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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0648

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591

System der Hieroglyphik

die Schmälerung der Mischlaute haben wir bereits gesprochen und müssen nur noch bemerken, dass
uns eben die unverkennbare Richtung der classischen Zeit in Ouintilians liere—herr bloss noch
einen schwachen Nachhall des ehemals in ihm und ähnlichen Wörtern ungleich stärker tönenden
I-Lautes wahrnehmen lässt. Daher schrieben Plautus und Terentius, welchen letztern (Phortn. I.
1, 2.) Ouintilian zunächst vor Augen gehabt zu haben scheint, mit grösserm Rechte heri und mah-
nen uns, den frühern Lautinhalt der Locativ- und Temporalform nicht an dem zu Quintilians Zeit
verkümmerten Mischlaute zu messen, den jedoch August immer noch durch das I von heri auszu-
drücken vorzog. Diese Verdünnung der Mischlaute genügte indess nicht. Man schuf einen Theil
derselben in reine I, 0 und U-Laute, einen andern selbst in reine E-Laute um. Ia so gar die aus dem
alten E niedergegangenen I und V galten für den Umfang, in welchem sie das dritte und zweite
Iahrhundert vor Chr. angewendet hatte, eben so wohl für eine Verschwendung der Kraftmittel, als
auch wegen ihrer Bildung im Vordermunde für eine noch zu grosse Hemmung der Sprachbeweg-
lichkeit und mussten sich desshalb in einem beträchtlichen Theile der grammatischen Formen, wie
z. B. in den Ablativen und Locativen auf I, in den Nominativen pl. auf IS, EIS, in dem Gerun-
dium auf IVNDVM *) die Umwandlung in den E-Laut gefallen lassen. Auf gleiche Weise wurde
ohne Zweifel auch die Breite der einfachen Vocale beschnitten und wenn man nun völlig davon
abstand, AA. CETEREIS, PEOYLATVV % LEEGE ALBAANA 3), IVVS, 10VS, CEIVIS und
C0NSCREIPTE1 zu schreiben (vgl. p. 551. no. 2.), so hörte man sicher nicht bloss auf, eine gleichmäs-
sig fortbestehende Vocallänge auf augenscheinlichere Weise zu bezeichnen, sondern man gab auch zu ver-
stehen, dass man die ehemaliche Dehnung der einfachen Vocale nicht mehr in gleichem 3Iaasse fortwähren
liess. Endlich suchte man der Häufung der Vocale durch eine, besonders dasl treffende Elision, Syncope4)

et leniter geht das aspere auf die Häufung der Gutturale, das vasle auf die Dicke der Vocale und MIscMätite und das hiulcn
auf die Häufung derselben, welche den angefüllten Mund im eigentlichen Sinne des Wortes nicht zum Schliessen kommen
liess. Vgl. auch über die Lautglättüng Cickr. Orut. 45. sqq.

1) Iu dem FACEVJSfDVM bei Grutkr p. DXXXVII, 8. sieht man vielleicht ein alles E ping., vielleicht einen
Grammatikaler, vielleicht aber auch ein vereinzeltes Bestreben, die pinguitudo von IV durch KV zu sänftigen, während
man diess der Regel nach durch das Gegeutheil von EV durch IE bewerkstelligte. Daher begreift man auch das Streben
der Römer, das Grieeh. EI vor ihrem V wie B. iu novocwv, anovdtiot; etc. lieber durch das E iu museum, spondeus etc.
als durch das sonst so gewöhnliche I auszudrücken.

2) Lex de aug. Viat. bei Gruter p. DCXXVIII.

3) Oiielli no. 1287. VEMOVEt. PATREI |] GENTEILES IVLIEI. Ab altera parte: LEEGE ALBAANA DICATA.

4) Vgl. das alte rien, rienin für ren b. Sos. Chams, p. 24. Priscian. p. G45., balineum (s. Grut. p. CCCLXXYI,
s. Orelli. no. 4328. balinearhmi Gr. p. CLXXI, 8. Or. no. 3692. und Scheller, vgl. Schneider Formenl. p. 482.)
für balneum (so schon im cenotaph. Pis. Okel. no. 643.) vgl. Sos. Chams, p. 76., callm für clam bei Fest. p. 202., das
alte aneipes und praeeipes für aneeps und praeeeps bei Sos. Chams, p. 67. 96., hospita für hospes, antistita für antistes
ibid. p. 77. vgl. Accius bei NoN. Maiic. p. 758. n. 29., Itiner (Plaut. Varro. Lucret.) für das spätere iter s. Sos. Marc.
p. 75.5., EvenatCExs.') für eveniat s. ibid. p. 770., das alte frondis, mentis, sortis für fronds, Uns, mens, sors s. Schnei-
der Formenl. p. 469. stirpis u. Stirpes für stirps, Ofiis für Ops ibid. p, 183., vulturis für vultür, muyiüs für mut/U
ibid. p. 469., Priscian. p. 769. Aphistra et aplustria antiejui protulisse inveniuntur. — — Majora et miuora et plura
dieimus, quaiuvis etiam autiqui pliiria dixeruut, uude compositum compluria, vgl. Gell. N. A. V, 21. Sos. Chams, p. 44.
100., woraus erhellt, dass pluria die ältere Form war. Bemerke ausserdem das Verhältuiss der Genitive der 3t. Deel,
auf um va\ denen auf ium. Audere Beispiele auf I und audere Vocale, wie awlacter für audaciter, misertus für miseritus,
hercle für hercule, extemplo für exlempulo elc. s. bei Schneider Elementarl. p. 161. 170. Iul. Ponteder. Ep. II. de
vet. sci-ib. rat. p. 341. Multa expanduntur apud veteres, quas secuta aetas compingit et coaretat: cavitum cautum, vacious
vaeuus. Varro aeuitwn posuit pro acutum, inruj'wa pro irrigua, tricilinio pro tricUiüo, nuculeos pro nuckos (quo eiiam
 
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