Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0120
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
CG

Einleitung.

acht Hellenischen Herakles vergeblich in dein Aegyptischen suchen sollte, wird man unsere Forderung
missliiliigenj dass man in der wahrhaft Aegyptischen Mythologie vor allen erst eine bewaffnete und
kriegerische Neith nachzuweisen habe? Denn ohne zu fragen, welche der vier Athenen des Alter-
tliumes *} mit der fünften der Nilgebornen identisch sein solle, welchen der so verschiedenen, zwischen
dem Aetherfeuer des äussersten Himmels und der Erde in der Mitte liegenden Grundbegriffe der
Athene 3) man als Grundlage der Aegyptischen anzusehen habe, wollen wir sogar zugeben, dass
zu Piatons, ja selbst zu Solons Zeit den Aegyptern eine kriegerische Neith eigen war, allein wer
bürgt uns denn dafür, dass die Neith zu Solons Zeit noch eine reinägyptische Göttin war? Konnte
denn nicht in der Zeit von Psammitich's Alleinherrschaft bis auf Solons Mannesalter (einige und
sechzig bis siebenzig Jahre} gar manches Griechische auf die Aegyptischen Götter übergetragen wor-
den sein? Wer stellt uns aber dafür, dass nicht der Saiterpriester, auf den sich Solon beruft, aus
einer gefälligen Anbequemnng seine Neith zu einer Kriegsgöttin stempelte? Machte er denn nicht
auch den Phaethon mit seinem Wagen zu einem Aegyptischen Mythos3)? Liess er nicht die Neith
zuerst in Attika ihren Sitz aufschlagen, dort das Kastenwesen einrichten und von dort aus sich in
Aegypten niederlassen? — Doch da ein Theil der Griechen selbst das Vaterland der bewaffneten
Athene nicht in Griechenland sucht, führt man uns etwa hinüber nach Aegypten? Keinesweges,
sondern man verweist uns als auf die eigentliche Heimat der Tritogeneia an den Tritonsee nach Li-
byen *). Andere wollten jedoch ihrem Vaterlande die Ehre nicht entgehen lassen und fanden den
Geburtsort der Göttin in Hellas 5). Lassen wir sie aber den Libyern, so fragt sich wiederum, war
sie in Libyen ureinheimisch, oder von Aegypten herüber geführt und ihr Cult von Libyen aus nach
Griechenland verbreitet worden, ehe noch ein lebhafter und anhaltender Verkehr zwischen Aegypten
und Griechenland Statt fand? Dass diese Athene ursprünglich des Poseidon Tochter genannt wird,
scheint nicht Aegyptische Lehre gewesen zu sein, denn Poseidon war Typhon. Manches könnte
wieder für Aegypten zeugen. Um also der Sache völlig auf die Spur zu kommen, muss man nach
Aegypten selbst sich wenden, muss die ältesten Monumente der Thebais und Nubiens untersuchen
und nachsehen, ob auf anbezweifelt alten Denkmählern wirklich eine den Krieg sich zueignende
Neith nachzuweisen ist. Ich sage mit Bestimmtheit, eine den Krieg sich zueignende, weil selbst
eine den Sieg verleihende Neith nichts für Herrn Seyffarth beweisen würde, weil, wie wir bald
sehen werden, der Gott des Sieges nicht Mars, sondern Jupiter war. Hat man aber eine solche
Kriegsneith und das respective Alter des Monuinentes, auf welchem sie enthalten ist, durch zu-

1) Cickho de NeOi Veor. III, 21. Clement. Alex. Cohort. 2. p, 24. Jul. Firmic. de Errore prof. relig. 17.

2) Eustathii Comment. in Homer. II. 'pm,. A. 40. Vol. I. p. 35. v. 397 fgg. p. 10t. 102.

3) Pi.aton. Tim. p- 22. to yuq ovv xai nag' v/tiv ).eyo/.ievov, w? nore fl'aeO-mv x. t. ).. Dass Servius zu Aen. X, 189
den Plmethon mit dem Epaphos in Verbindung bringt, beweist noch gar nichts.

4) Herodot. iv, 180. Apoixon. Rhod. Argonaut, iv, 1309 fgg. vergl. 2G0 - 09. Diod. Sic. III, 70 hat Griechisches,
LibysClies und Aegyptlsches in eins zusammen geworfen. Pompojj, Mki.. de Sit. Orb. i, 7. Eustathii Comment. in. Dionys.
Perieg.ed. Hknr. Stephan. 1579. p. 39. Comment. in Homer. II. 0. 39. Vol. II. p. 160. X. 183. Vol. IV. p. 236. Com-
ment. in Odys. (ttf. Lips. 1825. 20.) t. 378. Vol. I. p. 134. Vergl. Strahon XVII, 3.

5) Pausan. ix, 33. gcHOL. Ai'Olxox. zur genannten Stelle und i, 109. vergl. Muei.t.er Geschichten Hell. Stämme i.
p. 355 fgg.

6) Rekannt ist des Eratosthenes Erklärung von Nitokris AOyvä rixijtpofioq; vergl. über die Ableitung Rosfxuni Mon.
stor. I, 2. pag. 138. Ueber Niy.ij AO-ava Sornocr.. Vhiloct. 134. Euuipid. Jon. 1546 u. a. vergl. Eustathii Comment. in
IIomkh. 410. Vol. IV. p. 208. I. 700. Vol. III. p. 78.
 
Annotationen