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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0636

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582 System der Hieroglyphik

Ouintilians Iugendjahren noch schulgerechte QVOI sich mit dem Scipion. Q VOIEI auf keine Weise
an Breite und Fülle habe messen können. Wenn daher Mar. Victorin (s. oben p. 508. 513.) das
Latein. OE dem Griech. Y gegenüber stellte, so ist diese Erklärung wohl für die spätere Zeit zulässig,
wo ja nach Priscian und Max. Victorin auch der Lautinhalt des durch I und V bezeichneten I ping. mit
dem Griech. Y aufgewogen ward, hingegen im Bezug auf die Breite und Fülle des altlatein. OE=OI
durchaus unzureichend. — Von hellerm Tone als dieses OE=OI muss das bei den alten Römern gewöhn-
lich durch V ausgedrückte I ping. wie in oplumus, lacrumae, mahcupium, aeslumarc etc. gewesen
sein, da sich dasselbe in der Ciceronianischen Zeit regelmässig in I umzusetzen begann. Die Umsetzung
des alten, von Cicero als rustican bezeichneten V in I geschah indess, wie jeglicher Wechsel in der Na-
tur, nur im allmähligen Uebergange. Daher bedienten sich einige Männer von ausgezeichnetem literari-
schen Rufe, wie Salltistius, des V noch häufiger und, wie es scheint, in den Sdperlatiyen fast durchgängig,
daher trifft man es auf den Inschriften dieser und einer spätem Zeit noch oft genug *) und sieht
es in manchen Wörtern, Formen und Bedeutungen wie recuperare für recipcrare, simul für simile,
posiä für posü QwsicQ, quercubus etc. für quercibus/famulus und familia, facultas und facilUas2)
vor oder wenigstens neben dein I und in einigen Avie z. B. monumenlum (späterhin häufiger moni-
mcnluni) seltner als das I bis auf die letzte Sprachperiode festgehalten. Dass der Uebergang des
V in I nichts desto weniger keine blosse formelle Schriftveränderung, sondern eine materielle Laut-
wandelung in sich schloss, haben wir deutlich genug von Velius Longus und Cornutus (s. p. 521.)
vernommen. Iedoch war der aus V in I gelichtete I-Laut zu Ouintilians Zeit noch keineswegs
bis 'zu dem I exüe herabgesunken. Ia laut den Latein. Grammatikern tönte dieses I ping. noch
in einer viel spätem Zeit, ob schon es, wie zu erwarten, intensiv und extensiv bedeutend geschmä-
lert worden war, so dass man so wohl im Allgemeinen eine sehr unbestimmte und zum Theil sich
gegenseitig widersprechende Kunde von ihm gab, als auch im Besondern die Fälle, in welchen wie
z. B. in pilum, quo pinso, lenues I. plura haec feceris peila, quo plenius fud (s. oben p". 555.)
Lucilius durch sein EI offenbar ein I ping. hatte ausdrücken wollen, lediglich für eine productio
und correplio vocalis ansah j ein Irrthum, der bei den späteren Grammatikern um so verzeihlicher
ist, da sogar Quintilian in ihm vorangegangen war. — Doch wenden wir uns jetzt von dem I ping.
zu dem E ping. Dass nun in der ältesten Zeit das erstere von dem letztern bloss formell ver-
schieden war, ergiebt sich zuvörderst aus der phonetischen Gleichheit der Laute OE und Ol wie
in POENICIAS col. rostr. und POINICIO Gr. p. DXIL, OETANTVR Gr. p. CCII., OETI Or.
no. 2488. und OITILE Gr. p. CCCCXCIX, 12., OENOS Cic. de legg. und OINO Inscr/Scip.,
QVOE und QVOI, FOEDERE und F01DERE Tab. Heracl., COEPERIT und COIPERIT Gr.

1) GiiUTKii p. CXXXVIII, m. Aug. STVPVLAE, p. MCXT, 1. CVBVCLARIOS, 2. CVBVCVLARI, p. DXIX, 8. SSTVP
I>. DLX, 11. MILKT. SXVPJED. 0=sttpendia), p. DCCLXXVII, 3. S\'Ul=sibi, Oreuj no. 643. LEG1TVME, no. 3444. VIGVL,
no. 3508. PONTVFex, no. 2500. CLVPEA, no. 2154. CLVPEVM. ibid. Vol. II. p. 582. VICTVMÄS.

3) Vgl. oben p. 578. no. 3. Der von den Grammatikern auf die doppelte Schreibart gewisser Wörter begründete
Unterschied des Sinnes wie z.B. Fi.av. Ca™, p. 2342.: Clypeum aaniSa, clupeum ornumentum dices ist natürlich nicht
auf die älteste Zeit überzutragen und überhaupt mit grosser Vorsicht zu benutzen, da er häufigst nur ein Spiel des indivi-
duellen Gedaukens ist. Daher Sosir. Chams, p. 59. Ouare Pf.ixius Dubü Sermonis II. indistincto geuere dici ail, sed Iitera
Sitere (i. e. tiipeiöh et clupeuni), ut pugnatorium per I clipeum dicamns, quod est a clepere, i. caelare dictum, imagineni
vero per, V clupeum » clnendo. Sed haec tlilferentia mihi displicet propter communionem I et V literarum. nam et
mcuiums dicimus el i/iuxumus et optimus et oplumus, nec tarnen illa di/l'ereutia secernimus.
 
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