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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0536

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8 y s: c tri (I e r H;i e r> osgj y p h i k

E (.-.- Zere), welches gleich dem diphthongescirenden e des Sanskrit undGothischen aus ai her-
vor ging und sich bei der graphischen Vernachlässigung des Vaters der Vocale A an seine Mutter
I anschloss. Das eigentliche Element des 1 blieb aber das dem J so nah verwandte 1, so dasS
man, auf das eben bemerkte öftere Erscheinen des '=1 in den älteren Inschriften fassend, sagen
darf, es sei das '=1 in der Semitischen Schrift (wohl zu unterscheiden von Sprache) das erstge-
borne der Vocalzeichen gewesen, eine Erscheinung, die sich wohl auch von dem allgemeinen Stand-
puncte der Physiologie der Schrift aus rechtfertigen lassen dürite. Allein man würde sehr irren,
wollte man in jenen Schriftdenkmählern ein beständiges Bezeichnen der Laute I, U, 0 erwarten.
Im Gegentheile sind dieselben so gar da, wo die Stimme voll auf ihnen ruhte^ meistentheils nicht
geschrieben worden, geschweige denn, dass man sie in den Lautschnellen graphisch fest zu halten
gesucht hätte. Eben so blieben auch alle anderen Vocale, deren bestimmter Umfang für die älteste
Zeit sich freilich nicht nach der masorethischen Punctation ermessen lässt, unbezeichnet. Etwas häufiger
beginnen dieselben Vocale 1 I und 1 U, 0 sich in der Iüdischen Münzschrift bemerklich zu machen.
Einen desto auffallendem Abstand von diesen Schriftdocumenten aber bieten die mit zahlreichen
Vocalbuchstaben versehenen Palmyrenischen Inschriften dar, deren älteste in dieser Hinsicht eben
nicht merklich von den jüngeren abweicht und dadurch im Vergleiche mit den nach Chr. geschla-
genen Münzen von Tyros und Sidon wieder einen deutlichen Beweis dafür giebt, dass eine alter-
thümliche Schreibart für sich allein das höhere Alter eines Denkmahles keineswegs begründen kann.
Den besten Maassstab für den Umfang der Vocalsetzung in der Palmyrenischen Schrift geben un-
streitig die in dieselbe übergetragenen Griechischen und Römischen Worter, indem man erwarten
sollte, dass so wohl die in dem Griechischen und Römischen damaliger Zeit ungleich mehr als im
»Semitischen herrschende Vocalbestimmtheit, als auch der bei dem Ausdrucke fremder Wörter zu be-
zweckende höhere Grad von Verdeutlichung die Palmyrener veranlasst habe, in der Vocalsetzung
hier gleichsam einen Schritt über ihre eigne Schrift hinaus zu thun. Auch hier treffen wir am Häu-
figsten das I, wie die Wörter Sßjptßjmlos, lullßjs, Aurß~)llß~)s, AavßJlI^osJ, Kßi)&-
Cs}I£aJha, Sßjjnklßjllka, PßiQlInos, Pßiijllna, M(cQrIa>, Lßjglona, Tßjbßjrlßjs
JÜodI(oJs lehren. Völlig wie in der Hieroglyphenschrift ist es in Juli(oJs AurßJUßJs, AurßJ-
UßO unü" Tßjbßjrißjs KlodiQoJs mit Bevorzugung vor dem 0 geschrieben worden. Ueber-
haupt sind diese Namen so gebaut, dass sie uns buchstäblich die hieroglyphische Schreibart dersel-
ben in das Gedächtniss rufen. 1 Ausserdem steht das '=1 für das Griechische EI in KrßJspEI-
nos und Kß>~)lßf)nEIa, lässt also den Unterschied zwischen I und I unberücksichtigt, steht dann
ferner für H, V, in Higßjmona und übernimmt die Stelle des AI in QdInßQlh=OdAhuUh. —
Nächst dem ^I begegnen wir dem 1 als U in BOYh], DUkßJnßQra, IVLißJs, OY(»o-
dßsj, als Y in SCeJICeJYkos und AYrßyi(oJs, ferner als 0 und zwar mit Gleichgültigkeit
gegen die Kürze und Länge des Lautes in SßJp{ß)miOs, KrßQlßJsl'Os, H(T)pQnJkQs,
PßäJlinOs, LßJgiOna, HigCeJmOna, KrßJspinOs, AlßJksßQndrOs , DßQmOs, TßiJdmOr,
KlOdiCoJs, S(c)l(e)ukOs. Was die Stellung des Vocales in dem Worte selbst anbetrifft, so
springt in die Augen, dass es meistentheils die Vocale zu Ende des Wortes sind, welche ihr
Schriftaeichen erhalten haben, wesshalb so häufig die Griechische Endung lös entweder vollständig

t) Bopb hehrijeb. d. Sanshrita Sjjr. p. 10., Klein, Krit. Gramm, der Sansln: Spi: p. tl., Giumji Deutsche
Gramm, f. p. 33. 36. vgl. Gesenius Gramm, d. ttebr. Spr. 10tu Ansy. v. 24.
 
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