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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0651
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von Ch ainpollion.

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mente bei Grate* p. DVI., DVIII. IOVS und IVS, IOVDEX und IVDEX, IOVDICIVM und IVDI-
CIVM etc. brauchen. Dicht neben einander steht auf der Tab. Heracl. REFICIVNDAS und
REFICIENDARVM und auf einer spätem Inschr. bei Orelli no. 4132. DIE NATALI und DIE
NATALE i). Gleichwie sich aber das NATALE auf das NAVALE der col. rostr. berufen konnte,
so wusste sich das bei Gell. Noct. Att. v, 21. von einem reprehemor audaculus verborum 2) als
barbarisch verworfene pluria und comphiriu bei anderen durch den Gebrauch des M. Cato, Q. Clau-
dius, Valerius Antias, L. Aelius. 1». Nigidius, jj. Yarro und durch den an Pacuvius Labeo gerich-
teten Brief des Sinnius Capito mit der Ueberschrift: Pluria, non phira dici dcbere zu empfehlen.
Dasselbe Verhältniss wiederholt sich bei den Genitiven auf ium und um und in vielen anderen
Formen.

Wir haben bisher von einem doppelten E der Lateiner gehandelt, von einem der ältesten
Zeit eigenthümlichen, dem altern Griechischen E—EI nahe verwandten Eping. mit trüben I-Laute,
und von einem E mit reinem E-Laute. welches, obschon an sich von hohem Alter, doch erst in
der classischen Sprachausbildung zu seiner ausgebreiteten Herrschaft gelangte. Wir müssen jetzt
noch auf ein drittes E aufmerksam machen, welches seinen 'Lautinhalte nach dem zweiten gleich,
nur durch seine missbrauchsweise Anwendung von ihm verschieden ist. Wie sich nämlich das E
wegen der grossen Leichtigkeit seiner phonetischen Erzeugung den Sprachbildnern der classischen
Zeit empfahl, so machte es sich aus demselben Grunde auch bei den Sprachverderbern beliebt,
indem diese zu träge, um den Sprachwerkzeugen die zur Hervorbringtmg der schwereren \ocale
nöthige Spannkraft zu geben, statt deren häufigst das bequemer zu schaffende oder sich gewisser-
maassen von selbst darbietende E brauchten, Avie wenn man z. B. statt CAESARIS das schlaffere
CAESERIS sprach und öfters schrieb (Orelü no. 2639. 2809. 4202.). Dieses ungebührliche E
Von dem regelmässigen alten E ping. auf den Inschriften mit Bestimmtheit zu unterscheiden , ist oft
äusserst schwierig und bisweilen ganz unmöglich. Zwar werden wir das letztere bei seiner vor-
herrschenden Stellung nicht in solchen Inschriften verkennen, welche wie die der col. rostr. und
der Scipionischen Denkmäler von unbezweifeltem Alter den Verdacht einer gemeinen Sprachweise
und einer fahrlässigen Orthographie von sich entfernt halten, und wohl auch nicht in solchen, denen
für das fragliche E, als Ueberrest älterer Schreibart, nebst dem unzweideutigen Charakter der
Alterthümlichkeit das gültige Zeugniss eines Römischen Schriftstellers zur Seite steht, wie z. B.
dem MENERVAI in P. SPECIOS || MENERVAI || DONOM PORT || bei Orelü no. 1421. vgl.
oben p. 544. no. 5. 33. scj10n unsicherer, ob wohl noch mit Wahrscheinlichkeit, geben uns dieses
ältere E, wenn auch nicht sehr alte, doch anderweit unverdächtige Inschriften in den Sprachfor-
men, in welchen es früherhin allgemein üblich war, wie z. B. in VIXET (Orelli no. 487.), FECET
(Grut. p. DCLI, 6.), VIVOS=rin« FECET (Grut. p, MCXVIL 2.), POSSIDEBET (Orelli no.
4514.), S1BE (Gr. p. DCCCXXVII, 2.), NISE (Or. no.4609. 4627.). Das weniger hohe Alter
der Inschriften allein darf durchaus nicht als Gegenbeweis angesehen werden, da bekanntlich sehr

1) VTA TBIVMPHALE Grut. p. MLXXXI, 1., IN COLLE QVIRINALE £61s) iu calenä. ant. Obelli FI. p. 306.

2) Dass aber dieser audaculus nicht allein stand, zeigt Sos. Chams, p. 44. phira a plus, non pluria, vgl. p. 100.

3) Hierher gehört auch promenervut pro monet (iu Saliari Caroline) bei Fest, p. 3S3. verglichen mit Minerva
dicta, quod heue moneut, ibid. p. 318.
 
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