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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0148

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94

Einleitung.

sprachen haben würde, dass, sage ich, diesem Manne ein in Aegypten allgemeingültiges Priester-
thum, von Frauen verwaltet, hätte verborgen bleiben können. Zweitens sprechen Diodor, Plutarch
und Strabon, so häufig sie auch der Aegyptischen Priester gedenken, nie mit Bestimmtheit von
Aegyptischen Priesterinnen und, was ungleich Aviclitiger ist, weder Chäremon noch Clemens führen
bei der Aufzählung der Aegyptischen Priesterclassen Priesterinnen an, ein Uebersehen, welches
bei dem Aegyptischen Hierogrammateus Chäremon und dem mit Aegyptischen Verhältnissen so ver-
trauten Alexandriner Clemens unerklärlich wäre. Drittens konnte es leicht geschehen, dass manche
Griechen die dienenden heiligen Frauen, welche ohne Zweifel zu dem Aegyptischen niedern Kleros
gehörten, so wie die hoch angesehene Amunsbraut, von welcher selbst Strabon das Wort kgaadui
gebraucht, irrthümlich zu Priesterinnen erhoben Viertens endlich ist es auch möglich, obgleich
ich es aus den vorgelegten Gründen bezweifele, dass in der Zeit nach Herodot 2) und namentlich
unter der Ptolemäerherrschaft bei dem so viel vermögenden Einflüsse der weiblichen Glieder dieser
Familie für mehrere Gottheiten ein von Frauen verwaltetes Priesterthum eingeführt ward. Gab es
nun in der altern Zeit keine Priesterinnen, so konnte auch die Frau unsers uralten Monumentes
nicht die Abzeichen einer Isispriesterin tragen. Allein sie trägt nicht einmal blosse Abzeichen,
sondern mehrmals ein Kuhhaupt, folglich, wäre sie Priesterin gewesen, eine Maske. Gegen die
Meinung einiger Gelehrten, als haben die Aegyptischen Priester Göttermasken getragen, hat sich
Champolüon erklärt 3) und er möchte gewiss nicht durch ein Verweisen auf die von den Hörnern
bei dem Aegyptischen Gottesdienste getragenen Masken *) zu widerlegen sein, weil das nach-
ahmende Ausland in dieser Hinsicht des Guten lieber immerzu viel, als zu wenig that. Allein auch
Diodor berichtet aus dem Munde der Aegypter, dass nach alter Sitte die Priester bei symbolischen

von einer Jungfrau. (oyN gAg NCgtMF NOyHHB EÜ)AyU)(DTTt; gN NpMNKHMF AÄÄA MTTOyCgAt
ETBU OyEl NOyODT ACpTTAp6EN0C.)

1) Hierdurch dürfte sich wohl auch der Einwurf Herrn Toef.ken's (s. v. Minutoh Reise zum Temp. des Jup. Am-
man, p. 150.) erledigen, als habe Herodot, der das Vorhandensein eines weiblichen Priesterthnmes in Aegypten verneine
und doch von heiligen Aegyptischen Krauen (Hehodot. II, 54. 50. yvvcuxeq iffHufa von der Amuushierodule, so wie von
erblichen Pflegerinnen der heiligen Thiere (Hekodot. II, 65. fte).iäo>voi frifieuO rede, sich selbst widersprochen. Denn dar-
aus, dass eine Anzahl Krauen für deu heiligen Dienst iu und ausser dem Tempel als Dienerinnen (mochten sie auch von
gutem Herkommen und von grossem Ansehen beim Volke sein; vergl. Diodo«. Sic. I> 83. 84.) beschäftigt waren, folgt noch
uicht, dass dieselben den Hang und das Amt des Priestertliumes besassen. Dass durch solche Personen (und noch mehr
durch königliche Prinzessinnen s. Heuodot. II, 171.) in früherer Zeit selbst Aegyptisclier Cult verbreitet werden konnte
(vergl. Hehodot. II, 54. — 57.), ist uicht unmöglich. Man denke nur an die Ausbreitung des Cliristenthumes, welche von
gefangenen Sclaven und Sclavinnen ausging. Die Stelleu Herodot. II, 48. 60., in welchen mau Priesterinnen hat finden
wollen, werden durch Herodot's bestimmte Versicherung, dass es iu Aegypten keine Priesterinnen gab, dahin erläutert, dass
man in den dort genannten Krauen nur gewöhnliche, in religiöser Keier begriffene Aegypterinneu zu sehen hat.

2) Cavlus Rectteil d>Antiquites. Vol. III, 8, 2. wollte (wie so manche nach ihm) das Vorhandensein Aegyptisclier
Priesterinneu durch Bildnisse darthun. Allein wje ist mau denn ohne genaue Keimtniss der Hieroglyphenschrift im Stande,
eine niedere Göttin, die einer höhern Gottheit huldigt und eine Aegypterin im heiligen Kestschmucke von einer angeblichen
Priesteriu zu unterscheiden? Doch setzte er bei seiner Meinung mit löblicher Vorsicht die Worte hinzu: Mais soit que
l'usage ait change depuis cet Historien (Herodot) u. s. w. De Schmidt de Sacerdotibus et Sacrif. Aet/ypt. p. 90. Korsitan
post tempora Herodoti hac in re aliquid immutatuin; aber auch hier: neque iu Universum hoc testimonium adsumi polest, nain
atlsuut monumenta antiqua Aegyptia, in quibus certissime feminae sacra procuraut etc. Viel kritischer Dbumann historisclt-
aiiti/fitarische Untersuchungen, p. 92, „von Priesterinnen finden sich erst unter den Lagideu sichere Spuren.« BJur, hätte
der scharfsinnige Gelehrte nicht den Dionysoszug als Beweis anführen sollen, denn sonst müssteu wir auch die Seihet»,
uud Saxvftoi und A^aX&Eiaq xF.qaq und die 'Slgai reaaageq u. s. w. in die Aegyptische Religion aufnehmen.

3) CHAMi'or,uoN Pre'cis du Systeme Uie'ro<ßypli. p. 342. Quelques Savans ont pris ces dernieres representations des
dieux et des deesses de l'Kgypte pour des prelres ayaut leur face couverte de masques figuraut des tetes de divers ani-
maux. Cette singulare oainion ne repose d'allieurs sur aucune autorite valable.

4) s. die Stelleu i)ei toelkkx, z. v. Minutou Heise z. Temp. d. Jup. Am. p. 142.
 
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