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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0596

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542

System der Hieroglyphik

che Weise mit mir Während nun das Chaldäisehe rvfo mit seinem J noch einen Schritt vor
dem I des Hebr. rp^a zurück steht, so hat es doch gleich dem Syrischen 2) mit seinem weichern
X in Peal und noch mehr mit dem der abgeleiteten Conjugationen das Hebräische überholt 3).
Am weitesten ist jedoch die ausgebildetste der Semitischen Sprachen, die Arabische, vorgeschritten.
Hier ist in unseren Formen von keinem x, sondern lediglich von einem ^ w und <5 j die Rede 4).
Allein angenommen, das Semitische sei wirklich in den genannten Verbis einen seiner allgemeinen Guttu-
ralbildung entgegen gesetzten Weg gegangen und habe aus dem weichern Spirant J den härtern Hauchlaut
H entwickelt, so gelangen wir doch immer zu derselben nahen Verwandtschaft des H mit dem J,
welches, so zu sagen, ein llüssiges I in sich trägt. Wird nun hierdurch die Entstehung des dem
altgriech. E inwohnenden breiten 1-Lautes vermittelt? — Ich gestehe, nach meiner Ansicht nicht.
Denn unbeschadet des leicht Statt lindenden Ueberganges vom H zum J, so ist doch das H, so
lange es noch dieses und nicht schon J geworden, durchaus frei vom I-Laute, ja es ist bei seinem
Sitze im Kehlkopfe von diesem im Vordermunde gesprochenen Vocale so weit entfernt als nur ir-
gend ein anderer Consonant. Darum erklärt es sich leicht, warum im Semitischen das n nie in I
quiescirt5). Zwar könnte man als Beweis vom Gegentheile das oben p. 480. no. 2. angeführte, durch die
Griechische Beischrift EPHNH sattsam documentirte NJIH ansehen, vornehmlich, wenn man mit

len, weljan wühlen, zeljcm zählen, zemjdn zähmen, werj an ■wehren, streujan streuen u. s. w. Das Mittelhoclid. milderte
diese Härten, es brauchte nur noch selten cch oder kch für ck, es säuftigte sogar, wie wir gesehen, das scharfe h, wel-
ches es häufigst noch für ch brauchte, in j, allein es schob doch noch öfters ein h ein, wo es das Neuhochd. fallen liess,
wie in DäniUel, Michahel, Gabrihel. Es sänftigte zwar /( durch ,; wie in drähan, draejen, allein das Neuhochd. spricht
in dergl. Fällen, drehen, mähen, nähen u. s. w. das h entweder gar nicht oder dpch beinahe unvermerkbar aus. — In der
Regel nimmt das ungebildete Organ beim Sprechen einen zu starken Anlauf und bewirkt dadurch uimüthige Verdoppelung
und Behauchung einfacher Laute. Nur darf man sich nicht dadurch irren lassen, dass in der ältesten Zeit diese und selbst
regelmässige Verdoppelungen und Aspirationen gleich den Vocalen nicht geschrieben, wohl aber desto vernehmlicher ge-
sprochen wurden.

1) Gksenius Hebr. Gram. p. 128. „Wahrscheinlich stehen sie statt b^br}] "n(J das fl zwischen zwei Vocalen ist
in Jod erweicht (vgl. das plattdeutsche blöjen für blühen'). Im Syrischen wird N zwischen zwei Vocalen stets wie j
gesprochen. Die Form Jpn Ps. 138, 6. kann ebenfalls HipMl sein."

2) Hoffmann- Gram. Syr. p. 220.

3) Eine ganz verschiedene und zwar von einem ursprünglichen Vocalismus ausgehende Richtung nimmt Führst
Chald. Gram. I>- 175. fgg. an. Allein da dieser scharfsinnige Gelehrte bei seinem Bestreben, den genetischen Zusammen-
hang des Semitischen, Griechischen und Sanskrit nachzuweisen, auf eine zu auffallende Weise die Semit, und Griech. Pa-
läographie hintansetzte (bei dem Sanskrit gebot sich diess bisher leider von selbst), so liess er auch noch zu viel Zweifel
unerledigt. Natürlich, so bald man mit ihm das N, 1, 1 als „die etymologisch notwendigen Grundvocale" bezeichnet
iChald.Gr. p. 750 «ad die Aeusseruug p. 170.: „Wenn mau sich entschliessen könnte, die Fessel der Consouanleuhaftigkeit von
den fünf Buchstaben: Pi, V> 'j 1j N zu lösen, so bin ich der Ueberzeugung, dass man zu deu überraschendsten Erschei-
nungen auf dem Gebiete der Semitischen Sprachvergleichung mit dem Sauskritischen gelangen würde", als Grundsatz an-
nimmt, so wird man sich der Eigentlütmlichkeit des Einen um so mehr nähern, je weiter man sich von der Eigenthümlich-
keit des Andern entfernt. Das Sanskrit hatte gewiss seit der Zeit, als sich das Semitische von ihm los gewunden, eine An-
zahl Bildungsstufen zurückgelegt. Wenn man nun nicht hinsichtlich der Wurzelhafligkeit, sondern der Eormenbildung des
Semit, sich auf das vorliegende Sanskrit beruft, so scheint d'ess eine eben so preeäre Sache zu sein, als wenn man ohne
weiteres von dem Attischen oder der xoivr; aus das Pelasgisch-Aeolische fixiren will, wobei es dauu nicht au Zusammenstellungen
wie N~n=-jPW£/v (Fuerst p. 32.) fehlen wird.

4) Vgl. Ewald Gram. er. ling. Arab. p. 264. sqq.

5) Gksenius Hebr. Gr. p. 50. Ewald Krit. Gr. d. Hebr. ,Spr. p. 125. Hebr. Gram. p. 57.
 
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