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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0201

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der Hieroglyphik.

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der Aegyptischen Schriftzeiclien Aethiopischen Ursprunges seien. Hierbei belehrt er uns noch; dass
von den in Aegypten eigenthümlichen Schriftzeiclien die so genannten volksüblichen (demotischen)
alle Aegypter, die heiligen aber nur die Priester allein erlernten, welche die Kenntniss davon als
ein Geheimniss von ihren Vätern überkämen 5 bei den Aethiopiern hingegen bedienten sich dieser
Zeichen alle. Hinsichtlich der Aethiopischen Schriftzeichen, welche bei den Aegyptern Hieroglyphen
Messen, habe er noch zu bemerken, dass diese Zeichen allerlei Thieren, menschlichen Gliedern, dann
Werkzeugen, besonders denen der Baukunst, glichen. Denn ihre Grammatik gebe den untergeleg-
ten Sinn nicht durch eine Zusammenstellung von Sylben wieder, sondern durch eine dem Gedächt-
niss einzuprägende Darstellung von Umschreibungen und Uebertragungen. Sie malen nämlich einen
Habicht, ein Krokodil, ferner eine Schlange, das Auge des menschlichen Körpers, eine Hand, ein
Gesicht und anderes dergleichen. Der Habicht bezeichne ihnen nun jegliches, was mit Schnelle (und
Schärfe z. B. des Gesichtes) geschieht, weil dieses Thier beinahe vor allem Geflügel die grösste
Schnell- und Sehkraft besitze, und so werde nun diese Beziehung in geeigneten Uebertragungen auf
alles Schnelle und das diesem Eigenthümliche, ähnlich dem Gesagten, angewendet. Das Krokodil
deute jegliches Böse, das Auge den Bewahrer der Gerechtigkeit und den Wächter des ganzen
Körpers an. Von den Gliedmassen bezeichne die Rechte mit ausgestreckten Fingern den Erwerb
des Lebensunterhaltes, die zusammen gezogene Linke Bewahrung und Bewachung des Vermögens.
Dasselbe Verhältniss finde bei den übrigen, so wohl von dem Körper, als von den Werkzeugen und
allen anderen Dingen entlehnten Figuren Statt. Denn da sie dem in einem Jeden liegenden Aus-
drucke nachgehen, so üben sie durch lange Aufmerksamkeit und Erinnerung ihren Sinn und wissen
alles Geschriebene fertig zu lesen.

Von diesen Mittheilungen schöpfte Diodor den ersten Theil, nämlich das, was das Verhältniss der
Aethiopischen Schrift zur Aegyptischen betrifft, aus der Unterhaltung mit den Aethiopischen Gesand-
ten in Aegypten 4), das Uebrige, die Erklärung der Aegyptischen Schrift (c. 4.), ohne Zweifel aus
der Belehrung Aegyptischer Priester. Allein über die Angabe, dass die Aegyptische Schrift dem
Aethiopischen (Meroe) entnommen sei, können wir uns einiger Bedenklichkeiten nicht erwehren.
Die Worte Diodor's, es seien die Figuren der Aegyptischen Bilder und die Formen ihrer Schrift-
zeiciicn Aethiopischen Ursprunges, bezeichnen unstreitig die zwiefache Schrift der Aegypter, nämlich
die Bilder (Sculpturen) als die Hieroglyphen und die heilige Schrift, die Schriftzeichen (j'QUfifiurav
rvTtovg) aber als die Buchstaben und die demotische Schrift 2), indem er jenen Worten unmittelbar hinzu
lügt: Denn es besteht die den Aegyptern eigenthümliche Schrift aus einer heiligen und einer volks-
üblichen. Nach Diodor also besassen die Aethiopier eine doppelte Schrift, eine heilige und eine
gemeine. Die Kenntniss der erstem war jedoch nicht wie in Aegypten das Eigenthum einer Kaste,
sondern aller Aethiopier überhaupt. Für diese Behauptung muss Diodors Stelle allein bürgen, denn

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1) DIOdok. Sic. III, 11.

S) Jomakd Ve'script. de l'Eg. Ant. Vol. III. p. i36.

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