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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0245
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von Young. 191

beiden Hauptrichtungen wesentlich eine und dieselbe, nur verschieden hinsichtlich ihrer Form wegen
der im Laufe der Zeit erfolgten immer grössern Abweichung der enchorischen Zeichen von ihrem
Urtypos, der Hieroglyphenschrift, und wegen der Einführung neuer enchorischer Zeichen für ver-
altete hieroglyphische. Trotz der unverkennbaren Analogie zwischen dem Hieroglyphischen und
Enchorischen stellt sich doch die formelle Verschiedenheit zwischen beiden in einer solchen Ausdehnung
dar, dass man die in jeder derselben nieder gelegte Sprache für zwei Sprachen, oder für zwei
Dialekte zu halten hat. Die Aegyptische Schrift ist im Allgemeinen symbolischer Natur. Die nach-
ahmende Abbildung sinnlich wahrnehmbarer Gegenstände machte den Beginn, die willkührliche
Bezeichnung abstrakter Vorstellungen den Beschluss ihrer Ausbildung. Desshalb fällt die Anwen-
dung von grammatischen Regeln auf diese Schrift hinweg und eben desshalb lässt sich aus ihr selbst
nicht ermitteln, ob sie die Worte der Koptischen Sprache enthält, ob schon einige grammatische
Uebereinstimmungen ein schwaches Band zwischen ihnen knüpfen. Nur für den Ausdruck von Ei-
gennamen schuf man eine Art Alphabet von anscheinend zwiefachem Inhalte. Der eine bildete ein
svllabisches Wortalphabet, der andere ein aus diesem hervor gegangenes Alphabet uneigentlicher
Buchstaben, die jedoch immer einen Theil der in ihnen liegenden Laute bei der Aussprache nicht
völlig geltend machen. Die erstere Art des Alphabetes diente hauptsächlich zur Abfassung Aegyp-
tischer Namen, die andere, leicht begreiflich, für die der Aegyptischen Sprache viel ferner stehenden
fremden Eigennamen. Doch sind auch beide häutigst mit einander vermischt, da sie in Wahrheit
nur ein einziges Alphabet ausmachen; nur erscheint das offenbar syllabische Element häufiger in den
Aegyptischen Namen, das anscheinend buchstäbliche hingegen Iii den fremden Namen, ob gleich
mehrere Aegyptische Namen ganz aus der letztern Art zusammen gesetzt sind *3. In der syllabi-
schen Schrift und namentlich in der hieroglyphischen erscheinen jedoch auch Charaktere, welche
man als überflüssige Zeichen für die Ausprache zu betrachten hat.

Hierein ist das Eigenthümliche von Young's Ansicht über die Aegyptische Schrift zu setzen.
Hätte Young sich in dem Account bestimmt für das neben der syllabischen Wortschrift bestehende
Vorhandensein eigentlicher Buchstaben entschieden, so würde er eben dadurch nur von seinem
eignen Systeme zu Gunsten des in der Zwischenzeit aufgetretenen Champullionischcn abge-
wichen sein.

Die Anwendung der Lautzeichen ist nach Young, wenigstens für die Abfassung der Aegypti-
schen Namen, ein Erzeugniss der spätem Zeit. Denn er lässt nicht bloss in den von ihm (nach
äusseren Zeugnissen^ erklärten Namen nationalägyptischer Könige

1) Es ist unstreitig mir eine Ungenauigkeit, wenn Young Effypt. Biction. (s. uns. n. p. 175. no. 30 die Unabhängig-
keit der Aegyptischen Schriftzeichen von den heim Sprechen angewendeten Lauten nur für den Ausdruck der fremden Ei-
gennamen aufhebt, indem er ja diess im Account (s. uns. B. p. 181. uo. 1.20 ausdrücklich auch für einen Theil der Aegypti-
schen Kigennameu gethan hatte.

S) Young Account. P- l5^- ^55> Speetnvms of Hieroiflyphics front the urt. Et/j//>t, JVb. 38. 50. 52. 72. Die hiero-
glyphischen Namen sind bei Young wie in dem Originale in den länglichen Bing (s. uns- P- 105 ) eingeschlossen, welchen
der Leser sich leicht hinzu denken wird.
 
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