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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0244

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190 System der Hieroglyphik

ein Theil der angeblichen Buchstaben ermangelt so gar jedes Scheines der Berechtigung, für blosse
Buchstaben angesehen zu werden. Denn Young's B ■ir war ja ausdrücklich kein B, sondern ein Bir,
sein L jjfejL kein L, sondern Ole, sein Sp kein S, sondern Osch, 6s, und wenn Young die Figur
—«►— für ein Synonym von P hielt1), so wurde sie dadurch kein phonetischer Gleichlauter des
P = $, sondern eine symbolische Variante von [\ = Ösch, 6s. Die Gans endlich war für Young
weder K, noch S, sondern einfach Ke oder Ken 2). Diesen Inhalt hatten aber die erwähnten
Schriftzeichen nicht bloss in gewissen gegebenen Fallen, sondern ein für alle Mal, mochten sie auch
vorkommen, wo sie wollten, nur dass sie das eine 3Ial als Sinn-, das andere Mal als Laut-
zeichen wirkten.

Die Entwicklung des Frühern und Spätem in Young's Ansicht zeigt, wenn ich nicht irre, zur
Genüge, dass, wenn auch Young seine Meinung von dem Verhältnisse der Aegyptischen Schrift-
zeichen zu einem Buchstabengehalte nicht mit der gehörigen Bestimmtheit vorlegte, er dennoch in
seinen Erklärungen hinlängliche Gelegenheit gab, durch die nach dem Gesetze der logischen Ueber-
einstimmung gezogenen Folgerungen einen gewissen Aufschluss hierüber zu erlangen, dass er dem-
nach zwar schon vor Champollion " das Wort Buchstabe (letter) in gewissen Fällen von der Aegyp-
tischen Schrift gebrauchte, dass er selbst davon ausgegangen war, in der Gesammtheit jener Schrift-
zeichen einen eigentlichen Biichstabeninhalt zu suchen, dass er jedoch später im Allgemeinen ganz
davon zurück kam, ihnen nur im Besondern einen uneigentlichen Buchstabenwerth einräumte, dass
er wohl im Streite mit Champollion seinen eigentümlichen Standpunkt einen Augenblick aus dem
Gesichte verlor, zuletzt aber zur Ehre seiner Selbständigkeit völlig wieder einnahm 3).

Fassen wir nun das Hauptsächlichste von dem, was uns Young über die Aegyptische Schrift
mitgetheilt hat, kurz zusammen, so bestand es im Folgenden. Die Aegyptische Schrift ist in ihren

1) Young Account, p. 49. (from (he Article Egypt, no. 103.) „The beut Iine is ofteu exchanged iii (he mauuscripts
for tlie divided staff, and both are represented in tue Rinning band by a figure like a 0 or a 4."

S) Die Wendung, welche Young in dem Account p. 48. „I allow (hat I suspected the B, die L, and die S, lo be
sometiines used syllabically: but die analogy of Wiese characters with die enchorial aiphabet was so well marked, diat ray
nttempt to refine lipon it could not easily have embarrassed any one in making the nppücalion", der Sache zu geben sucht,
erachte ich dem ausgezeichneten Manne für durchaus unangemessen. Als wenn nicht das syllabjsohe Element bei Young offen-
bar die Hauptsache ausgemacht, als wenn nicht die wesentliche Einheit (the essential identity of the Enchorial characters
with the disdnct Hieroglyphics, s. uns. B. p. 170. no. 3.) des Enchorischen und Hieroglyphfschen dieselbe elementarische
Beschaffenheit für beide bedingt und der Name „die supposed, die artiftcial enchorial alphabe!" so deutlich auf seine eigent-
lich syllabische Natur hingewiesen hätte, als wenn nicht Young, so bald er die Aegyptischen Schriftzeichen für, eigentliche
Buchstaben ansah, seine früheren ausdrücklichen Erklärungen uud namentlich seine Analyse der Namen Ptoleinäos und
Berenike, die einzige, die er je von hieroglyphischen Namen gegeben hat, für grundfalsch hätte erklären müssen, als wenn
nicht denkbar wäre, dass der enchorischen und hieroglyphischen Schrift verschiedenartige Elemente zum Grunde liegen
könnten, und als wenn nicht endlich die augeblich so grosse Analogie zwischen dem Enchorischen uud Hieroglyphischen so
manche bescheidene Zweifel zuliesse.

l 8) Young Egypt. Diction. Adnert. (s. «»s. B. p. 175. no. 3.) die written langttage - principally independent of the
Sounds employed in speaking, except iu the c-ise of foreign proper uames, (md retaining always some parts which tvere
never fully expressed in speaking.
 
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