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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0413

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von Champollion.

859

könnte man leicht versucht sein, dem ^ die Währung des I zu ertheilen. Allein abgesehen da-
von, dass die beiden Ovale offenbare Spuren von verfehlter Zeichnung an sich tragen, so darf man
schon desshalb diese Stelle nicht als einen Beleg für den unsrer Hieroglyphe zuzuerkennenden I-Laut
betrachten, weil k^sars in Uebereinstimmung mit dem bisher gewonnenen Laute des A und E
eben so wohl in kAsai-s als in kEsars übersetzt werden kann. Beispiele, aus denen ein anderwei-
ter Vocal-Iohalt der fraglichen Hieroglyphe abzuleiten wäre, sind mir nicht bekannt.

Das über k^sars stehende Autokrator ist aber auch in so fern beachtenswerth, als der Vo-
gel ^ die Mittheilung Plutarchs zu bestätigen scheint, dass die Aegypter das A durch einen Ibis
dargestellt hätten l). Allein nach meinem Urtheile ist die Beweiskraft unsrer Stelle, der einzigen,
welche, so viel ich weiss, für den dem Ibis beizulegenden A-Laut Zeugniss giebt 2), unzulänglich.
Denn zuvörderst wird durch das nur einmalige Erscheinen des während so viele andere Male
in demselben Worte einer der oben bemerkten Vögel auftritt, der Verdacht erregt, als habe auch
für unsern Fall in dem Originale einer derselben gestanden und sei nur wegen Mangel an scharfem
Ausdrucke irrthümlich in ^ umgewandelt worden. Dieser Verdacht wird um so mehr begründet,
da wir schon öfters Gelegenheit gehabt haben zu bemerken 3), dass die Zeichner der Descrip. de
l'Eg. bei ihrem Streben die mehr oder minder verwischten Züge Aegyptischer Sculpturen in ihrer
Unversehrtheit darzustellen, nicht immer von einem günstigen Erfolge gekrönt wurden, wie wenn
sie z. B., um auf das Frühere nicht zurück zu kommen, den Namen Ptolemäos also zeichneten 4)

i-Bfck MP^j wo jeder meiner Leser augenblicklichst in den Figuren Q (=NS) das miss-
verstandene, ohne Zweifel im Originale beschädigte — 0, so wie in a (=T) das wahr-
scheinlich gleichfalls nicht deutlich wahrnehmbare t- oder ä: = M wieder erkennen wird. Hier-
zu kommt, dass die neben J£ befindlichen ©, m=0, U sicher nur die verkannten (£, enthalten

1) Hr. Dr. Idelbb wiederholt (.Jahrb. für Wissenschaft. Krit. März 1835. No. 47. p. 385.) die schon von Korr
{Bilder und Schriften der Vorzeit. II. §. 345) gemachte Behauptung, dass Plutarch den Ibisbuchstaben als einen Consonan-
ten bezeichnet habe, indem das amväo) xcu m&oyyui auf ihn zu beziehen sei (vgl. uns. B. p. 150. no. 2.). Allein ich kann
dieser Erklärung keinesweges beitreten. Der Zusammenhang bei Plutarch nämlich zeigt, wie ich schon oben bemerkt habe>
offenbar, dass dieser Schriftsteller unter dem ersten Buchstaben, welchen die Aegypter durch einen Ibis bezeichnet haben
sollen, das A verstand. Plutarch würde sich aber auf das stärkste widersprochen haben, wenn er den hellsten aller Vo-
cale als ay&oyyoq hätte bezeichnen wollen. Doch gesetzt, er habe unter dem Alpha ein eigen!hiimlich Aegypttsches Laut-
zeichen, etwa einen alephäliulichen Buchstaben verstanden (er spricht aber im Bezug auf das Alpha aus dem allgemeinen
Standpunkte der Griechen, oder überhaupt der Occidentalen), so hätte er diesen Buchstaben gar nicht als A charaktensiren
und am allerwenigsten mit Ammouios also erklären dürfen (Sympos. IX. Quaest. II, 3): ro yay ev rw arofian avevfia tcu;
TctQi ra xcl^V i"«AiffTa 7i!.arre<y&ai xivijoeaiv, töv 7iQ0)Ttjv avoiyo/icviav Tr\v avto Siaamow ovoav etievat tovtov tov ■>lXovj <*7r-
iovv ovra xo/tufo; xai fitjätfimt äeo/ievov 7TQayftareiag, woraus hervorgeht, dass Plutarch auch nicht die leiseste Ahnung von
dem alten Kehlhauche hatte, trotz dem, dass er etwas von dem fiovq der Phöuiker zu sagen wusste. Plutarch tadelte die
Aegypter überhaupt nur desshalb, weil sie den hellsten und reinsten Selbsllauter durch das Bild eines Thieres bezeichne-
ten, welches er avaväoq xai ayäoyyoi;, d. i. stimm- und lautlos nennen zu müssen glaubte und auch im Bezug auf die Gattung
dieser Vögel so nennen konnte, obgleich mau sich den Ibis nicht als einen schlechthin stummen Vogel vorstellen darf
(Vgl. Diction. des Sciences Natur. T. XXII. p. 418.). So fassten auch unsre Stelle Bkiskk und Wittenbach auf, indem
°ei ihnen (s. B. 1. |. p. «45. \v. p. 1050.) die üebersetzung also lautet: Itaque ibin Aegypt» signuni primae faciunt
l'terae; non recte meo quidem judicio, muto vocisque experti animali priinuin lociun in l'iteris deferentes.

2) Die Zeichnung eines andern Falles in De'scr. de l'Eg. Ant. Vol. d. PI. I. f>h 80- ""■ 10' ist nicllt bestimmt genug.

3) Vgl. uns. B. p. 235. no. 1. Namen des Ameueph, p. 312 und 320. Namen der Plolemäer, p. 352. no. 3. II. Name
des Nero.p. 185. 350. no. 2. III- Name der Berenike.

4) Descr. de l'Eg. Ant. Vol. d. PI. V. pl. 51. no. 233.
 
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