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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0495

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von Champollion.

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grössere Aehnlichkeit mit ÜSl=<i) darboten. Eine so ausgedehnte Folgerung von der Semitischen
Paläographie auf die Aegyptische konnte überhaupt nur dann /^lässig sein, wenn eine vollständige,
genaue Vergleichung der mit Sicherheit entzifferten phonetischen Hieroglyphen und der ihnen ent-
sprechenden hieratischen und demotischen Schriftzeichen mit den Grundformen der Semitischen
Buchstaben veranstaltet und ein genetischer Zusammenhang zwischen beiden befriedigend nachge-
wiesen wrorden wäre. Hat nun etwa Grotefend eine solche durchgreifende Vergleichung angestellt?
Dass ich nicht wüsste. Da er aber sein Urtheil über die Hieroglyphenschrift im I. 1827 aussprach,
so hätte er sich auf das 1826 erschienene Werk Seyffahth's Rudimenta Hieroglyphices berufen
können, welches einen dergleichen Zusammenhang nachzuweisen bezweckte. Allein meines Erach-
tens hat dieses Werk seine Aufgabe durchaus nicht gelöst »}. Dieses Urtheil, welches wir später
durch eine genaue Zusammenstellung der Aegyptischen und Semitischen Schriftzeichen zu begrün-
den gedenken, dürfen wir wohl schon jetzt aussprechen, da der Verfasser jenes Werkes selbst das
so genannte kalligraphische Princip, nach welchem Spohn und Seyffarth bis dahin die Hieroglyphen
zu entziffern versucht hatten, für irrig erklärte 2) und ein neues Princip an dessen Stelle setzte.
Unter diesen Umständen kann nun die von Grotefend auf das Phönikische Alphabet gestützte Be-
hauptung für uns ganz und gar keine bindende Kraft haben. Eben so wenig frommet endlich sein
Berufen auf den zugleich in Keilschrift und Hieroglyphen abgefassten Namen des Xerxes (s. p.
213.). Denn bereitwilligst zugestanden, dass die Ergründung der hier in Frage kommenden Keil-
charaktere auch nicht dem mindesten Zweifel unterliege und dass da, wo die Keilschrift ein H ent-
halte, die Hieroglyphenschrift ein \\ setze, folgt hieraus, dass \\ nun wirklich auch ein H sei ? Durch-
aus nicht. Denn es ist ja möglich, dass die in den beiderlei Charakteren nieder gelegten Sprachen
ganz anderen Lautverbindungen folgten, dass namentlich die Sprache der Keilschrift vorherrschend
guttural, und dass hingegen die Sprache der Hieroglyphen diess nicht war, dass mithin jene füglich
da ein H oder einen andern Guttural setzen konnte, wo diese nur einen unaspirirten Vocal etwa
ein E oder I anwendete. Ein Ausspruch hierüber hätte natürlich von einer gründlichen Belehrung
über die in diesem Bezug obwaltende Eigenthümlichkeit der beiden Sprachen unterstützt werden müs-
sen. Diess zu thun, hat jedoch Grotefend unterlassen. Setzen wir aber einmal voraus, dass die
angeblichen Vocalzeichen in der That Kehlhauchlauter gewesen seien, so würde man in den Ova-
len, in welchen die Hieroglyphenschrift weniger sparsam mit ihnen umgegangen ist, wie z. B. in:
i. 2) ir. iv. iv. vi. vii. viu.

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■verschiedenen Begriffe U)NH Gabten und ]ii£>_.jjy Zaiijt hätten Grotefend gegen die Einheit des Meroglyphischep und se-
mitischen Alphabetes etwas misstrauisch machen sollen. Ueber Grotefend's Beniiiheu das vermeintlich demotische Alpha
bet zu einer Stütze des Phönikischen zu machen, vgl. Korr. 1. 1. p. 229.

1) vgl. Bhown Apergu sur lex Hieroglyphe? p. 73.

2) Ssyffarth Systema Quadripart. p. 367. — lusto citius collegi principium hieroglyphices esse calüijraphicum.

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