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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0149
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Göttervorstellungen Masken trugen J) und dass schon die altägyptischen Könige (bekanntlich waren
die Könige Mitglieder des Priesterordens) auf dem Haupte Pflanzenge wachse, Feuer, duftendes
Räucherwerk getragen, so wie die Larven von Löwen, Stieren und Drachen umgenommen hatten 3).
Dieses Tragen von Masken beschränkte sich aber ohne Zweifel auf feierliche dem Dienste der
Gottheit unmittelbar gewidmete symbolische Handlungen, als Aufzüge u. s. w. und möchte wohl
schwerlich, so viel sich aus den Kupferwerken ersehen lässt, Statt gefunden haben, wenn der
Priester nicht den Dienst als Mystagog verrichtend, die Gottheit selbst, sondern nur, wie in diesen
vermeintlichen Begräbnissen, als ein blosses Standbild seine eigne Person vorstellte. Noch beruft
sich Herr Heeren auf ganz ähnliche Vorstellungen in den Grabmälern von Elythia. In der That
bietet eine Felsengrotte mit mehreren Statuen Verstorbenen in Hinsicht der Anlage und künstleri-
schen Ausführung sehr viel Aehnlichkeit dar 3). Allein die Figuren tragen liier gar keine Abzeichen.
Nicht minder scheint es mir unwahrscheinlich, dass in jener frühen Zeit, wo die Kunst mit genauer
Noth der Gottheit einen Felsenbau und Statuen errichtete, sie dergleichen Werke schon an einzelne
Menschen verschwendet habe. Eben so sind die Bilder der Verstorbener immer mit dem hieroglyphi-
schen Namen begleitet. Denn erkannte man wohl einen Gott aus seinen Abzeichen, so war es
doch unmöglich, ohne beigesetzten Namen die Erinnerung an den verstorbenen Priester zu bewahren,
da ja dessen Vorgänger und Nachfolger dieselben Insignien trugen. Hier aber haben die Figuren
entweder ursprünglich gar keine Hieroglyphen neben sich, oder, wo sich noch die Reste von ihnen
zeigen, sieht man, wie neben Amun 4), das drei Male wiederholte hieroglyphische Symbol der Gott-
heit . Ferner nimmt wohl der König sehr schicklich Platz neben der schützenden Göttermutter,
schwerlich aber möchte die vertrauliche Stellung zu einer Priesterin passen, man müsste denn die
weibliche Figur mit dem Kuhhaupte und der Scheibe 5) für seine Gemahlin halten. Endlich berufen
wir uns auch auf ein drittes Denkmal K), in welchem sich wiederum ähnliche Figuren vor den übrigen
Sculpturen des Tempels überaus bemerkbar machen und welche Herr Heeren selbst nicht für Bilder
von Menschen, sondern von Göttern ansieht. Es ist diess (nach ilim) das kleinere Felsenmonument von
Ibsambol. Burckhardt giebt ihm ein ungeheures Alter indem er sogar das von Derr eine Nachahmung
von diesem sein lässt. Allein so sehr wir auch des verständigen Burckhardt Aussprüche ehren, so
können wir doch bei diesem unsern Zweifel nicht unterdrücken. Nach seinem eignen Urtheüe tragen
die Figuren zu Ibsambol den Ausdruck von Milde und Hoheit, und jeder, dem die Abbildungen von

1) Diodoh. Sic. I, 96. Tor fcr yaq ^v/OTionnnv 'Eq/njv xara to noO.aiov vo/tt/iov naq' AiyvTiriotq, arayayavTa rov
ArtiSoq to oM/ia fif/qi rivof, naqctSiüorai toi izeoixti/itvot Tijv rov Keqilcqov 7zqoTO(ii;v. Scharfsinnig verweist bei dieser Ge-
legenheit Herr Toklkkn auf die Wölfe des Bampsinit, Heuodot. II. 122.

2) Diodor. Sic. I, 62. Er e&ei yaq uvai toi<; xar' AiyvnTor ävvaoTaii; 7ieqtTif}ta&at, ncqi Trjr xtyahjv ).torru>v xat
Tavqoir xai äqaxovroir jiqorofutc;, arjucia xijq ccqxqs' xac noTe /iev deväqa, noTt St nvq , tOTi 6' örf »nt (hJlUapuxttav evmäoir
iX^iv tm Tf? xepaXijt; ovx oliya'

3) De'scription de Vltgypte. Anäq. Vol. de Planches I. pI. 66, 2.

4) Gau Kubische Denkmäler. Iii. XXX, 1.

5) Gau Kubische Denkmäler. 151. XXX, 3. 4.

6) Auch Chami'Omjon Briefe, über Aegypten und Nubien. 11. Br. p. 91. „Dieser Speos — von Ibrim — (ich gebe
diesen Namen den Aushöhlungen im Felsen , welche nicht Gräber sind) giebt es vier und »war ans verschiedenen Epochen,
doch gehören sie alle den pharaouischeu Zeiten an," erklärt sich gegen Hr. Heerens Ansicht. Eben soHr.GAu; s. weiterunteu.

7) Burckhardt Travels, p. 90. the temple nf Ibsambol seems to liave beeu the model of that at Derr, to Whtch I
think It niuch anterior in date, it was no doubt dedicaled to the worship of Isis. The stvle, in which the sculptures are
cxecnted, denoles high antinuily.
 
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