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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0168

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Einleitung.

während diese ihren Grundsatz von der Aegyptischen Urweisheit und von deren Einflüsse auf das
Ausland unverändert, aber leider ineist unerwiesen, bis auf diesen Augenblick beibehielten, jene
ihrerseits die Behauptung vom Gegentheile bis auf die schroirste Spitze gestellt haben. Während
man also in den neuesten Werken über Aegyptische Mythologie belehrt wird *)? dass von Aegyp-
tens Weisheit alle Cultur Griechenlands und des ganzen Occidents ausgegangen sei und dabei die
Versicherung hört, dass kein Mensch hierüber einen Zweifel hege, vernimmt man zur selbigen Zeit
von den Gelehrten, welche sich um die classische und Indische Alterthumskunde die ausgezeichnetsten
Verdienste erwarben, die Behauptung, dass der Wahn einer Ableitung religiöser Institute Griechen-
lands aus Aegypten jetzt als eigentlich verschollen zu betrachten sei 2). Ja der treffliche Lobeck
glaubt selbst durch eine einzige Stelle des Livius alle diejenigen aus dem Felde zu schlagen, welche
eine von Aegypten, Persien und Indien aus auf Griechenland Statt gehabte bedeutendere Culturein-
wirkung und eine dieses Ursprunges bewusste Ueberlieferung daselbst annehmen 3). Hierbei blieb
man aber nicht stehen. So belehren uns, um andere minder wichtige Stimmen zu übergehen, zwei
Männer, deren Namen jeder Freund der Alterthumswissenschaften nur mit inniger Hochachtung
ausspricht *), dass eine Masse fremden, vorzüglich Hellenischen, Indischen, Persischen, Semitischen
Stoffes, besonders seit Psamraetich, in Aegypten eingeführt, dort in Aegyptiscb.es umgeschmolzen
und zum Theil wieder unter der Hülle uralter Aegyptischer Weisheit an die Griechen zurück ge-
geben Avorden sei.

So ausgezeichnet nun auch die Verfechter der letztern Ansicht sind, so können wir ihrem
Urtheile doch nicht unbedingt beitreten. Auch hier dürfte, wie fast überall, die Wahrheit in der
Mitte liegen. Die Cultur und Wissenschaftlichkeit der Aegypter ist eben so wenig zu überschätzen,
als zu einem Nichts herab zu setzen. Gar manche religiöse Institute möchten sich als uralt ägypti-
sche nachweisen lassen. Eben so sicher möchte es aber auch sein, dass sie ihre volle Glätte und
Feile erst in einer spätem Zeit erhielten. Von manchem lässt sich nur das Gerippe aufzeigen, ob
aber die Farbe des Fleisches Folge der eignen Blutmasse oder der von aussen her aufgelegten
Schminke war, diess ist eine Frage, die, wie den Verfasser bedünkt, genügend zu beantworten,
leider oft unmöglich ist. Verkehr zwischen Aegypten und dem Auslande, so im Leiblichen, wie im

1) Ciiampoi.liox Panth. Et/. Livr. II. Plitlia-Socari. Cette religion que tont concourt n presenter comme Ia source
d'une grande partie de la croyance des Grecs. s. desselben Vre'cis du Syst Hierogt. p. 424. cette nation ä laquelle l'Europe
doit directemeut tous les prineipes de ses connaissauces. Rosetxisi Monum. Stor. I, 1. Iutroduz.p71.toitti iu queslo consen-
touo, che sia derivata dal sapienlissimo Egitlo quella dottriua che tllustrb taulo la Grecia; — — qnella famosa doltriua, ond'
ebbe poi foudamenlo il bell' edifizio della greca sapienza. Skykfabth Rudimenta Uieroglyphices. §. 1, 2.

2) Muem.eii Geschichten Hellen. Stämme. I. p. 106. „Wer möchte mit Creuzern glauben, dass Herodots Zeitgenossen
die Wahrheit solcher Sätze irgend gefühlt und allgemein anerkannt hätten?

Aber alles diess ist nicht sowohl irgend Jemanden unbekannt, als vielmehr durch entgegen gesetzte Bestrebungen in
Vergessenheit geschoben."

3) Loheck Aglaopham. I. p. IG. (Macedonum legati apnd hiv. XXXI. 29.) „Aetolos, Acaruauas, Macedonas ejusdem
Iinguae homiues, leves ad tempus ortae causae disjungiint conjungunlque, cum alienigenis, cum barbaris aeternuin omnibus
Graecis bellum est, eritquej natura enim, quae perpetua est, non iniilabilibus in dies causis liostes sunt;" quo testimonio
jiigulautur, quotquot Graecos rerum uiaximarum Cognitionen! ab Aegyptiis, Persis, Indis aeeepisse et memoriam aeeeptoruni
religiöse servasse putant.

4) MLKM.KR Gesch. Hell. Stämme. I. p. 102 fgg. von Bohlen Bai alte Indien mit besonderer Rücksicht auf Aegypten.
Ausser zahlreichen Ableitungen von Indien her, Amou, wie mehrere Giitlernameu, Semitisch il'roverb. 8, 80.) I. p. 160.
„Die Mythen von Jup. Amnion können schwerlich weit über das sechste vorchristliche Jahrhundert hiuausreichen." Th. II.
p. 269. „Typhon ein Geschenk der Perser." I. p. 189.
 
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