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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0255

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von Chauipollion, 201

An dieses Oval legte nun Champollion ein dergleichen «anderes *)

m

welches schon im Jahre 1818 von Bankes nach äusseren Zeugnissen für den Namen der Kleopatra
gehalten worden war 2). Dieser Vermuthung zu Folge erhielt er vier schon in dem Namen Ptole-
mäos gewonnene Buchstaben, und zwar mit derselben Bedeutung, welche sie muthmasslich dort
besassen und der Voraussetzung nach auch hier besitzen sollten, nämlich l<, \ = E, j£Y=()

■=!'• Hielt man nun a für K, ^ für A, ^» für T und <z> für B, so kam der Name Kleopatra
auf das ungezwungenste zum Vorschein. Die zwei letzten Zeichen ~ %, welche Yoüng schon bei
dem Namen Berenike für das Merkmal des weiblichen Geschlechtes angesehen hatte 3}, schienen die
scharfsinnige Vermuthung des Briten zu bestätigen.

1) Chamvoluon Lettre d M. Datier, p. 47. suiv.

2) Nach »Salt Essay, p. 7—10. hatte Bankes, wie andere vor ihm, die Bemerkung gemacht, dass in den verschiedeneu
Abtheilungen eines Aegyptischen Monumentes das Bild von einer oder auch von zwei menschlichen Figuren, Wie sie bald
der Gottheit opfern, bald etwas von ihr empfangen, überaus häufig wiederholt Ist. (Vergl. Champollion Pre'cis du Syst.
Hie'roffl. I. ed. p. 172. II. ed. p. 224. La decoration d'uu teniple egyptien consiste presque (oujours dans une foule de
bas-reliefs, representant le meine roi, faisant successivement des offraiides a toutes les divinites adorees dans Ie temple, et
aux dieux de leur famille.) Meistenteils stellt es einen Mann allein, bisweilen aber auch einen Mann und eine Frau, die
Frau dem Manne dann folgend, dar. Eine Frau allein erscheint verhällnissmässig selten. Bankes vermuthete, iu diesen
Figuren die Gründer des Monumentes zu erblicken. Als er nun au der Griechischen Inschrift zu Klein-Diospolis den Namen
der Kleopatra dem Namen des Ptolemäos voraus gehen sah und dasselbe Verhältniss, und zwar nur hier allein, auch hei
den so häufig wiederholten Figuren bemerkte, so dass das Bild der Frau dem des Mannes voran stand, so schloss er, dass
diese Bilder, sammt den dabei befindlrchen hieroglyphischen Namen, der Kleopatra und ihrem Sohne, dem Ptolemäos, angehört
haben möchten. Iu dieser Vermuthung bestätigte ihn Young, welcher in dem Namen des Mannes wirklich den Namen des
Ptolemäos erkannte. Denselben Namen bemerkte nun Bankes später an dem Obelisken von Philä (jetzt zu London), dessen
Sockel eine an Ptolemäos und zwei Kleopatren, seine Schwester und Gattin, gerichtete Klage der Prieslerscuaft, zu BWS
enthielt (s. Letiionnk llecherches. p. 301.), so wie an einem kleinen Tempel zu Philä, dessen Griechische Widmung gleich-
falls die Namen Ptolemäos und Kleopatra nannte, wodurch seine Vermuthung zur Ueberzeugung ward, dass in den oben
vorgelegten Hieroglyphen der Name Kleopatra wieder gegeben sei, ob schon er eine analytische Entzifferung derselben
nicht versuchte (s. Spjneto Lectures. I. II. p. 71.). Champollion {Lettre ä M. Datier, p. 4(5.) stellt aber die Sache so
dar, dass Jedermann glauben muss, als habe er zuerst, ohne irgend einige voraus gegangene Nachweisungen anderer, an
dem genannten Obelisken den Namen der Kleopatra entziffert, worüber natürlich Young {Account, p. 45.) und SM* {Essay.
p. 7. the developemeut of an hieroglyphical aiphabet is allowed by M. Champollion to have been mainly dorived from a
comparisou of the several sigus whose combinations were knowu to compose respectively the minies of Ptolemy and of
Cleopatra: he is, however, less precise in informing us from wliat sources this important previous knowledge was obuiined)
mit Itecht ungehalten sind. Denn wollen wir auch nicht in Anschlag bringen, dass, wie Salt bemerkt, eine blosse Ver-
gleichuug der Griechischen Inschrift auf dem Sockel des Obelisken mit den auf dem Obelisken s"elb?l befindlichen hierogly-
phischen Namen schwerlich den Namen Kleopatra an die Hand gegeben haben würde, weil im Griechischen zwei Kleopatren
erwähnt werden, während der Obelisk das Oval der Kleopatra nur einmal, ein anderes Oval »her (which seems to coutaiu
tbe niystic title) zweimal darstellt, so war doch die Femininalbezeichuung welche Clmmpolliou als seinen Leitstern
anführt, offenbar eine zuerst von Young bekannt gemachte Entdeckung. Salt hatte übrigens das Verdienst, zuerst nach
■iouug und Chauipolliou, auf dem von dein letztern gebahnten Wege, den er jedoch theoretisch nicht erweiterte, eine
beträchtliche Anzahl hieroglypbischer Namen während seines Aufenthaltes in Aegypten zu entziffern und dadurch namentlich
manche schätzbare Variante zu liefern.

3) S- uns. B. p. 186.

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