man selbst die Grundidee des

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