Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0635
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
von Champollion.

581

ganzen Zeit, welche wir durch Inschriften belegen können, nie mit dem V geschrieben worden,
wie unter anderen die auf den Scipion. Inschr. häufig vorkommenden VIR und VIRTVS. Allein
einerseits dürfen wir uns hierdurch zu keinem Präjudiz gegen eine frühere Zeit verleiten lassen,
wovor schon die auf den Inschriften, so viel ich weiss, eben so wenig nachgewiesene und doch
nothwendig für die älteste Zeit voraus zu setzende Schreibart von famulia für familia O und von
dem entgegen gesetzten Standpuncte aus das FACILE der Inscr. Scip. Flam., so wie das durch
seine Vertauschung des R mit S als sehr alt beurkundete plisima für plusima, pluruma und das Ennian.
fidus für foedus hinlänglich warnen, anderseits aber werden wir dadurch auf eine bereits in dem
hohem Alterthume vorhandene gradige Abstufung des vom I bis zum V abwärts laufenden I ping.
hingeführt, eine Abstufung, die ihren Grund theils in einer für gewisse Zeitabschnitte allgemein
gültigen Sprech- und Schreibart, theils aber auch in der Eigenthümlichkeit einzelner Schriftsteller
haben mochte. Dass nun die älteren Römer das I ping. überhaupt durch verschiedene Tonarten
hindurch führten, diess können wir nicht nur mit Bestimmtheit erweisen, sondern müssen es auch
dem Leser genauer entwickeln, weil damit die Einsicht von dem Lautinhalte des altem E ping.
in dem genauesten Zusammenhange steht. — Der dickste Laut des I ping. ward von den älteren
Römern unstreitig durch das OE und Ol ausgedrückt, was daraus erhellt, dass die Römer der clas-
sischen Zeit, so sehr sie auch das dunkle I ping. zu lichten geneigt waren, dennoch dieses OE und
Ol für den bei weitem grössten Theil seines Vorkommens (s. p. 563. no. 2.) in V umschrieben
und ihm dadurch, wenn auch nicht den Umfang seiner vorigen Tiefe, doch immer noch einen sehr
fetten I-Laut sicherten. Die von mir aus den Inschriften entnommenen Beispiele wird man nicht
für die vereinzelten Erscheinungen einer nur ausnahmsweise gangbaren Schreibart ansehen, da,
wie sehr auch die alterthümliche Schreibart in den aus den Handschriften gezogenen Texten ver-
wischt worden ist, unser OE dennoch sich häufig genug erhalten hat 3). Nur selten trat das OE,
Ol in das I über wie bei QVOE=QVOI=QVOEI in CVI, bei QVOIS in QVIS^ÖVEIS, loeber,
loebevlas in Uber, überlas. Die Zeit in welcher dieser dunkelste I-Laut im Allgemeinen aus der
Latein. Sprache schied, ersehen wir aus den Worten Quintilians: lllud nunc melius, tpiod CVI
Iribus, quas proposui lileris enoüanus: in quo pneris nobis ad pinguem sane sonum: QV el Ol
ulebantur, tantum ut ab illo QV1 dislinguerelur. Niemand wird übrigens bezweifeln, dass das in

1) Fest. Familia antea in liberis honünibus dicebalur, quorum dux et prineeps generis vocabatur paler et maler
familiae. Unde familiae nobilium, Pompiliorum etc., et familiäres ex eadem familia, postea lioc nomine etiam famuli appellari
coeperunt, permutata I cum V liitera. — Famuli origo ab Oscis dependet, apud quos servus famel nominabatur, unde et
familia vocata. Nojj. Marcell. p. 545. Famul—tsmulas. Enmus I. VIII. Mortalem summum forum» rezente reddidit,
ut suromo regno famul optimus esset. Lucbei. III, 1048. Famul iufiwus.

2) Vgl. P/uscian. p. 563.

3) Ciceb. de ler/ff. III, 3. Sunto--coeratores urbis.---Ast qnando dtiellum gravins, discordiaeve civium

escunt, oenus ne amplius VI menses, si senatus creverit, idem juris, quod duo consules, teneto etc. — ex quois senatus esto

---At si quid erit, quod extra magislratus coeratore oesus sit, qui coeret, populns creato, eique jus coerandi dato.

- — Iidem ad plebein, quod oesus erit, ferimto. Gem.. Noct. AU. IV, 2. XV, 11. Coerato, coeraret. Fest. s. v. Publica
pondera: Oetier. Plaut. Capt. II. 2, 4. circummoeniti. Bacch. IV. 9, 2. Moenitum. Cistcl. II. 2, 5. Admoeniri. Pseudol.
II. 1, 11. Admoenire. Lucrkt. IV, 221. Exesor moerorum vgl. Virgil. Aen. X, 84.), ibid. I, 30. Moenera militlai, I, 33.
Belli moenera, VI, 1238. Poenibat (vgl. Cicek. Tusc. Qu. I, 44. IV, 9.). Wie bäufig noch Poenus steht, ist bekannt.
Hei Plaut. Poenul. V. 2, 81. Nullus nie est liodie Poenus Puuior — ältere und jüngere Schreibart neben einander. Vgl.
Iul. Pontkder. Epist. I. de veteri scribendi ratione in Scriptorum rei rusticae veter. Latin, ed. Schneider I. n. 331.
 
Annotationen