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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0434

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System der Hieroglyphik

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Nach dieser Uebersicht zu urlheilen, so trägt im Bezug auf die Selbstlauter die zur Abfas-
sung der Griechischen und Römischen Künigslegenden verwendete Hieroglyphenschrift bei allem,
durch ihre zahlreichen Gleichlauter bewirkten, formellen Reichtnüme einen hohen Grad von Einfach-
heit in materieller Hinsicht an sich, eine Einfachheit, welche jedoch nicht als ein Vorzug, sondern
als ein niederer Grad von Schriftausbildung betrachtet werden muss. Ich verstehe unter diesem
Mangel an Ausbildung nicht etwa die völlige Gleichgültigkeit gegen die an den einzelnen Griechi-
schen und Lateinischen Vocalen haftende Kürze und Länge des Tones, indem diese Nichtbeachtung
auch in den Schriftsystemen sehr ausgebildeter Sprachen, ja zum Theil selbst in dem Alphabete
der Griechischen Sprache angetroffen wird, sondern vielmehr den Umstand, dass die einzelnen \o—
calclassen, durchaus nicht mit der Bestimmtheit und Selbstständigkeit wie in der Griechischen und
Lateinischen Sprache aus einander treten. In der von uns untersuchten Hieroglyphenschrift spal-
ten sich nämlich die Vocale eigentlich nur in zwei Abtheilungen, deren eine die helleren, die an-
dere die dunkeln Vocale uinfasst. Ia selbst diese beiden Gassen sind durch keine scharfe Grenz-
linie von einander geschieden. Die helleren Laute, die ihrer Natur nach sich am frühesten in der
Sprache geltend machten, zeigen durch ihr Hinübertreten in das Gebiet der dunkeln Vocalzeichen
an, dass sie einstmals die alleinigen Verweser des Vocalsystems ausmachten, so dass sie bei ihrem
vorwaltendem Geschäfte, die in der Sprache vorherrschenden lichten Tonstellen anzugeben, doch
vorkommenden Falles ohne beigefügte Unterscheidungsmerkmale auch die dunkeln Töne andeuteten,
auf eine ähnliche Weise, wie die Schrift der neueren Europäischen Sprachen die Kürze und Länge
der Laute A, E, I, 0, U ohne nähere Abzeichnung der Aussprache des Lesers überlässt. Bei
den helleren hieroglyphischen Vocalzeichen tritt als der Grundton, als der natürlichste Vorstand der
ganzen Classe, das A hervor. Allein die Zeichen des A drücken eben so häufig das dem A nahe
verwandte E aus. Sie dienen ferner, das I anzugeben, ja sie übernehmen selbst die Stelle des
0, wie wenn \, vielleicht einer der ältesten und eigentümlichsten Repräsentanten des A, E in
iV(V)>tasj NQeJrOni, NCeJrOnois') für das £2, Ö der Griechen und Römer stand. Die Hiero-
glyphenschrift scheint demnach in der frühesten Zeit nur ein materielles, oder gewisse nur formell
verschiedene Schriftzeichen gehabt zu haben, durch welche bloss die Vocale überhaupt angedeutet
wurden, so dass man die besondere Färbung des Tones der Kenntniss des Lesers anheim stellte.
Allein die Einsicht in das Unbequeme einer so allgemeinen Vocalhezeichnung konnte nicht ausblei-
ben. Man schuf daher auch eigentliche Vertreter der dunkeln Laute, von denen man erwarten
sollte, dass sie aus ihrem Bereiche nicht heraus traten, eben weil sie vom Anfange an nur für die
eine Classe der Selbstlauter ausgeprägt wurden. Auf der andern Seite würde es der durch eine
lange Gewohnheit eingewurzelte Gebrauch der älteren, allgemeinen Vocalzeichen leicht erklären,
wenn man dieselben auch nach der Aufstellung der für die dunkeln Laute bestimmten Zeichen hin
und wieder zu dem Ausdrucke dieser dunkeln Laute verwendet hätte. Diese Voraussetzung wird
in der That durch die dem Leser bis jetzt mitgetheilten hieroglyphischen Ovale bestätigt, indem
wir wohl die Hieroglyphen der helleren Vocale in die Sphäre der dunkeln übergehen sehen, hingegen
kein sicheres Beispiel gewahrten,in welchem die eigentlichen Zeichen der dunkeln Vocale ,
(23 a...» ailcu die Stelle der hellen Selbstlauter übernommen hätten. Wie übrigens eine genaue
 
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