Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0496
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
448 System der Hieroglyphik

Kleopalra, Kleop(a)lra (I. II.), Ber^ejnike, BerenikQeJ (III. IV.), KQtQisar^oJs (Y.), Kai(o)s
KaisCcQrCoJs (VI.), TibQeJriCoJs (VII.), T£oJmiliantoJs (VIII.), Tr«i(7<>("o> (IX.), &a£ma
(XI.) durch die Vertauschung der Vocale mit Kehlhauchlautern wie Klhhphlrh (I.), Bhriihkh (III.),
Shbhnh (IX.) u. s. w. eine ausserordentliche Häufung von Gutturalen erhalten. la in der Variante

■HJ

Philippos (B.) sehen wir in drei, und in NQeJroiiae *) oder NQeJrouai (X.) vier Gutturale
hinter einander folgen. Mit dieser Häufung aber war es noch nicht.abgethan, denn wenn die Ae-
gypter selbst diejenigen Laute der Griechen und Römer, welche ohne irgend eine Aspiration ge-
sprochen wurden, znit einein Kehlhauche einführten, so würden sie mit sich selbst in den gröss-
ten Widerspruch getreten sein, wenn sie die wirklich von den Griechen und Römern aspirirten
Laute ihrer Aspiration hätten berauben wollen. Sie würden daher die Zeichen Ovdav(o)g, Olho-
nQoJs (oben unter C, D.) nach Grotefend in Ilhlhhn^ojs umgesetzt haben und da die Hierogly-
phe \ wie wir sahen, ein Stellvertreter war von und dieses wieder von den übrigen oben für
I I) angenommenen Figuren, so würden wir folgern müssen, dass die Aegyptische Sprache gerade-
zu aus lauter Gutturalen bestanden habe. Müsste man sich nun auch hierbei beruhigen, dass eine
solche Sprache der äussersten Rauheit und Ungeschliffenheit die Griechischen und Römischen Wör-
ter zu einem wahrhaft monströsen Lautschwalle umgewandelt habe, so würde man doch nicht be-
greifen, wie sie sich zu einer ganz unverständlichen Schrift hätte verurtheilen können. Denn der
unwiderlegliche Umstand, dass durch die angeblichen Gutturalzeichen vorherrschend gewisse Vocal-
classen dargestellt wurden, zeigt offenbar, dass dieselben bei den Aegyptern verschiedene Gutturale
gebildet hätten. Während wir nun bei Grotefend's Ansicht das leicht zu erklärende Ausfallen der
Vocale umgehen, erhalten wir die nicht zu erklärende willkührliche Auslassung der Consonanten,
durch deren Setzen und Nichtsetzen das Wortganze nothwendig eine verschiedene Gliederung be-
kommen musste. Denn dass hier nicht grammatische Gliederung, sondern reine Willkühr herrschte,
ersieht man aus den Varianten eines und desselben Namens, zu dessen Ausdrucke die Aegypter
ohne alle Seitens der Griechischen und Römischen Sprache verursachte Nothigung jetzt zwei,
drei, vier Consonanten und zwar Gutturale an einander ketteten, jetzt nur einen einzigen Conso-
nanten und zwar (nach Grotefend) einen Nichtguttural verwendeten, wie wenn sie den Laut <P in

<t>(i)l(_i)nn(o)g das eine Mal durch vier Consonanten das andere Mal bloss durch das einzige

■ ausdrückten. — Alle diese ohne voraus gegangene sprachliche Begründung gehäuften Schwierig-
keiten verschwinden, so bald man sich der Annahme zuwendet, welcher bis jetzt auch nicht das
Geringste im Wege steht, dass diejenigen Zeichen, welche wir beständig als die Vertreter der
Griechischen und Römischen Vocale antreffen, auch wirklich in dieser Zeit bei den Aegyptern für
Vocalzeichen galten, mochten sie nun früherhin, insgesammt oder zum Theil aus Gutturalen hervor

1) Ich habe früher die Hieroglyphe v in diesem Ovale mit Rosellini für ein E gehalten, den Namen jedoch nicht
n ie Hos. sondern N(e)rouae=Nervae gelesen (s. p. 813. no. 6. 362. no. 3.). Das Koptische wird über der-

gleichen nncorrecie, halb Griechische halb Lateinische Formen nähern Aiifschluss geben. ledoch dürfte es wohl natürlich-
er sein, die rein Griechische Form NEROYAI, wie sie natürlich auf den Monumenten steht (s. z. B. Bokckh Corp.
tnscr. Gr. Vol. II. no. 21780 für die Aegypter fest zu halten. Wir dürfen daher diesen Namen wenigstens nicht als einen
Fall betrachten, welcher für den E-Laut der Figur x Zeuguiss giebt.
 
Annotationen