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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0535
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von Cliampollion.

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buchstaben sind allein ' und \ Das 1 (als Consonant bekanntlicli V), welches kaum ein Paar Mal
auftritt, umscbliesst die Laute 0 und IL Das ' (als Consonant J) von ungleich häufigerm Vorkom-
men, ist die eigentliche Stütze des I. Doch vertritt es laut der spatern Punctation auch das unreine

Ueber diese nach beiden Seiten hin Stall findende Dmwendung kann auch kein Zweifel sein, da die genannten Vocale, wie
Hupfeld l. I. bemerkt „im Vordermunde mit Consonantenorganen gebildet werden," daher denn die mit gleichen Organen
gebildeten Vocale eben so leicht in die verwandten Consonanten als diese in jene übergehen können, woher denn wohl
auch die Entstehung wurzelhafter Vocale in den schwachen Stämmen aus (organisch verwandten) Cousoimuten (s. oben
p. 4G6. ho. 3.) zu erklären ist. Dazu kommt ferner, dass sich das Entstehen der Vocale aus Consonanten palaographlsch-
etymologisch nachweisen zu lassen scheint. So heisst Haus PPS BajUr, und wird im Stat. construct., wo sein Ton
durch eine Lautschuelle zu dem mit ihm verbundenen Worte hineilt, zunächst gesprochen Bult, und dann nach dem Laut-
übergange von ai in e: Bit (vgl. .BaeS-der Sept.) und sostehtesbesläudig inder spätern Orthogr., wie W-\ j-)Vj}
Q^iy D'3 »• In dieser Verbindung hat sich nun der Consonant ' Jod zu dem Vocale 1 I erweicht und eben wegen
dieser Vocalisirung wird das i in den älteren, die Vocale so selten bezeichnenden Inschriften beständig nicht gesetzt (s.

tn^jj na inscr. Mein, ii., rcha*? ria &*r. Leptin., onp na i* un dz inscr, Nor., na

Inscr. Tugg.). Kine spätere Zeit aber nahm au dieser Schreibart Anstoss (man denke nur an die leichte Verwechselung
mit n2, Tochter,) und schrieb (so schon die älteste Palmgr. InschrJ beständig mit eingesetztem Vocalbuchstaben n"q
(Auf ähnliche Weise tadelte Kopp l. I I. p. 263. Swinton's Auffassung von Q^j? j"q in der Inscr. Melit. Ii. na$
meinte, „es möchte zu kühn sein, das Auslassen des l zu unterstellen".) — Die älteren Inschriften (s. Inscr. Melit. I.
u. III. Hamak. I.), Inscr. Cypr. XXIII., XXIV. Inscr. Humb. III.) schreiben £\S', Mann, wo die jüngeren (s. Inscr.
Carpent., Papyr. Blacas.) gleich wie die Codices tyitf geben. Die Wurzel, aus welcher t£>N entstand, ist unstreitig tjn
est, (vgl. as im Sanskrit esse). Das 1 erweicht sich und wird Vocal. Da aber im ällern Sem. kein Vocal im Anlaut ohne Guttural gespro-
chen werden kann, so wird N vorgesetzt: t^l^« Allein da der aus dem Consonant 1 entsprungene Vocalbuchstabe i zu setzen nicht
nothwendig war, so gestaltete sich {J'iN zu tJ'x und so sehen wir selbst auch einige Mal in d. Codd. (s. Gksex. Lex. unter
-VN:=tJ>'>), Das Syrische aber schreibt mit J"l statt t£> (s. oben p. 473), das Arab. wieder (J^j- Auf analoge Weise»

schrieb die ältere Zeit das Derivativum ti*X, vir (gleichsam ens)f wo die längeren bei ihrer Vorliebe für die Vocalse-
tzurjg und um jede Verwechselung mit ti'N, Feuer, zu verhüten, tS^N setzten. — Eine der bekanntesten Benennungen
ner heidnisch-semitischen Götter war (vgl- Inscr. Melit. I., Inscr. Num. I). u. E bei Ges. Paläogr. St. p. 76., Tn-
«cr. Pun. biling. u.a.), Ö'OO', ß'(e)l, Herr. Der Consonant j; erweichte sich und ward Vocal, hier A, dort E. Den Vocal
*h schreiben, war nicht nothwendig. Darum liest man in jenen Inschriften u. selbst in den Codd. auf das Häufigste
Allein auch diese Schreibart missfiel den jüngeren Orthographen und so treffen wir bei den Zabiern^-±z>> bei den Arab.
"nd bei AenPalmyr. b'Q (vgl. b}zbj)}b beiSwiNMWi. I- Tab.XXX.tio.l. p. 736.'PlZTOTobenp.474,5.) womUGKSKX.Paläog.Stud.
P- 105. rb^—r^vz zusammenstellt, vgl. 2N'l0u. z)i2,~IN3 TI2. i-Wa «. Wßtffftir\ u. VXy& u. )b u.a. Wenn Kopp IH.

115.) lehrt: „Die Griechen, welche unmittelbar diese Buchstaben (l, l) aus dem. semitischen Alphabete erhielten, be-
kamen sie als Vocale. (Und wie früh geschähe dieses!) Das Iod^ welches der Grieche nie als Consonant gebraucht hat,
erhielt erst unter den Römern seine doppelle Potenz!" so zeugt er dadurch offenbar gegen sich selbst. Denn wir wissen
ja mit Bestimmtheit, dass fast alle die Buchstaben, aus welchendie Griechen ihre Vocale bildeten, bei den Semiten Consonanten
^'aren, soN'=H, (s. über X unten p. 488., 1., bei den Griechen A), so n—H, h (bei den Griech. E), so ~=ch (bei den Grie.
'S Spirit. asp. dann H, ^) so y, dessen eigentümlichen Gutturallaut wir durch gh bezeichnen wollen (bei den Griech.
0). Und zwar hatten diese Buchstaben bei den älteren Semiten nur Consouantenpotenz. Aber auch das 1 bekamen die
kriechen als Consonant, indem es die Mutter ihres Digamma K war. Ob nun die Griechen gleich bei der Annahme ihres
Alphabetes au dem ) auch einen Vocalgehalt wahrnahmen und für denselben das Zeichen V (späterhin Y) ausprägten, lässt
sic'i nicht mit Zuverlässigkeit bestimmen. Denn obgleich dieser Buchstabe von Aristoteles zu den ältesten Griech. Buch-
staben gerechnet wird (Punii HM. Nal. VII, 57.) „na obgleich er sich auf den ältesten Griechischen, Etrurischen, Uin-
•»Wachen und Lateinischen Inschriften findet, so wird dadurch doch nur sein hohes Alter begründet, während das spätere
^""scheinen des Vocalbuchstaben 1 im Semitischen zu verrathen scheint, dass er erst einige Zeit nach der Aufnahme des
Pl"'nikischen Alphabetes selbsttätig von den Griechen ausgeprägt wurde. Spricht nun aber die Analogie der Consonanten
^5 M, PI, J7, 1 nicht bedeuteud dafür, dass auch der Consonant 1 J das Griech. 1 an« sich hervor gehen Hess? Und ha-
eu Wir wenigstens nicht den unwiderleglichen Beweis, dass die Griechen fast alle ihre Vocale aus Semit. Consonanten
^weichten «nd dass mithin der Satz von der Möglichkeit der Vocalbildung aus organisch verwandten Consonanten hier
«eine volle Richtigkeit habe?

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